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BASF: VERKAUFEN – Q4 2021 enttäuschend, schwacher Ausblick 2022 durch Ukraine-Krieg weiter herabstufungsgefährdet

Ukraine-Krieg verschlechtert 2022er Perspektiven nochmals

NTG24 - BASF: VERKAUFEN – Q4 2021 enttäuschend, schwacher Ausblick 2022 durch Ukraine-Krieg weiter herabstufungsgefährdet

 

Am letzten Freitag, dem 25.02., legte BASF, der weltführende Produzent diverser Industriechemikalien für das Automobil-, Elektro-, Bau-, Konsum-, Pharma- und Agrarwesen sowie zusätzlichen Öl- und Gasförderaktivitäten über ihrer 72,7%ige Beteiligung Wintershall DEA, ein Jahresergebnis 2021 vor, dass vor allem aufgrund massiver Margen- und Gewinnabschwächungen im 4. Quartal insgesamt enttäuschend schwach ausfiel.

Die zudem aufgrund fortgesetzter Corona-Belastungseffekte (vor allem anhaltende Lieferkettenstörungen, weiterhin erhöhte Rohstoffinput- und Logistikkosten sowie erwartungsgemäße Konjunkturverlangsamung ab dem 2. Halbjahr) vom Vorstand der BASF (DE000BASF111) – selbst noch vor nun weiter absehbaren Belastungseffekten durch den Russland-Ukraine-Krieg – für das Jahr 2022 bereits in Aussicht gestellte Geschäftsabschwächung gegenüber 2021 sorgte darüber hinaus für eine zusätzliche Enttäuschung unter den Analysten und Anlegern.

So übertraf in 2021 allein der 33%ige Anstieg des Konzernumsatzes auf 78,6 Mrd. EUR sowie im 4. Quartal – in etwa proportional zur Gesamtjahresentwicklung – um + 24 % auf 19,8 Mrd. EUR die Analystenerwartungen moderat.

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Werbebanner EMH PM TradeAls qualitativ kritisch stufen wir jedoch bereits auf dieser Ebene des Umsatzes ein, dass im Jahr 2021 dem 33 %igen Umsatzanstieg lediglich eine 11%ige Absatzsteigerung, dafür aber durch konjunkturbedingt erfolgreiche Überwälzungen der stark gestiegenen Rohstoffkosten gleich eine durchschnittlich 25 %ige Anhebung ihrer Produktpreise zugrunde lag. Noch weit dramatischer fiel diese Diskrepanz zwischen der Absatzmengen- und Preisentwicklung bei BASF sogar im 4. Quartal aus, in dem sich der 24 %ige Umsatzanstieg aus Preissteigerungen von knapp 19 %, jedoch nur noch einem Absatzmengenanstieg um weniger als 3 % gegenüber dem Vorjahr zusammengesetzt hatte.

 

Gewinnentwicklung Q4 und Ausblick für 2022 enttäuschend

 

Auf den nachfolgenden Ebenen aller Gewinngrößen zogen sich jedoch von Quartal zu Quartal immer stärker zunehmende um im 4. Quartal ihren Höhepunkt erreichende Kostenbelastungsfaktoren, wie vor allem die hohen Rohstoff- und Energiekosten, höhere pandemiebedingte Logistikausgaben sowie gerade im 4. Quartal auch zudem höhere fixe Verwaltungsausgaben und Bonifikationszahlungen als durchgängiger roter Faden durch die zunehmend gebremsten Gewinnrealisierungen aller Sparten.

Folglich blieben trotz starken Übertreffens der Analystenprognosen in den ersten 3 Quartalen 2021 diese im Gesamtjahr 2021 mit dem operativen EBITDA-Anstieg um + 53 % auf 11,4 Mrd. EUR, dem EBIT-Anstieg um + 119 % auf 7,8 Mrd. EUR sowie dem Anstieg des Gewinns vor Steuern um + 125 % auf 7,5 Mrd. EUR nun jeweils knapp um rd. – 1 % hinter dem Analystenkonsens zurück. Auf der Ebene des Nettogewinns wurde dieser mit der Verwandlung des Vorjahresfehlbetrags von – 1,0 Mrd. EUR in einen nunmehr erzielten Konzernüberschuss von + 5,5 Mrd. EUR um – 2,5 % verfehlt.

Aus den geschilderten Kostengründen blieb BASF jedoch gerade im 4. Quartal in seinem Gewinnausweis nun um Längen hinter den Analystenerwartungen zurück (so mit dem nur noch mageren Anstieg des EBITDA-Gewinns um + 4,5 % gegenüber dem Vorjahr relativ zu den Analystenprognosen um ca. – 5 %, mit dem 10%igen Anstieg des EBIT-Gewinns um ca. – 7 %, mit dem 30%igen Anstieg des Gewinns vor Steuern gleich um – 32 % sowie dem sogar eingetretenen 15 %igen Rückgang des Nettogewinns um – 24 %), was einen wesentlichen Hintergrund für die sofortige deutliche Negativreaktion der Aktie auf diese Ergebnisvorlage vom 25.02. dargestellt hatte.

Für eine klare weitere Enttäuschung unter den Analysten und Anlegern sorgte BASF jedoch im Zuge ihres anschließend abgegebenen Geschäftsausblicks für das laufende Gesamtjahr 2022, in dem – noch vor allen möglichen und laut CEO Martin Brudermüller bislang kaum abschätzbaren direkten und indirekten Geschäftsdämpfungseffekten durch den seit 24.02. ausgebrochenen Russland-Ukraine-Krieg – für 2022 vor allem in Fortsetzung o.g. Corona-Kostenbelastungsfaktoren wie auch einer insgesamt verhalteneren Kundennachfrage nun nur noch eine Umsatzerzielung von ca. 74 – 77 Mrd. EUR avisiert wird (2021: 78,6 Mrd. EUR), während der bereinigte operative EBIT-Gewinn auf nur noch ca. 6,6 – 7,2 Mrd. EUR hinauslaufen dürfte (2021: 7,7 Mrd. EUR).

 

Durch Ukraine-Krieg Preisdurchsetzungs- und Geschäftsaussichten nochmals kritischer

 

In diese zurückhaltenden Konzernerwartungen für 2022 sind nach Vorstandsabgaben jedoch aber auch insbesondere bereits eine vollständige Durchsetzbarkeit erheblicher weiterer Preissteigerungen für ihre gesamte Chemieprodukt-Palette vor allem im laufenden 1. Halbjahr voll mit eskomptiert, deren komplett erfolgreiche umsatzwirksame Umsetzung wir in der von nun an fraglos zunehmend gedämpften globalen Konjunktur- und Kundennachfragedynamik und künftig sicher auch noch verschärft durch den jetzigen Ausbruch des Russland-Ukraine-Kriegs jedoch momentan stark bezweifeln.

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Auch wenn die direkten Konzernumsatzbeiträge für BASF aus Russland (rd. 1,2 %) und der Ukraine (rd. 0,2 %) grundsätzlich nur marginal sind, so dürfte jedoch die hiervon sicher unweigerlich ausgehende zusätzliche Konjunkturabkühlung in Gesamteuropa wie aber auch eine durch den Krieg sicher nun noch längerfristige Erhöhung der Öl-, Gas- und auch petrochemischen Naphta-Preise (wichtiger Einsatzstoff für viele der Basischemikalien von BASF) nach unserer Erwartung der Umsatz- und Gewinnentwicklung von BASF in 2022 doch letztlich weit mehr zusetzen als das der Konzern derzeit auf seiner Rechnung haben dürfte.

 

Wintershall DEA mit massivem Russland-Risiko, BASF-Ausblick für 2022 daher fraglich

 

Zwar dürfte die in 2021 angesichts der explodierenden Öl-/Gaspreise boomende 72.7%-Beteiligung am global aktiven Öl/Gas-förder- und Transportkonzern Wintershall DEA, die derzeit mit rd. 9,5 Mrd. EUR in den Büchern von BASF steht (= rd. 17 % des aktuellen Firmenwerts) und in 2021 bei einem Umsatzsprung um + 110 % ihr Vorjahresdefizit von – 839 Mio. EUR in einen Nettogewinn von 593 Mio. EUR verwandelte, auch künftig für BASF natürlich weiterhin ein sehr dankbares Gegengewicht zu ihrer konzerneigenen Kosten- und Margenklemme durch steigende Energie-Inputpreise darstellen.

Auf der anderen Seite weist Wintershall DEA jedoch eine ungleich höhere Russland-Sensitivität als BASF selbst auf (rd. 48 % ihrer Öl-/Gas-Förderung entfällt auf Russland) und hat sich dort außerdem mit einem 730 Mio. EUR-Darlehen an der seit September 2021 fertiggestellten, jedoch mittlerweile von den führenden westlichen Staaten einhellig sanktionierten Inbetriebnahme der von Russland in die deutsche Ostsee führenden Gaspipeline Nordstream 2 (Betriebsgesellschaft ist eine Schweizer Tochter von GAZPROM (US36828720789)) beteiligt.

Trotz möglicher Schadensersatzforderungen von Wintershall DEA an Gazprom im Falle einer nun weiter längerfristigen oder gar endgültigen Betriebsstillegung von Nordstream 2 ist jedoch aus unserer Sicht nun fast sicher - wesentlich gravierender - ihre vollständige reziproke russische Geschäftssanktionierung als westlicher Konzern durch die russische Regierung zu befürchten. Auch in diesem für Wintershall DEA sehr maßgeblichen Standbein ihres Russlands-Geschäfts erachten wir daher nun empfindliche Geschäfts- und Ertragsausfälle in 2022 schon fast als vorprogrammiert.

Neben dem hierdurch zweifellos in der exakt korrespondierenden Höhe gerechtfertigten Abschlag von rd. 50 % auf den in den BASF-Büchern stehenden Wintershall DEA-Firmenwert, wie ihn nun z.B. auch das Analysehaus DZ Bank in ihren internen Kalkulationsmodellen für BASF vorgenommen hat (= damit rd. 8,5 % des BASF-Firmenwerts ausmachend), dürfte der Konflikt mit dem weiteren rd. 28%igen Eigner von Wintershall DEA, der Investmentfirma Letter One unter Leitung des russischen Oligarchen Michel Friedman, um die schon seit 2020 von BASF ständig anvisierte und durch Letter One bisher dauerhaft blockierte Börseneinführung dieses Konzerns im jetzigen politischen deutsch-russischen Krisenumfeld nun natürlich ebenfalls weiter eskalieren.

Auch wenn BASF diesen Börsengang von Wintershall DEA beteiligungsvertragsrechtlich ab 2023 auch auf eigene Faust ohne jede Zustimmung von Letter One „durchboxen“ könnte, so ist auch diese Problematik zumindest für das psychologische Sentiment gegenüber der BASF-Aktie momentan fraglos ebenfalls klar abträglich einzustufen.

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Werbebanner ISIN-WatchlistIn dem nach Kriegsausbruch in der Ukraine, wie oben geschildert, trotz des nur sehr geringen Direktengagements von BASF in Russland oder der Ukraine außerdem in den nächsten Monaten gesamtwirtschaftlich als weiter klar korrekturanfällig einzuordnenden Konzernausblick für 2022 werten wir den heutigen weiteren Kursabschlag um – 6 % daher als völlig folgerichtig und schon fast zwingend angezeigt. Denn auch das momentan noch offiziell mit einem Wert von rd. 10,5 kalkulierte KGV (2022e), dem derzeit jedoch lediglich die Annahme eines recht moderaten und aus unserer Sicht weitaus zu niedrig bemessenen Nettogewinnrückgangs von nur – 13 % in 2022 zugrunde liegt, halten wir derzeit für faktisch deutlich untertrieben.

Angesichts dieser fundamental somit völlig nachvollziehbaren signifikanten Aufwärtstrend-Verletzung der BASF-Aktie, die seit 25.02. mit Unterschreitung von rd. 59 EUR eingetreten ist, raten wir daher momentan rundweg zu einem VERKAUF der Aktie.

 

Chart: BASF

 

BASF auf TradingView

 

01.03.2022 - Matthias Reiner

Unterschrift - Matthias Reiner

 

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