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EZB erwartet geringe Bedeutung von Bargeld

Bar oder bargeldlos? EZB sieht Bedeutung von Bargeld schwinden

NTG24 - EZB erwartet geringe Bedeutung von Bargeld

 

Die Corona-Krise hat viele Gewohnheiten auf den Prüfstand gestellt, auch das Bezahlverhalten. Die Angst vor dem Virus lässt die Menschen häufiger zu bargeldlosen Bezahlweisen greifen als vor der Pandemie.

Doch ändert die Krise das Bezahlverhalten der Menschen in Europa wirklich grundlegend - vor allem das der bargeldliebenden Deutschen? Darüber berichtete zuletzt das Nachrichtenportal ,,EU-info.de‘‘.

Neueste Zahlen der Europäischen Zentralbank (EZB) bestätigen einen langjährigen Trend: Scheine und Münzen demnach weiterhin das beliebteste Zahlungsmittel für kleinere Beträge an der Ladenkasse. Die Nutzung von Karten jedoch nimmt zu.

,,In den letzten Jahren hat die digitale Revolution (...) dazu geführt, dass sich die Zahlungsgewohnheiten der Menschen stark verändert haben: Immer häufiger halten wir zum Bezahlen einfach eine Karte vor, Wischen über unser Smartphone oder nutzen eine Smartwatch‘‘, fasst EZB-Direktoriumsmitglied Fabio Panetta zusammen.

Nach Angaben der Währungshüter griffen die Verbraucher im Euroraum im vergangenen Jahr bereits bei fast jedem vierten Bezahlvorgang (24 %) zur Plastikkarte. Bei der Erhebung drei Jahre zuvor waren es noch 19 %.

Der Anteil der Bargeldzahlungen sank im gleichen Zeitraum von 79 % auf 73 %. Das bedeutet aber auch, dass weiterhin rund drei Viertel der Zahlungen bar beglichen werden, welche noch bar beglichen werden können. Denn viele Zahlungen lassen sich bar kaum mehr durchführen.

Besonders häufig kommt Bargeld der EZB-Auswertung zufolge in Malta (88 % der Transaktionen) sowie Zypern und Spanien (je 83 %) zum Einsatz. Deutschland liegt mit 77 % in der oberen Hälfte der 19 Euroländer. Am seltensten greifen die Niederländer zu Schein und Münze (34 %).

Sicher ist: Die Pandemie hat dem bargeldlosen Bezahlen auch hierzulande einen Schub gegeben. In Zeiten des grassierenden Virus gilt etwa das kontaktlose Bezahlen an der Ladenkasse als sehr hygienisch. Kunden müssen ihre Kreditkarte oder Girocard dabei quasi im Vorbeigehen nur vor das Lesegerät halten, die Daten werden verschlüsselt übertragen. Bei geringen Beträgen ist nicht einmal die Eingabe der Geheimnummer (PIN) nötig. Auch andere elektronische Methoden wie Apple Pay oder Google Pay sind im Kommen.

Das Handelsforschungsinstitut EHI geht davon aus, dass im laufenden Jahr rund eine Milliarde Einkäufe weniger im deutschen Einzelhandel mit Bargeld beglichen werden als 2019. ,,In jedem Fall wird das Jahr 2020 als das wachstumsstärkste Jahr für unbares Bezahlen in Deutschland seit Beginn der regelmäßigen Erhebungen durch das EHI im Jahr 1994 eingehen‘‘, stellte Horst Rüter, Leiter des EHI-Forschungsbereichs Zahlungssysteme, Anfang November fest.

In einer EZB-Erhebung in den Euroländern im Juli 2020 gaben 40 % der Befragten an, seit Beginn der Pandemie seltener Bargeld verwendet zu haben.

Die Werbung für kontaktloses Bezahlen in der aktuellen Krise zeigt Wirkung. Allerdings: Auf Cash ganz verzichten will die Mehrheit der Verbraucher bislang nicht. Betrachtet man beispielsweise die Gesamtzahl der Einkäufe im deutschen Einzelhandel, kommt Bargeld immer noch bei zwei Drittel aller Zahlungen zum Einsatz. Und auch in der am Mittwoch vorgelegten EZB-Bezahlstudie betonen 55 % der Befragten, wie wichtig es ihnen ist, auch in Zukunft die Möglichkeit zu haben, auf Scheine und Münzen zurückgreifen zu können.

Ein Drittel der Verbraucher im Euroraum (34 %) haben der EZB-Studie zufolge vorsorglich eine Barreserve zu Hause, die meisten davon 100 bis 1000 Euro. Die Menschen in Deutschland haben im Schnitt 107 Euro im Geldbeutel und horten 1364 Euro Bargeld zu Hause oder in Bankschließfächern. Das ergab eine im Juli veröffentlichte Umfrage der Deutschen Bundesbank mit 2000 Teilnehmern aus dem Jahr 2018.

Währungshüter Panetta zeigt für solche Vorratshaltung Verständnis: ,,Selbst wenn digitale Zahlungen möglichst robust gestaltet werden, so bleiben sie doch anfällig für Störungen wie Stromausfälle, Cyberbedrohungen oder technische Störungen.» Bargeld stelle dann «eine wichtige Absicherung und einen zuverlässigen Wertspeicher‘‘ dar. Zudem gebe es auch Menschen ohne Bankkonto oder diejenigen, die mangels digitaler Kenntnisse lieber auf Bargeld zurückgreifen.

,,Wir sind daher weiterhin fest entschlossen, dafür zu sorgen, dass Bargeld auch künftig im gesamten Euroraum weithin verfügbar ist und akzeptiert wird‘‘, bekräftigte Panetta.

Zugleich jedoch treibt die EZB ihre Arbeiten an einer digitalen Version des Euro voran - als Ergänzung zur gedruckten und geprägten Gemeinschaftswährung. ,,Die Digitalisierung hat das Potenzial, den Zahlungsverkehr zu revolutionieren‘‘, resümierte Panetta.

,,Dennoch ist es wichtig, dass die privaten Haushalte und die Unternehmen in Europa weiterhin eine Wahl haben.‘‘

 

Fazit

 

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Werbebanner Zürcher BörsenbriefeKontaktloses Bezahlen boomt. Die Corona-Krise verändert auch das Verhalten vieler Konsumenten: Einkäufe werden häufiger per Plastikkarte oder Smartphone beglichen als zuvor. Dennoch hat die Mehrheit beim Bezahlen eine klare Präferenz, und die heißt Bargeld!

Ja, die Werbung für kontaktloses Bezahlen in der aktuellen Krise zeigt Wirkung. Wo aber bleibt die Werbung für die Freiheit? Einfache Antworten sind nicht immer die besten. Die Mahnung der Deutschen Bundesbank, die Möglichkeiten der Einführung des digitalen Euro sehr sorgfältig zu prüfen, zeigt, dass das Entscheidende immer noch die Akzeptanz der Währung ist. Eine Einschränkung der Bezahlart schlägt früher oder später auch auf die Akzeptanz der Währung durch, in der die Transaktion durchgeführt wurde. Denn es gibt nicht nur den taktischen Zwang, jemandem durch Bescheidung seiner Bezahlformen eine entsprechende Währung zu benutzen. Es gibt auch die Freiheit, die Annahme von Geld für eine Ware zu verweigern. Diese negative Währungswahl könnte durchaus relevant werden, wenn die Risiken des bargeldlosen Zahlungsverkehrs für die Akzeptanz des Euros nicht tiefgehend abgewogen und bei der Geldpolitik beachtet werden!

 

03.12.2020 - Arndt Kümpel - ak@ntg24.de

 

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