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Rauch über Südamerika

Brasilien und Argentinien über Kreuz

 

Die Satellitenfotos mit den Feuern im Amazonas gingen um die Welt. Und wie das auch bei großen Waldflächen ist, ist Brasilien mit den umliegenden Staaten insbesondere durch die Luft und das Wasser verbunden. Rund 30 % des Primärwalds weltweit liegen im Amazonas-Becken. Davon gehören rund 60 % Brasilien. Der Aufschrei in Europa war groß ob der Ignoranz des brasilianischen Präsidenten, schnell etwas gegen die Brände zu tun. Das an dem ,,Schaf‘‘ Brasilien allerdings ganz andere ,,Partner‘‘ die Anreize für solches Handeln setzen, wird geflissentlich ignoriert.

 

Wer zieht an welchem Bein vom Schaf?

 

Da wäre zum einen China als Großabnehmer der Sojaprodukte, die auf den gerodeten Flächen angebaut werden. Und wenn man schon unter der Flagge der Nichteinmischung in die inneren Angelegenheiten Brasiliens nur symbolisch den Finger hebt, dann auch deshalb, weil man ja auch Großinvestor ist und keine Steine in den Weg gelegt bekommen will, wenn es um den eigenen Investitionsplan zur wirtschaftlichen Eroberung Lateinamerikas geht.

Da wären desweiteren die USA, die den starken Einfluss Chinas mit Argusaugen betrachten.

 

Brasilien

Bildnachweis: © Telefonaktiebolaget L. M. Ericsson

 

Und da wäre noch die EU, die ja gerade vor einigen Wochen ein Handelsabkommen mit der Mercosur-Gruppe abschloss, um der schlingernden Konjunktur einen strukturellen Wachstumsimpuls zu verleihen. Dieses Abkommen muss aber noch von jedem Mitgliedsland ratifiziert werden. Die Chancen dafür haben sich deutlich verschlechtert, seit der argentinische Präsident Macri die Vorwahlen zur Präsidentschaftswahl Ende kommenden Monats haushoch verloren hat und eine Rückkehr seiner Vorgängerin, von Evita Peron 2.0 Christina Fernandez de Kirchner, in den Stuhl der Vizepräsidentin Argentiniens droht.

Der auf diese Wahl folgende Absturz des argentinischen Peso sendete Schockwellen über Südamerika und darüber hinaus. Inzwischen hat die Börse einen Staatsbankrott eingepreist, und per gestern hat Argentinien Kapitalverkehrskontrollen eingeführt, um die Kapitalflucht zu stoppen.

 

Bricht der alte Konflikt wieder aus?

 

Doch es gibt noch einen zweiten Kollateralschaden der Vorwahl. Das ökonomische Mastermind des brasilianischen Präsidenten Bolsonaro, Wirtschaftsminister Paulo Guedes, hat den Rückzug seines Landes aus dem südamerikanischen Freihandelsbündnis Mercosur angekündigt, falls Kirchner & Co. die Präsidentschaftswahlen in Argentinien gewinnen sollten. Die beiden anderen Mercosur-Mitglieder Uruguay und Paraguay werden daran wenig ändern können. Argentinien ist für Brasilien der drittgrößte Handelspartner. Mit einer peronistischen Links-Regierung würde neben zu erwartenden Schutzzöllen und Einfuhrbeschränkungen auch ein ideologischer Konflikt wiederbelebt.

Der peronistische Präsidentschaftskandidat Alberto Fernández hatte erst im August dem früheren brasilianischen Ex-Präsidenten Lula im Gefängnis besucht und den aktuellen Präsidenten Bolsonaro offen kritisiert.

 

Es schiebt sich Einiges zusammen am Rio de la Plata

 

Schon vor der Wahl aber wirkt der Deflationsdruck, den die Abwertung des argentinischen Peso vor allem auf die Nachbarländer ausübt. Da, in brasilianischen Real gerechnet, argentinische Waren deutlich billiger werden, wandert die Kaufkraft über die Grenze und drückt tendenziell die Preise in Brasilien.

 

ARS in BRL

 

Fazit: Brasilien und Argentinien sind in gewisser Weise auf Konfrontationskurs. Der Deflationsdruck aus Argentinien wird in Brasilien zunehmen, möglicherweise auch bald die Arbeitsmigration. Kollateralschäden dabei sind zum einen die beiden anderen Mercosur-Mitglieder Uruguay und Paraguay, aber mit steigender Wahrscheinlichkeit auch das Mercosur-Abkommen mit der EU. Die beschleunigte Zerstörung des Regenwaldes im Amazonas ist die symbolische Rauchwolke, in der weitsichtige Politik kurzsichtigem selbstzerstörerischen Taktieren weicht. Investoren sollten dies bei der Bewertung von Risiken berücksichtigen. Denn schneller, als man denkt, geht es nicht mehr um den ,,Return on the money‘‘, sondern den ,,Return oft the money‘‘!

 

03.09.2019 - Arndt Kümpel - ak@ntg24.de

 





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