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China unter Druck

Chinesischer Yuan - der Druck steigt

NTG24 - China unter Druck

 

Der Beginn der Woche war für diejenigen, die an ein Happy End im Handelsstreit zwischen China und den USA glauben, ein harter Brocken. Statt weichgespültem Hoffnungssprech gab es harte Realpolitik. Die ab Donnerstag stattfindenden Gespräche zwischen beiden in Washington drehen sich zum einen um US-Importzölle. Sie  sollen 30 % für chinesische Waren im Wert von 250 Mrd. Dollar ab 15.10.2019 betragen.

Am späten Montagabend gaben die USA dann aber noch eine Blacklist mit 28 chinesischen Firmen bekannt, denen eine Beteiligung bei der Verletzung der Menschenrechte gegen uigurische Muslime in der chinesischen Provinz Xingjiang vorgeworfen wird. Wenn dies die Verhandlungsmasse vergrößern soll, die bei einer potenziellen Einigung für beide Seiten zufriedenstellend verteilt ist, dürfte dies für den chinesischen Verhandlungsführer, Vizepremier Liu He, ziemlich schwer verdaulich sein.

Als wäre dies nicht genug, wurde von Plänen der USA berichtet, die darauf abzielen, den Fluss amerikanischen Kapitals nach China zu begrenzen. So könnten etwa Limite erlassen werden, die den Erwerb von chinesischen Aktien durch US-amerikanische Pensionsfonds begrenzen.

 

Skyline

Bildnachweis: © Deutsche Lufthansa AG

 

Anders gesagt, dies wären weiche Kapitalverkehrskontrollen. Der Druck auf Peking würde enorm steigen, den Yuan zu stützen. Denn die schwächere Konjunktur und die damit einhergehenden Zinssenkungen und Liquiditätsspritzen der chinesischen Notenbank haben zu einer Welle von Kapitalabflüssen aus China geführt. Was dies für das hoch verschuldete Finanzsystem Chinas bedeutet, könnte bald in einem Stresstest geprüft werden. Aus dieser Perspektive wird deutlich, dass die chinesische Zentralbank bei dem aktuellen Jahreszins von 3,3 % sowie im kurzen Geldmarkt nicht zu expansiv sein darf, da dies den Yuan zu sehr unter Abwertungsdruck bringen würde.

 

Cui bono?

 

Dass eine deutlichere Abwertung des Yuan bei einer Verschärfung des Konfliktes im Bereich des Wahrscheinlichen liegt, lässt erahnen, dass es durchaus noch dicker kommen könnte. Und das nicht nur wegen der abflauenden chinesischen Wachstumsfantasie, sondern wegen dem negativen Wachstumseffekt einer Yuan-Abwertung. Denn wie das Ifo-Institut in München in einer neuen Studie berechnet hat, dürfte eine deutliche Abwertung des Yuan vor allem einen großen Verlierer haben: China.

Das Land würde im Zollkrieg bei einer Abwertung von 10 % 29,27 Mrd. Euro verlieren, bei 20 % Abwertung sogar 33,79 Mrd. Euro. Deutschland hingegen würde bei einer zehnprozentigen Yuan-Abwertung 413 Mio. Euro an Realeinkommen gewinnen, bei einer zwanzigprozentigen sogar 499 Mio. Euro. Dies wird aber China nicht davon abhalten, die Abwertung des Yuan als Hebel im Konflikt mit den USA zu nutzen.

 

Yuan monthly

 

Ein Blick auf die langfristige Entwicklung des Yuan gegen den US-Dollar zeigt, dass neben einer geordneten, durch die chinesische Zentralbank gesteuerten Abwertung auch eine schnelle und vor allem größere möglich ist. Ein Wechselkurs von 7,75 Yuan je Dollar wäre nach dem Bruch des Widerstandes bei 7 Yuan im August 2019 auch charttechnisch keine Überraschung.

Fazit: Sollten die Verhandlungen zwischen China und den USA nun in eine Sackgasse laufen, die USA den Druck erhöhen und neben Zöllen auch weitere Kapitalverkehrsbeschränkungen einführen, dann dürfte dies die chinesische Kapitalflucht in Ausland deutlich verstärken. Denn niemand weiß besser über die Kreditblase Chinas Bescheid als die Chinesen selbst. Und dann wäre da ja noch der US-Präsidentschaftswahlkampf mit seinen jähen Wendungen in der Wählergunst. Von einer Long-Position in chinesischen Yuan ist deshalb bis auf Weiteres deutlich abzuraten!

 

08.10.2019 - Arndt Kümpel - ak@ntg24.de

 

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