Chinesischer Yuan – Aufwertung oder Abwertung?
Kann der chinesische Yuan deutlich gegen den US-Dollar aufwerten?
Der chinesische Yuan sendet in den letzten Monaten mehrdeutige Chartsignale in der Entwicklung zur Weltreserve-Währung US-Dollar.
Ein Blick auf die langfristige Entwicklung beider Währungen zueinander ist dabei wie ein Spiegelbild der verschiedenen außenwirtschaftlichen Strategien. Die strategische Abwertung des Yuan, um die preisliche Wettbewerbsfähigkeit chinesischer Waren in der Welt anzuschieben, war ein voller Erfolg für China. Es schloss sich die Gegenbewegung an, welche durch explodierende Devisenreserven und Handelsüberschüsse geprägt war. Dabei näherte sich der Yuan gegen den DU-Dollar seinem früheren Ausgangsniveau von knapp 6 Yuan je Dollar bis 2015 weitgehend an.
Seither probte der Yuan erfolgreich den Ausbruch über das letzte stabile Niveau vom Mai 2010 bei rund 6,80 Yuan je Dollar. Und er schaffte es sogar über die runde Zahl 7, konnte sich allerdings darüber nicht behaupten.
Eine Rolle dabei dürfte das Trilemma der Geldpolitik gespielt haben. Die politischen Prioritäten, welche insbesondere eine innenpolitische Stabilisierung zum Ziel haben, waren offensichtlich nur schwer mit einer kohärenten Wechselkurspolitik zu harmonisieren.
Seit dem Zyklustief vom Januar 2014 bei 6,04 Yuan je Dollar hat der Yuan mit großen Schwankungen abgewertet, steht aber derzeit wieder unter dem Niveau von 7:1. Auch wenn die Entwicklung eine Bodenbildung signalisiert, so gibt die etwas erratische Form zu denken.
Die Ausrichtung des Außenwertes auf politische Ziele liegt ganz offensichtlich eine Grenze für die geldpolitische Öffnung Chinas zur Welt. Wie sich die Goldpolitik Chinas in diese einfügt, muss hier offenbleiben. Es wäre allerdings keine Überraschung, wenn sich China die wahren Bestandszahlen seines Goldbesitzes bis zu dem Tag aufhebt, an dem es diesen Vertrauens-Rückenwind gegen den US-Dollar verwenden kann. Denn man macht in Peking kein Hehl daraus, dass man die Werthaltigkeit des US-Dollars anzweifelt.
Was wird aus dem Yuan bei einer Dollarschwäche?
Ein Blick auf Chart 2 zeigt, dass der Yuan aus rein statischer Sicht nur das Unterstützungsniveau zwischen 6,65 und 6,60 Yuan je Dollar vor sich hat, bevor eine schnelle Aufwertung bis in den Bereich von 6,35 Yuan folgen kann. Diese Entwicklung könnte dabei weniger aus einer originären Yuan-Stärke, sondern aus einer Dollarschwäche resultieren.
An dieser Stelle wird aber auch deutlich, dass sich nur bedingt frei schwankende Wechselkurse auch nur bedingt für eine charttechnische Analyse eignen! Dessen Erklärungskraft soll deshalb im Falle des chinesischen Yuan auch nicht überstrapaziert werden. Eine Kombination mit realwirtschaftlichen Fakten kann seine Plausibilität aber erhöhen.
Fazit
Auch wenn der chinesische Yuan sich in (politisch tolerierten) Grenzen schwanken kann, so bleibt bei nicht wirklich frei schwankenden Wechselkursen eine charttechnische Analyse in ihrer Aussagekraft begrenzt. Die innerhalb der Toleranz liegenden Signale macht dies gleichwohl nicht ungültig. Die jüngste Aufwertungsphase hat den Yuan erneut von dem kognitiv relevanten Wert von 7:1 gegen den US-Dollar weggeführt.
Die eigentliche Bedeutung der letzten Bewegung könnte darin liegen, dass China nicht mehr den US-Dollar als mittelfristige Steuerungsgröße anstrebt, sondern den bereits existierenden Währungskorb, der seinen Außenhandel besser widerspiegelt.
Aus chinesischer Sicht wäre eine erwünschte Begleiterscheinung, dass Peking den Einfluss des US-Dollars auf seine Wirtschaft verringern würde, was zumindest dem außenwirtschaftlichen Ziel dient, die Sensibilität gegenüber US-Sanktionen zu verringern.
Ökonomisch bleibt allerdings die Herausforderung für den Yuan, dass er im Wettbewerb vor allem asiatischer Konkurrenten wie Südkorea, Japan und Taiwan nicht zu stark werden darf. Denn die Verwerfungen durch die Corona-Krise haben nicht nur den Währungen der Rohstoff-Länder wie Russland, Brasilien und Argentinien zugesetzt. Die preisliche Wettbewerbsfähigkeit chinesischer Waren war bislang auch ein Treiber inländischen chinesischen Wachstums bei Gütern und Beschäftigung. Ob der inländische Konsum bei einer Rezession in den USA und Europa auch wegbrechende Auslandsmärkte kompensieren könnte, darf bezweifelt werden. Erster Kollateralschaden wäre dann der Yuan. Man darf auf die Entwicklung des Yuan nach der US-Präsidentschaftswahl gespannt sein!
01.10.2020 - Arndt Kümpel - ak@ntg24.de
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