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Der Euro mit neuem Schwächeanfall

Der Euro nähert sich kritischer Unterstützung

NTG24 - Der Euro mit neuem Schwächeanfall

 

Der Euro kommt nicht zur Ruhe. Aktuell von einem fragilen Gleichgewicht zu sprechen wäre eine kleine Übertreibung.

Die außenwirtschaftliche Verwundbarkeit gegenüber China ist dabei nur einer der wunden Punkte der europäischen Konjunktur. Ein weiterer ist die kaum noch auf geldpolitische Lockerung reagierende Realwirtschaft. Zwar stützt der Konsum noch das Bruttoinlandsprodukt. Aber die einbrechenden Wachstumsbeiträge von Investitionen und der Außenbeiträge machen es schwer, eine verlässliche Konjunkturprognose für die Eurozone zu machen.

An den Devisenmärkten machen sich die Investoren dabei ihre eigene Meinung und Prognose. Der Zinsvorteil des US-Dollar ist dabei ein gewichtiges, aber nicht das alleinige Argument, dem Euro den Rücken zu kehren.

Ein nicht wirklich konsolidiertes und vor allem rekapitalisiertes Bankensystem, dem in großen Teilen ein funktionierendes Geschäftsmodell fehlt, hängt wie eine Bleikugel am Konjunkturbein. Divergierende Vorstellungen bezüglich (wirtschafts-)politischer Prioritäten auf EU-Ebene dürften in den kommenden Monaten umso größeren Konflikten führen, je schwächer die Konjunktur und damit umso lauter der Ruf nach staatlicher Intervention wird.

Der Präsidentschaftswahlkampf in den USA dürfte die derzeitige Administration zu Maßnahmen bringen, die sich abschwächende Konjunktur mit Steuersenkungen und Subventionen anzukurbeln. Dies dürfte dabei in größerem Maße der Fall sein als in der Eurozone. Als Differenz bleibt ein Nettoplus in der Konjunkturpolitik für den US-Dollar.

Nebenbei profitiert er auch von der Tatsache, dass er den tiefsten und liquidesten Kapitalmarkt hat.

 

Wie hoch ist die Bruchfestigkeit des Euro?

 

Gegen den US-Dollar ist der Euro seit Mitte Januar regelrecht eingebrochen (siehe Chart 1). Charttechnisch steht er dabei kurz davor, das Kurs-Gap von Mitte April 2017 zu schließen. Dann aber würde es spannend. Denn sollte es nicht beim Schließen der Kurslücke bleiben und sich der Euro stattdessen weiter abschwächen, läge die nächste Unterstützung erst im Bereich von 1,06 Dollar je Euro. Diese Marke ist aber nur eine Unterstützung mittlerer Stärke, weshalb es dann wohl eine charttechnische Etage tiefer zum Showdown käme. Diese Marke liegt kurz über 104 Dollar je Euro. Hielte diese nicht, wäre die Parität zum Dollar die nächste substanzielle Marke. Dann aber hieße es politisch: ,,Houston, wir haben ein Problem‘‘.

 

Dollar in Euro

 

Noch deutlicher wird dieser Trend bei der Entwicklung des Euro gegen den Schweizer Franken. Hier kann das Argument des Zinsvorteils kaum gelten. Der viel kleinere Währungsraum mag für einen  kleinen Teil der Aufwertung verantwortlich sein. Der wesentliche Anteil aber liegt wohl in der institutionellen Qualität des Franken und der darunter liegenden Stabilitätskultur der Schweiz.

Die Misserfolge der Schweizer Notenbank sind dabei solche, bei denen es die SNB nicht schaffte, die monetären Gunstbeweise in Form von Aufwertung durch die Mindestkurs-Politik gegen den Euro abzuwehren. Das Datum für den Kalender der Währungsgeschichte ist dazu der 15.01.2015.

 

Euro in Franken langfristig

 

Im Rückspiegel ist die Entwicklung des Wechselkurses seither eine mehrfache Intervention, den man vielleicht in Zukunft einmal ,,Dead Cat Bounce‘‘ nennen wird (siehe Chart 2). Denn inzwischen steht der Euro nicht nur tiefer als vor der bedeutenden Intervention der SNB Mitte 2017. Das in Chart 3 sichtbare Kursgap zum selben Zeitpunkt, ,an dem auch das Kursgap gegen den US-Dollar entstand, zeigt, dass der Euro auch gegen den Franken einen regelrechten Schwächeanfall erlitten hat.

 

Euro in franken mittelfristig

 

Im Zuge der letzten Abwärtsbewegung hat er die Tiefstkurse vom Juni 2016 und Februar 2017 in dieser Woche unterschritten. Noch ist dies nicht signifikant, aber technisch ist das ,,Porzellan‘‘ der Unterstützung angeknackst. Sollte der Euro substanziell unter die Marke von 1,06216 Franken je Euro fallen ist ein mittelfristiger Rückgang bis unter die Marke von 1,03250 Franken je Euro zu erwarten.

 

Fazit

 

Der Euro hat gegen den US-Dollar und den Schweizer Franken einen veritablen Schwächeanfall erlitten, der jedoch eine realwirtschaftliche, geldpolitische und psychologische Entsprechung hat. Das Management der Risiken mit dem Euro als Bilanz-, Schulden- und Anlagewährung sollten deshalb nicht auf die lange Bank geschoben werden.

 

19.02.2020 - Arndt Kümpel - ak@ntg24.de

 

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