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Der Rubel und die Rohstoffe

Russischer Rubel sucht Impulse

NTG24 - Der Rubel und die Rohstoffe

 

Die russische Notenbank ist eigentlich in einer guten Ausgangslage. Sie lässt den Wechselkurs insbesondere zum US-Dollar frei floaten, was eine Menge Währungsinterventionen und damit Währungsreserven spart. So muss man die ganzen Exportüberschüsse, die man mit Öl, Gas, Gold und Waffen wenigstens nicht für flüchtige, aber sehr teure Stabilitätsillusionen verschwenden.

Das dies zulasten der inländischen Importpreise geht, mit denen die Russen klarkommen müssen, ist eine der Härten, die Präsident Putin politisch zu schaffen machen. Der fehlende Strukturwandel, den Russland seit Jahrzehnten nicht schafft, hält die Wertschöpfungsanteile zudem in einer selbstreferenziellen Status-Quo-Politikschleife.

Aber die mit dem Begriff ,,makroprudenziell‘‘ beschriebene Politik der Systemstabilisierung erfordert am Ende mehr als das Ablassen von Anpassungsdruck. Strukturwandel bedeutet auch, die Entstehungsgleichung der Wertschöpfung an die Bürger anzupassen, was bis heute ich Russland aussteht. Dieser politische Kurzschluss mag zur Herrschaftsgeschichte des Zarenreiches und der UdSSR passen. In die heutige Welt passt er aber noch nicht schon deshalb, weil man in Moskau den Untergang des liberalen westlichen Ordnungsrahmens medial beschwört.

 

Was soll die Wertbasis des Wachstums sein?

 

Ein Blick aus Moskau nach Osten ins ferne Peking zeigt, wie man es anders und besser machen kann. Dort wuchsen mit den Exportüberschüssen auch die Fähigkeiten einer breiten neuen Mittelschicht. Exportiert wurde alles, was profitabel zu exportieren war. Auch wenn China die Kurve hin zu einer konsumgetriebenen Volkswirtschaft erst noch schaffen muss, ist es Russland gleichwohl um Längen voraus.

Das Ergebnis ist im Falle Russlands eine weiterhin bestehende hohe Abhängigkeit von einer rohstoffpreisfixierten Wirtschaft. Vergleicht man die Entwicklung des russischen Rubels mit jener von Öl als Schätzmaß der Terms of Trade, so zeigt sich dies in einer spiegelverkehrten Bewegung. Mit dem Fall der Ölpreise ab 2014 im Zuge der völkerrechtswidrigen Annexion der Krim durch Russland und dessen Intervention in der Ostukraine wertete auch der russische Rubel gegen den US-Dollar ab.

 

Rubel und Oel

 

Will man die Wertbasis des Rubels auf eine nachhaltige Grundlage stellen, so ist deshalb mehr nötig als eine Steigerung der Produktionsmengen von Öl, Gas und Gold. Marktmacht alleine ist noch keine hinreichende Bedingung von Nachhaltigkeit.

Wagt man nun eine Prognose für die weitere Entwicklung des russischen Rubels, so ist damit auch eine implizite Ölpreisprognose verbunden. Ist man der Ansicht, dass der Ölpreis mittelfristig steigt, löst dies auch einen Aufwertungsdruck auf den Rubel aus. Ein längeres Abtauchen in Richtung 45 Dollar dürfte hingegen den Abwertungsdruck steigen lassen.

 

Dollar in Rubel

 

Charttechnisch hatten wir bereits in unserem Beitrag vom 14.10.2019 darauf hingewiesen, dass der russische Rubel gegen den Dollar vor dem Abschluss seiner mittelfristigen Konsolidierung in die eine oder andere Richtung steht. Dabei ist für die Interpretation von Belang, ob der Rubelkurs sein Zwischentief vom 25.06.2019 bei 62,50 Rubel je Dollar unterschreitet. Seither lief der Wechselkurs weiter seitwärts aus dem Konsolidierungskeil heraus. Hier ist nun ein kleinerer Doppelboden mit anschließendem Aufwärtsimpuls oder aber ein Unterschreiten des Zwischentiefs vom Juni 2019 möglich. Ein möglicher Impuls für diese Entscheidung könnte das OPEC-Treffen am 05.12.2019 in Wien sein, bei dem über das weitere Vorgehen des Ölkartells angesichts der sich abschwächenden Weltkonjunktur beraten werden soll.

 

Fazit

 

Der russische Rubel hängt weiter am Tropf der Rohstoffpreise. Dies ist allerdings kein Schicksal, sondern Ergebnis inkonsistenter Wirtschaftspolitik. Aufgrund seines hohen Ressourcenpotenzials ist Russland, was bis heute unter US-Sanktionen steht, allerdings auch im positiven Sinne stark von einem Anstieg der Rohstoffpreise betroffen. Dies und die angekündigten Maßnahmen der russischen Regierung, die Liquidität und Marktbreite russischer Finanzanlagen zu erweitern, könnten mittelfristig durchaus zu einem interessanten Einstiegszeitpunkt in den Rubel führen.

 

 21.11.2019 - Arndt Kümpel - ak@ntg24.de

 

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