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Schweizer Franken - Ex nihilo nihil fit

Der starke Franken fällt nicht vom Himmel

NTG24 - Schweizer Franken - Ex nihilo nihil fit

 

Der Schweizer Franken strotzt vor Kraft. Zu Recht? Dass der Franken in letzter Zeit zusammen mit Gold gestiegen ist, zeigt, dass er damit Eigenschaften eines sicheren Hafens besitzt, welche auch Gold auszeichnen. Geopolitische Spannungen sind eben nicht gerade vertrauenserweckend, auch wenn sie bislang keine langfristigen Investmentkalküle dominieren. Ende offen.

Wie die Investmentbank Goldman Sachs vor Kurzem feststellte, war der Franken die sich am besten entwickelnde G10-Währung in der turbulenten ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Wesentlich dafür war die enge Beziehung des Frankens zum Gold seit Beginn des 19. Jahrhunderts. Danach schrieb die Schweizer Verfassung eine Golddeckung des Franken vor. Diese Politik hielt die Schweiz bis 1936 durch, als die meisten anderen Staaten, insbesondere die USA und Großbritannien, ihre Währungen bereits deutlich abgewertet hatten. Die Stabilitätspolitik hielt die Schweiz bis 1999 durch.

All dies hat aber seinen Ursprung nicht nur in zinspolitischen oder geostrategischen Entscheidungen. Fundamental für die Stärke des Schweizer Frankens bleibt bis auf Weiteres der anhaltend hohe Leistungsbilanzüberschuss. Dieser betrug nach Angaben der EU-Kommission im Durchschnitt in den Jahren 2000 bis 2009 9,8 % des Bruttoinlandsproduktes. 2018 und 2019 wird er auf 10,1 % des BIP geschätzt, und im laufenden Jahr dürfte dieser sogar auf 10,4 % des BIP steigen.

Zum Vergleich: Deutschland, dem auch politisch immer wieder seine hohen Exporte und zu geringe Importe vorgeworfen werden, hatte zwischen 2000 und 2009 einen durchschnittlichen Leistungsbilanzüberschuss von 3,5 %. 2018 lag er bei 7,6 %, für 2019 werden 7 % und für das laufende Jahr werden 6,8 % erwartet. Damit liegt der Leistungsbilanzüberschuss im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt für die Schweiz rund 50 % über dem deutschen Wert!

 

Franken gegen Euro und USD

 

Der Franken hat nach den Turbulenzen in der Eurozone ab 2010 gegen den Euro zunächst stark aufgewertet, woraufhin die Schweizer Notenbank eingriff. Zunächst mit Interventionen, dann mit einem Mindestkurs von 1,20 Franken je Euro. Dieser scheiterte am 15.01.2015, woraufhin der Euro unter 1 Franken je Euro fiel. Ein deutliches Urteil der Märkte zum Euro und zu den Aussichten, dauerhaft gegen die Märkte zu intervenieren!

Gegen den US-Dollar hielt sich der Franken trotz Negativzinsen stabil. Daraus lässt sich auch der Schluss ziehen, dass der Franken stark genug gegenüber dem Dollar ist, um, je nach gewählter Laufzeit, rund 2 % Zinsdifferenz zu kompensieren.

Die gegen den Franken nach 2015 einsetzende Erholung des Euro lief wieder bis an das Interventionsniveau heran, was sich aber als Strohfeuer entpuppte. Inzwischen ist der Euro gegen den Franken wieder in der charttechnischen Gefahrenzone angekommen.

 

Franken gegen Euro

 

Ein Blick auf den zweiten Chart zeigt, dass der Euro seine Unterstützung vom Sommer 2019 nach unten durchbrochen hat und nun dabei ist, das Kursgap darunter, welches im April 2017 entstanden ist, zu schließen. Dass er  dort aber lange ausharrt, ist charttechnisch wenig wahrscheinlich, da er ja gerade erst unter seine darüberliegende Unterstützung gefallen ist und die Gründe, die seine Stärke bedingen, eher stärker werden als schwächer.

 

Fazit

 

Der Schweizer Franken ist nicht nur wegen seiner politischen Vorteile eine Fluchtwährung, vor allem für Euroanleger. Er wird eben auch von stabilen hohen Leistungsbilanzüberschüssen gestärkt. Damit ist die Stärke der Währung der Schweiz im wahrsten Sinne des Wortes eine Leistung, und kein geringeres Übel. Man sollte sich daran erinnern, wenn der Franken gegen den Euro unter die Marke von 1,0625 Franken je Euro fällt, dem Tief vom 22.02.2017. Und daran, dass Währungen als Performance-Attributor mehr Aufmerksamkeit verdienen.

 

21.01.2020 - Arndt Kümpel - ak@ntg24.de

 

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