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Der Wert des Schweizerfrankens

Ein Bericht von Arndt Kümpel

 

Der Schweizerfranken macht seinem Ruf als sicherer Hafen derzeit wieder alle Ehre. Ein Blick auf den Kursverlauf des Schweizerfrankens zum Euro spiegelt dies wider. Wurden die Finanzströme nach der Euroeinführung durch die Zuversicht in dessen ewige Stabilität getragen, kehrte mit der Finanzkrise 2008 der kalte Wind der monetären Realität zurück. Die Gegenbewegung nach der dramatischen Abwertung des Euro im Jahr 2015, die von Juli 2017 bis März 2018 lief, ändert an dieser Einschätzung nichts Wesentliches.

 

Euro zu Franken auf Monatsbasis

 

Und so konsolidiert der Franken seine Gewinne, seit die Schweizerische Notenbank (SNB) die letzte große Schlacht gegen die Aufwertung des Franken am 15.01.2015 verlor, der Mindestkurs zum Euro bei 1,20 CHF brach und der Leitzins um weitere 0,5 % in den Negativbereich gesenkt wurde. Aktuell liegt er bei – 0,75 %. Zudem wurde auch der Guthabenzins noch im Januar 2015 auf – 0,75 % gesenkt, um die Buchgeldhaltung in Schweizerfranken zu verteuern.

Die SNB hat seither vielfach interveniert und sich der Aufwertung des Franken entgegengestellt. Bis jetzt ist der Erfolg bescheiden. Denn offensichtlich gibt es stärkere Einflussfaktoren, als es die vielzitierte Zinsparitäten-Theorie suggeriert. Lange muss man dabei nicht suchen, und die Liste der Risiken wird immer länger, auch innerhalb der Schweiz.

 

Relative Attraktivität entscheidet

 

Was zählt, ist eben die relative Vorteilhaftigkeit, und die steigt weiter zugunsten der Schweiz. Ein derzeit relevanter Kapitalstrom in den Franken kommt aus dem Vereinigten Königreich. Das steigende Risiko eines harten Brexit dürfte auf der Insel genug Briten veranlassen, einen Teil ihres Geldes im wahrsten Sinne des Wortes zu sichern. Sicher ist es dabei vor allem im Franken, denn bei einem Blick auf das Regierungssystem ist er dann wieder plötzlich da, der relative Stabilitätsvorteil.

Inhaltsgleiches gilt auch für den Euroraum und die EU. Es ist dabei nicht nur italienisches Schwarzgeld, was es mit der Weißgeld-Strategie der Schweiz deutlich schwerer hat, dort zu versickern. Es ist ein weiteres Zeichen für den Vertrauensverlust, der am Euro und den ihn tragenden Institutionen nagt.

 

Der Charme der 1000 Franken-Note

 

Da passt eine neue Studie der EZB und der SNB ins Bild, die die Bargeldhortung von Schweizer Banknoten untersuchte. Es zeigte sich, dass im Jahr 2017 80 % - 90 % der 1000 Franken-Scheine und noch 30 % - 60 % der 200 Franken-Scheine gehortet wurden. Seit der Euro-Krise im Jahr 2010 werden sogar 100 Franken-Noten verstärkt gehortet. Insgesamt werden zwischen 55 % und 70 % des Wertes aller Schweizer Banknoten dem Geldumlauf entzogen und zur Wert- und Liquiditätssicherung verwendet! Verfolgt man die aktuelle Diskussion über die Bargeldabschaffung, die zweifelhafte Sicherheit von Kryptowährungen und die zu erwartende Obergrenze von 2000 Euro bei Goldkäufen in Deutschland, überrascht der Befund nicht.

Eigentlich ist es ganz einfach: Der Wert des Schweizerfranken ergibt sich aus seiner nachhaltigen Werthaltigkeit. Und deren Basis ist die Stabilität des Vertrauens in die Effizienz und Legitimität der sie tragenden Institutionen. Der Wert des Schweizerfranken könnte deshalb relativ zum Euro und zum britischen Pfund durchaus weiter steigen, vor allem dann, wenn die technische Unterstützung bei 1,1060 zum Euro fällt. Dann sind mittelfristig Kurse von 1,07 gegen den Euro möglich.

 

16.07.2019 - Arndt Kümpel - ak@ntg24.de





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