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Kommt der schwächere US-Dollar?

Der US-Dollar, die Zinsen und das Gold

 

Die 30-jährige Staatsanleihe der USA fiel in dieser Woche unter 2 %. Nach Abzug der Inflationsrate von Juli von 1,8 % ergibt sich noch eine knapp positive Realverzinsung von 0,2 %. Und wie sieht es beim Euro aus? Der Zins ist seit mehr als 3 Jahren null und die Inflationsrate lag im Juli bei 1 % mit sinkender Tendenz, die Realverzinsung also bei – 1 %. In Japan liegt der Notenbankzins bei – 0,1 % und die Inflationsrate betrug im Juli bei 0,5 %, was eine negative Realverzinsung von – 0,6 % ergibt. Nimmt man die deutsche Umlaufrendite, die gestern bei – 0,7 % lag, und vergleicht sie mit der Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen, die bei 1,51 % standen, ergibt sich ein Zinsvorteil für die USA von über 2,2 %. Es gibt also unabhängig von der US-Konjunktur gewichtige Gründe, die für einen Kauf von US-Staatsanleihen durch den Rest der Welt sprechen.

 

30 Jahre US-Staatsanleihe

 

Der renditebezogene Höhenunterschied erklärt mindestens teilweise, warum der US-Dollar eben anders, als viele Auguren seit längerem prognostizieren, nicht abstürzt. Ein Blick auf den US-Dollar-Index zeigt, dass dieser auf aktuellem Niveau eher eine Versteifung nach oben entwickelt. Dies bedeutet nicht, dass er nicht auch fallen kann. Aber es sieht eben derzeit nicht wirklich danach aus.

 

Dollarindex

 

Interessant ist in diesem Zusammenhang auch ein Vergleich des US-Dollar-Indexes (orangene Linie) mit Gold. Zwar gab es phasenweise eine bedeutende negative Korrelation zwischen Gold und dem Dollarindex, aber derzeit ist diese positiv, denn es steigen sowohl Dollar als auch Gold.

 

DXY und Gold

 

Wie lässt sich das interpretieren?

 

Daraus zu schlussfolgern, Gold wäre kein Schutz vor Inflation, nur weil Gold auch ohne steigende Inflation steigt, wäre ziemlich abwegig. Denn die Geldentwertungsrate, die mit der Inflation in Bezug auf die Verbraucherpreise gemessen wird, hat eine Entsprechung im negativen Bereich, die der frühere Bankier Carl Fürstenberg so beschrieb: ,,Inflation und Deflation sind nur zwei Fremdwörter für Pleite.‘‘ Denn worum es eigentlich geht, ist der Werterhalt. Und der entscheidet über die Geldqualität. Aus dieser Sicht geht es derzeit dem Gold als auch dem US-Dollar nicht schlecht, dem großen Rest wohl aber schon nicht mehr gut genug. Da fällt einem natürlich mit Blick auf den US-Dollar-Index zuerst der Euro ein, der darin mit 57,6 % gewichtet ist.

Und wie es aussieht, lässt sich der US-Dollar an den Märkten auch nicht einfach so schwach reden. Das macht eine konzertierte Intervention der Notenbanken wahrscheinlicher. Dies legen nicht nur die Währungsturbulenzen in Lateinamerika und die als Kollateralschaden des Handelsstreites mit China abwertenden asiatischen Währungen nahe. Auch das britische Pfund, das im Index mit 11,9 % gewichtet ist, würde etwas Erleichterung spüren. Man stelle sich nur einmal vor, der US-Präsident würde auch seinen neuen strategischen Freund Boris Johnson als Währungsmanipulator abstempeln.

 

Notenbankpolitik ,,in the making''

 

Interessant dabei ist auch: Wenn die baldige EZB-Chefin Lagarde noch Luft bei den Minuszinsen sieht, werden ihr die Konsequenzen für den Außenwert des Euro wohl klar sein. Dass dies zum Druck von Präsident Trump auf die US-Notenbank passt, die Zinsen am besten gleich um einen vollen Prozentpunkt zu senken, passt, ist offensichtlich.

Wie kriegt man nun aber beides unter einen Hut? Die bemerkenswerte Schwerpunktverlagerung von FED-Chef Powell in Jackson Hole auf die Risiken außerhalb der USA bauen eine Argumentation auf, um schon ohne hinreichende inländische Indikatorenlage die Geldpolitik zu lockern. Im wann und wie viel liegt zwar Enttäuschungspotenzial für die Markterwartungen. An dem Trend, dass die US-Konjunktur relativ zum Rest der Welt stabiler ist, dürfte sich kurzfristig nicht viel ändern. An der deshalb steigenden Attraktivität des US-Dollar und Gold aber auch nicht.

 

31.08.2019 - Arndt Kümpel - ak@ntg24.de

 





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  • Erler - 01.09.2019 15:26:17 Uhr


 

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