Nel ASA hält sich wacker, Plug Power wieder im roten Bereich, Tesla kommt mit den Auslieferungen nicht hinterher und BYD bekommt neue Probleme
Vom Hype ist nicht mehr viel geblieben
Es ist noch nicht so lange her, dass Aktien von Wasserstoffunternehmen und Herstellern von Elektroautos an den Börsen schwer gefeiert wurden und schon fast als sichere Gewinnbringer galten. Besonders viel übrig geblieben ist von einer solchen Stimmung bis heute allerdings nicht mehr. Stattdessen werden die Zweifel immer größer.
Das bekam auch Nel ASA (NO0010081235) zu spüren, wo Höchststände schon seit ziemlich langer Zeit nicht mehr erreicht werden konnten. Nachdem die Bullen sich im März bei 1,80 Euro die Zähne ausbissen, stürzte die Aktie der Norweger zunächst bis auf 1,10 Euro zurück. Immerhin kam der harsche Abwärtstrend noch vor Erreichen eines neuen Jahrestiefs zum Stoppen.
Eine recht ansehnliche Erholung vom Freitag konnten die Käufer im gestrigen Handel verteidigen, allerdings keine weiteren Signale für Bewegungen in Richtung Norden hinterlassen. So biss die Nel ASA-Aktie sich letztlich bei 1,28 Euro fest. Das ist nicht die schlechteste Entwicklung, Hoffnungen auf eine nachhaltige und langanhaltende Erholung werden dadurch aber immer dünner, besonders mit Blick auf die Stimmung im Sektor.
Plug Power rutscht wieder in die Tiefe
Rote Vorzeichen musste im gestrigen Handel wieder einmal die Aktie von Plug Power (US72919P2020) hinnehmen, welche um knapp 2,3 Prozent bis auf 14,16 Euro per Handelsschluss abwertete. Wie auch beim Kollegen Nel gab es dabei keine schlechten Nachrichten und die Analysten sprechen weiterhin von enormen Wachstumsaussichten in der Zukunft. Das scheint angesichts der omnipräsenten Zinssorgen aber nicht weiter zu helfen.
Laut dem Nachrichtendienst „Bloomberg“ empfiehlt momentan kein einziges Analysehaus die Plug Power-Aktie zum Verkauf und die Kursziele bewegen sich in schwindelerregenden Höhen. So mancher Beobachter hält eine Verdopplung des aktuellen Kurses innerhalb der nächsten zwölf Monate für machbar. Auch wenn das nicht völlig unmöglich ist, so werden bei einer solchen Prognose doch einige sehr optimistische Annahmen zugrunde gelegt. Für den Moment spricht mehr gegen als für die Aktie und ob jetzt schon der optimale Zeitpunkt für einen Einstieg gekommen ist, daran gibt es durchaus auch manche Zweifel.
Zieht Tesla die Reißleine?
Während Wasserstoff sich am Markt noch etablieren muss, haben Elektroautos diese Phase längst hinter sich gelassen. Gerade Branchenprimus Tesla (US88160R1014) kann seit eh und je nicht über eine mangelnde Nachfrage klagen. Im Gegenteil, die Bestellungen bewegen sich auf einem derart hohen Niveau, dass der US-Konzern bisher eigentlich noch nie mit den Bestellungen hinterhergekommen ist.
Ähnliche Luxusprobleme haben auch andere Hersteller. Bei VW werden jetzt getätigte Bestellungen für E-Autos erst im nächsten Jahr ausgeliefert. Bei Tesla liegen die Wartezeiten in einem ähnlichen Bereich und Elon Musk sprach kürzlich in einem Interview davon, dass der Auftragseingang die Produktion in einem „irren Ausmaß“ übersteigen. Aufgrund dessen wird wohl bei Tesla schon über einen möglichen Bestellstopp nachgedacht, der alles mit einer Lieferzeit von über einem Jahr betreffen könnte. Momentan könnte damit so ziemlich die gesamte Produktpalette gemeint sein. Beschlossene Sache ist das Ganze noch nicht, doch die Anleger zeigen sich allein über derartige Gerüchte wenig erfreut. Zumindest lassen das Kursverluste in Höhe von 4,5 Prozent am Montag vermuten.
Dunkle Wolken ziehen auf
Auch BYD (CNE100000296) kann gar nicht genug Elektroautos produzieren. Umso ärgerlicher ist es da, dass ein Werk im chinesischen Changsha derzeit unter Beschuss steht. Anwohner aus der Nähe beschwerten sich über schlechte Luft und gesundheitliche Probleme und vor rund einer Woche kündigte BYD an, das Ganze genauer untersuchen zu wollen.
Bisher läuft die Produktion unvermindert weiter und konkrete Schritte wurden nicht angekündigt. Zumindest die US-Bank Goldman Sachs ist sich aber sicher, dass es regulatorische Maßnahmen geben wird und passte schon mal die eigenen Erwartungen für die Auslieferungszahlen im laufenden Jahr an. Gerechnet wird nun mit nur noch 1,5 Millionen statt zuvor 1,6 Millionen ausgelieferter Fahrzeuge bis Jahresende. Darüber berichtete die „IT Times“. Die Aktionäre scheinen sich darüber aber keine allzu großen Gedanken zu machen und die BYD-Aktie konnte im gestrigen Handel um immerhin 0,8 Prozent zulegen.
Die Börse in der Dauerkrise
Es gibt momentan keinen Sektor, der bei den Anlegern für kollektive Partystimmung sorgen könnte. Nicht einmal Rüstungsaktien sind in der aktuellen Lage sichere Gewinnbringer und auch die Papiere der Ölgiganten müssen regelmäßig Korrekturen hinnehmen. Besonders schwer unter die Räder gekommen ist aber alles, was sich in den letzten Jahren noch im Hype-Zustand befand. Der schon länger stattfindende Niedergang der Cannabis-Aktien hat sich noch einmal beschleunigt, Wasserstoff findet keinen Halt an den Börsen und selbst Elektroautos sind keine sichere Bank mehr. Letztlich trennen die Anleger sich vermehrt von Titeln, die als spekulativ gelten, da für solche steigende Zinsen keine gute Nachricht sind. Bisher können die Schnäppchenjäger dem Massenexodus nur vergleichsweise wenig entgegensetzen. Diese Ausgangslage macht es Anlegern nicht gerade einfach, momentan Gewinner und Verlierer auseinanderzuhalten.
17.05.2022 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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