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EVOTEC: Stark enttäuschende Gewinnzahlen

Depotverkauf zur Börsen-Eröffnung 14.08.

NTG24 - EVOTEC: Stark enttäuschende Gewinnzahlen

 

Mit ihrer gestrigen Präsentation zum 1. Halbjahr und 2. Quartal 2020 hat EVOTEC (DE0005664809) in der Umsatzerzielung die Analystenerwartungen zwar noch leicht übertreffen können. Der anschließende Ausweis der Gewinnzahlen enttäuschte jedoch vom operativen Betriebsgewinn vor Abschreibungen (EBITDA), über den operativen Betriebsgewinn (EBIT) bis hin zum Nettogewinn durchgängig auf ganzer Linie.

Selbst in dieser aktuell weiter ungebremsten Serie von nunmehr bereits 4 quartalsweisen operativen Gewinnrückgängen gegenüber dem Vorjahr in Folge verfehlte jedoch EVOTEC nunmehr im 2. Quartal 2020 die Analystenschätzungen so stark wie in den letzten Jahren nicht mehr (wo die Prognosen zumeist sogar klar überboten wurden) und fuhren – trotz dabei nur als „leicht“ eingestufter Geschäftsbeeinträchtigungen durch die Corona-Pandemie“ – im 2. Quartal sogar einen so hohen Konzernnettoverlust ein, wie in der gesamten letzten Dekade nicht gesehen (- 9,8 Mio. Euro).

Dass die EVOTEC-Aktie daraufhin (vermutlich nur „dank“ des unverändert zurückhaltenden Jahresausblicks auf 2020) im gestrigen Handel lediglich - 7 % einbüßte, interpretieren wir daher noch als eine äußerst gnädige Anlegerreaktion auf diese Zahlenvorlage.

Entgegen unserer zurückliegenden Aktien-Stop Loss- Anhebung auf 21,40 Euro streichen wir diese nun vollständig und verkaufen die Aktie direkt mit morgiger Börseneröffnung (14.08.) aus unserem Themendepot ZUKUNFTSTECHNOLOGIEN.

In unseren Augen reflektiert die Aktien-KGV-Bewertung (2020e) von 97 und selbst auch (2021e) von 66 gerade auch im Vergleich zur zunehmenden Fülle hoch profitabler und sehr wachstumsdynamischer internationaler Biotechnologie-Konzerne die im kompletten Gegensatz hierzu stehende, aktuell ungebrochene Gewinnerosion bei EVOTEC mittlerweile in keiner Weise mehr angemessen.

Risikofreudigere oder „geduldigere“, vor allem charttechnisch orientierte Anleger, die auf einen künftigen Ausbruch der Aktie aus der nunmehr bereits 2 Jahre währenden Kurskonsolidierung setzen, können zwar durchaus auch weiterhin in dieser Aktie engagiert bleiben, allerdings würden wir auch in diesem Fall zu einer nun weiter auf 21,97 Euro erhöhten sehr engen Stop Loss-Setzung raten, da am internationalen Markt börsennotierter Bio- bzw. Medizintechnik-Unternehmen aktuell eine Vielfalt wesentlich interessanterer Anlagealternativen existiert, als wir dies aktuell der Evotec-Aktie beimessen.

Nachstehend betrachten wir die gestrige Ergebnisvorlage von Evotec nun ausführlicher.

 

Aktienchart: EVOTEC

 

 

Ergebnis 1. Halbjahr und Ausblick

 

Im 1. Halbjahr baute Evotec den Konzernumsatz gegenüber Vorjahr um 12 % auf 231 Mio. Euro aus, womit die Konsensschätzung der Analysten von 226 Mio. Euro leicht überboten werden konnte.

Der Umsatz der Kernsparte EVT Execute (= Auftragsforschungen für externe Kunden und Kooperationspartner) legte dabei um 16 % gegenüber dem Vorjahr zu, der Umsatz des kleineren Bereichs EVT Innovate (= neuartige eigene biotechnologische Therapieentwicklungen mit oder ohne Partner) wuchs um + 8 %.

In diesem Rahmen legte der sog. Basisumsatz von Evotec, also direkte Umsatzerlöse aus laufenden Kooperations- und Entwicklungspartnerschaften, insgesamt um + 19 % auf 223 Mio. Euro zu.

Soweit die einzig positiven Elemente des gestrigen Halbjahresberichts von Evotec. Wenden wir uns nun den Schattenseiten, vor allem in der Gewinnentwicklung, zu.

Die variablen, direkt an Medikamenten-Testergebnisse und -Markteinführungen gekoppelten und somit grundsätzlich stark schwankenden Erlöse aus Abschlags-, Meilenstein und Lizenzzahlungen (AML-Zahlungen) brachen gegenüber dem Vorjahr um - 59 % auf nur noch 7,8 Mio. Euro ein. Der Konzern führte hierfür „leichte Zahlungsverzögerungen“ auch durch die Corona-Pandemie an, deren Eingang „in Kürze zu erwarten sei, die jedoch nicht ausfallen dürften“.

Schon diese aus unserer Sicht recht seltsame, letzte Zusatzbemerkung des Konzerns zeigt jedoch, wie unsicher diese Zahlungseingänge künftig offensichtlich sind, was uns aber auch deshalb verwundert, da derartige AML-Zahlungsforderungen ja vertraglich stets fest und unwiderruflich vorgegeben an exakt vorab definierte Medikamenten- bzw. Therapieentwicklungsstadien gebunden sind und nach deren testiertem Eintritt sofort fällig werden (d.h. es taucht für uns hierdurch die Frage auf, ob Evotec diese AML-Forderungsansprüche überhaupt schon jetzt besitzt oder ob der Konzern diese Forderungsentstehung allein erst für die Zukunft erwartet).

Im Übrigen bedeutete o.g. Halbjahres-Umsatzanstieg von + 12 % gegenüber dem Vorjahr nichts anderes, als dass diese Wachstumsrate allein im 2. Quartal auf + 8 % gegenüber dem Vorjahr schrumpfte, bzw. dass sich der Umsatz im 2. Quartal gegenüber dem 1. Quartal um rd. - 7 % rückläufig entwickelte.

Da erhaltene AML-Zahlungen im Pharmaentwicklungsbereich nahezu vollständig 1:1 auch in die Gewinnentwicklung eingehen, gab wegen deren starker Einbußen in der weiteren Folge im 1. Halbjahr auch der operative EBITDA-Gewinn um - 19 % auf 47,3 Mio. Euro nach, womit die Analystenschätzung von 52 Mio. Euro bereits auf dieser obersten Gewinnebene deutlich verfehlt wurde. Hierzu trug außerdem auch bei, dass die Ausgaben für sog. unverpartnerte Forschungs- & Entwicklungsinvestitionen um + 15 % sowie die allgemeinen Verwaltungs- und Vertriebsausgaben gegenüber dem Vorjahr gar um + 22 % kletterten.

Auf der mittleren Gewinnebene des operativen EBIT-Gewinns verzeichnete Evotec im 1. Halbjahr einen ggü. dem EBITDA ausgebauten Rückgang auf - 21,2 % dem Vorjahr auf 18,9 Mio. Euro, womit der Analysten-Konsens von 23 Mio. Euro (relativ betrachtet) ebenfalls nochmals stärker verfehlt wurde.

Allein im 2. Quartal 2020 wurde somit der EBIT-Gewinn bei Evotec gegenüber dem Vorjahr um - 43 % eingedampft, und stürzte gegenüber dem 1. Quartal um - 82 % auf nur noch 2,8 Mio. Euro ab. Hier bestand allein für das 2. Quartal zuvor noch ein Analystenkonsens von 4,2 Mio. Euro, hinter dem Evotec somit bereits um - 33 % zurückblieb.

Nach Zinsen und Steuern fuhr Evotec im 1. Halbjahr 2020 einen Nettogewinn von 7,3 Mio. Euro ein, was in nochmals stärkerer Ausdehnung der vorgelagerten EBIT-Einbuße einem Rückgang um - 32 % gegenüber dem Vorjahr entsprach.

In sequentieller quartalsweiser Betrachtung musste Evotec im 2. Quartal nun gar - trotz wie gesagt einer nur „leicht“ gesehenen Corona-Belastung – einen seit Ewigkeiten nicht gesehenen Nettoverlust von - 9,8 Mio. Euro (= Verlustvervierfachung gegenüber dem bereits in roten Zahlen befindlichen 2. Quartal 2019) ausweisen, dem die Analystenerwartung einer Reingewinnerzielung von + 2,9 Mio. Euro nun diametral gegenüberstand.

Für das gesamte Geschäftsjahr 2020 behält Evotec seine bisherige Prognose eines Umsatzes von 440 - 480 Mio. Euro (= +7,5 % bis -1,5 % ggü. Vorjahr) sowie eines gewöhnlichen operativen EBITDA-Gewinns von 100 - 120 Mio. Euro (= - 2,4 % bis - 18,7 % gegenüber Vorjahr) unverändert bei.

Hierin ist auch bereits impliziert, dass Evotec seine unverpartnerten Forschungs & Entwicklungs-Aufwendungen im Gesamtjahr anstatt bisher angepeilten 40 Mio. Euro nun auf 45 Mio. Euro ausweiten will (Gesamtjahr 2019: 37,5 Mio. Euro).

Auch dies stufen wir angesichts der bereits sehr unerfreulichen Profitabilitätslage von Evotec aktuell als kritisch ein, zumal unverpartnerte, in Eigenregie betriebene Forschungsprojekte (vor allem neuartigste Therapieformen im Bereich EVT Innovate, z.B. aktuell weitgehend allein betriebene Stammzellenforschung nach Rückzug von Sanofi aus diesem Gemeinschaftsprojekt) generell zwar eine höhere Einnahmenchance, jedoch ebenso natürlich ein deutlich erhöhtes Entwicklungsrisiko gegenüber partnerschaftlich betriebenen Projekten in sich tragen. Im Falle zunehmender Hinwendung zu unverpartnerten Forschungsprojekten würde sich also künftig zudem auch der „Chance-Risiko-Hebel“ des gesamten Geschäftsprofils von Evotec erhöhen, was wir im derzeitigen Status Quo der Evotec-Gewinnbilanzen als eine fragwürdige Konzernstrategie einstufen würden.

Auf die detaillierte Bewertung aktuell noch so offenkundig aussichtsreich erscheinender Entwicklungsprojekte von Evotec (neben oben genanntem eigenem Bibliotheksaufbau für breit angelegte Stammzellenforschung z.B. auch Forschungsauftrag des US-Verteidigungsministeriums zur Antikörper-Entwicklung gegen das COVID 19-Virus, neue Wirkstoff-Forschungsvereinbarung mit Boston Pharmaceuticals, Partnerschaftserweiterungen mit Takeda und Amgen, fortschreitender Biologica-Plattformaufbau der Tochter Just Evotec Biologics oder auch Phase II-Zulassung eines Wirkstoffs gegen chronischen Husten in gemeinsamer Entwicklung von EVOTEC und BAYER) verzichten wir an dieser Stelle.

Denn wir würden der akut notwendigen Rückkehr von Evotec auf einen stabilen Gewinnwachstumspfad aktuell in jedem Fall einen starken strategischen Vorrang vor dem Abschluss jeglicher vermeintlich noch so lukrativen Kooperationsvereinbarung einräumen, zumindest sofern deren Gewinnerzielungen künftig noch gänzlich in den Sternen stehen sollten.

 

13.08.2020 - Matthias Reiner - mr@ntg24.de

 

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