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„Das ist kein Luxusproblem, das ist ein Kernproblem“

Till Brönner kritisiert Umgang der Bundesregierung mit Corona-Krise

NTG24 - „Das ist kein Luxusproblem, das ist ein Kernproblem“

 

Bereits seit März leidet die Kultur- und Veranstaltungsbranche stark unter der Corona-Krise. Großveranstaltungen, wie Konzerte werden abgesagt, Clubs, Kinos sowie Theater und Museen und andere Freizeiteinrichtungen geschlossen. Kulturinstitutionen- und akteure wurden stillgelegt. Mit der Ankündigung eines zweiten Lockdowns im November verpasste die Bundesregierung der Branche einen erneuten Dämpfer. Künstler und Veranstalter gingen auf die Straßen, um auf ihre verzweifelte Lage aufmerksam zu machen. Die Forderung nach besseren Hilfsprogrammen wird allmählich lauter. Viele Existenzen stehen auf dem Spiel.

 

„Kultur ist kein Luxus, sondern ein Menschenrecht“

 

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Werbebanner Zürcher BörsenbriefeZu der aktuellen Lage bezogen in den vergangenen Tagen u.a. Musiker wie Till Brönner und Herbert Grönemeyer Stellung. Brönner, der seit Jahrzehnten als Trompeter erfolgreich in der Welt konzertiert, kritisierte den Umgang der Bundesregierung in der Corona-Krise mit der Kultur- und Veranstaltungsbranche scharf. Habe er anfänglich Verständnis für die Maßnahmen der Bundesregierung mit dem unbekannten Virus gehabt, so sei er nun mehr empört darüber, dass in einem Land, das sich selbst immer wieder als „Land der Dichter und Denker“ bezeichne, ein solch bedeutender und milliardenschwerer Wirtschafts- und Berufszweig mit mehr als 1,5 Mio. Menschen über mehrere Monate hinweg per Gesetz lahmgelegt werde, ohne dass ein entsprechendes Hilfsprogramm bereitgestellt werde, welches das Überleben der Branche garantiere. „Das ist kein Luxusproblem, das ist ein Kernproblem“, meint Brönner.

Ebenso kritisierte der Musiker die Zurückhaltung aus den eigenen Reihen sowie das Fehlen einer „ernstzunehmende[n] Gewerkschaft“, die sich in der Politik für die Anliegen aller Beteiligten einsetze und genau in einer solchen Situation von Nützen sei.

Sein fast siebenminütiges Video, das Brönner auf sämtlichen Social-Media Plattformen mit der Öffentlichkeit teilte, ging viral. Allein auf Instagram lauschten Brönners mahnenden Worten rund 2,8 Mio. Menschen.

 

Solo-Selbstständige sollten bezugsberechtigt sein

 

Nach seiner öffentlichen Ansprache äußerte Brönner im Rahmen eines Interviews mit dem Bayerischen Rundfunk nochmals seine Kritik gegenüber der Bundesregierung. Sein Anliegen ist deutlich: „Wir müssen dafür sorgen, dass die Kriterien für die Betroffenen dahingehend geändert werden, dass sie auch bezugsberechtigt sind. Das heißt, diese Gelder müssen auch für Solo-Selbstständige gelten, die nun mal Lebenshaltungskosten haben. Denn bis dato sind die nur für Betriebskosten vorgesehen. Diese haben die meisten Künstler aber überhaupt nicht. Und deswegen werden die Gelder nicht abgerufen.“

 

Grönemeyer appelliert an die Superreichen

 

Wie Brönner mahnt auch Grönemeyer vor den Auswirkungen der Corona-Krise auf die Kulturszene. „Kultur stützt die Menschen in ihrer Verzweiflung, Trauer, in ihrer Lust, Freude, ihrem Lachen, ihrem Mut und ihrer Zuversicht“, sagte er im Gespräch mit "Die Zeit". „Ein Land ohne die so unmittelbare Livekultur gibt und öffnet den Raum für Verblödung, krude und verrohende Theorien und läuft Gefahr, nach und nach zu entseelen.“ Nun sei es an der Zeit, dass vermögende Deutsche eben diese Branche mit finanziellen Mitteln unterstützen. „Wenn sich die Wohlhabendsten bereit erklären würden zu einer zweimaligen Sonderzahlung von zum Beispiel 50.000 bis 150.000 Euro, jeweils in diesem wie auch im nächsten Jahr, stünden ad hoc circa 200 Milliarden Euro pro Jahr zur Verfügung, um Existenzen zu sichern, Pleiten aufzufangen und Ängste zu mildern.“

 

Bundesregierung will Kultur-Selbstständige finanziell unterstützen

 

Allerdings hat sich die Bundesregierung diese Woche auf weitere Corona-Hilfen verständigt, um Kultur-Selbstständige zu unterstützen – schnell und unbürokratisch. Sie sollen nach Angaben des Bundes einen Förderhöchstsatz von 5.000 Euro beantragen können. Dass man den Bedürfnissen der Kulturschaffenden nun nachkomme, bezeichnete Kulturstaatsministerin Monika Grütters als einen „große[n] Fortschritt“ vor allem aber als ein „Zeichen der Wertschätzung“. Des Weiteren heißt es auf der Internetseite des Bundes: „Die Betroffenen können eine Unterstützung erhalten, die bis zu 75 Prozent des Umsatzes des Vorjahresmonats erfasst. Außerdem wird die Überbrückungshilfe verlängert und für die hauptbetroffenen Wirtschaftsbereiche wesentlich verbessert.“

Es bleibt abzuwarten, ob die Beschlüsse den Kulturschaffenden genügen, oder ob weitere Hilfsangebote gefordert werden. Fest steht: Die Corona-Pandemie wird die Kulturbranche noch weiter in Atem halten und es gilt alles Mögliche zu tun, um das kulturelle Leben des deutschen Staates zu erhalten.

 

08.11.2020 - Marlen Böttcher - mb@ntg24.de

 

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