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Elia System Operator weitsichtig

Elia profitiert von europäischen Energieverbundnetzen

NTG24 - Elia System Operator weitsichtig

 

Die Energieversorgung gehört in einer immer umfassender digitalisierten und entstofflichten Weltwirtschaft zu den typisch kritischen Infrastrukturen. Elia System Operator (BE0003822393) bewegt sich deshalb in einem hochregulierten und politisch sensiblen Geschäftsfeld. Gleichwohl besitzt der belgische Stromtrassen-Betreiber noch vielfältige Entwicklungsoptionen, die sich aus der Optimierung der kombinierten Stromnetze im europäischen Verbund, aber auch aus der ,,grünen Nachhaltigkeitsbewegung‘‘ ergeben.

Und gerade in Deutschland steht dies mit der Energiewende und dem aktuellen geringen Zielerreichungsgrad weit oben auf der politischen Agenda. Hinzu kommt in Deutschland, dass der Ausbau im Bereich der erneuerbaren Energien bereits seit einigen Monaten stockt.

 

Windkraftausbau in der Verflechtungsfalle?

 

So wurden in Deutschland im 1. Halbjahr 2019 an Land 86 Windenergieanlagen (WEA) gebaut. Dies entspricht einem Brutto-Zubau von 287 MW, einem Allzeittief seit der Verabschiedung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) im Jahr 2000. Im Vergleich zum 1. Halbjahr 2018 brach der Brutto-Zubau um 82 % ein. Inklusive der Stilllegungen von älteren Windrädern ergibt sich ein Netto-Zubau von 231 MW.

Einer der Hauptgründe für den massiven Rückgang ist der Mangel an geeigneten Flächen, aber auch Klagen gegen weitere Windräder. Der Bundesverband Windenergie berichtete, dass etwa 11.000 MW in Genehmigungsverfahren hängen. Zudem sind 4.000 MW durch vorgeschriebene Abstände zu den Drehfunkfeuern der Flugsicherung blockiert. Gegen weitere 800 MW sind trotz erteilter Genehmigungen Klagen anhängig. Alles in allem eine herausfordernde Lage. Die Turbulenzen der Windenergie-Zulieferer schwelen bereits seit einiger Zeit. Dazu trug nicht nur eine Gesetzesänderung und damit der Genehmigungspraxis von Windkraftanlagen in Deutschland bei.

 

Windräder

Bildnachweis: © Telefonaktiebolaget L. M. Ericsson

 

Der seit Dezember 2019 amtierende neue Geschäftsführer des Übertragungsnetzbetreibers 50Hertz, Stefan Kapferer, sieht weiter großes Potenzial für Windräder On-Shore.

50Hertz ist Teil der internationalen EIia Group. Das Unternehmen gehört Elia System Operator und der KfW Bankengruppe. Beide Eigentümer haben ihre Anteile in eine Holdinggesellschaft nach belgischem Recht eingebracht, die Eurogrid International CVBA/SCRL. Die Anteile an Eurogrid International CVBA/SCRL werden zu 80 % von Elia und Elia Asset sowie zu 20 % von der KfW Bankengruppe gehalten. Die Anteile an 50Hertz gehören zu 100 % der deutschen Eurogrid GmbH, einer 100-prozentigen Tochter der Eurogrid International CVBA/SCRL.

50Hertz-CEO Kapferer ist nun der Überzeugung, dass sich Versorgungssicherheit und eine umweltfreundlichere Energieerzeugung durchaus mit der gebotenen Mitbestimmung vereinbaren lassen.

Zum einen sieht er noch viele Flächen, die man für Onshore-Anlagen besser nutzen kann. So kämen zum Beispiel Einflugschneisen an Flughäfen für Windkraftanlagen in Frage. Dabei  könnte die Deutsche Flugsicherung Technologien entwickeln, die Windausbau und Sicherheit gemeinsam zulassen. Zudem weist Kapferer auf die Beziehung von Onshore- und Offshore-Anlagen hin. Denn wenn der Windausbau an Land schwieriger wird, dann muss die Politik Klarheit darüber schaffen, was den Offshore-Windausbau angeht. Denn es sei bekannt, dass die Akzeptanz der Bevölkerung dafür größer ist. ,,Aufgrund der hohen Zahl an Volllaststunden, die die Offshore-Energie leiste, könnten deutlich größere Energiemengen erzeugt werden. Und wir haben noch ungenutzte Flächen sowohl in der Ostsee als auch in der Nordsee," so Kapferer.

Und ohne die Akzeptanz der Bürger könne laut Kapferer die Energiewende ohnehin nicht gelingen. ,,Es nützt nichts, wenn man politische Ziele verfolgt, die von der Bevölkerung am Ende nicht akzeptiert sind‘‘, sagte er mit Blick auf den derzeit schleppenden Ausbau der Windenergie an Land.

Diese dürfte durchaus Vernetzungs-Potenzial für Elia mit sich bringen. Denn es müsse nicht der gesamte erneuerbare Strom aus Deutschland kommen. Elia arbeitet zum Beispiel an einer Verbindung nach Schweden. Ein weiterer Übertragungsnetzbetreiber, Tennet, baut derzeit eine Trasse zwischen Norwegen und Deutschland, die weit vorangeschritten sei.

Bis 2030 will die Bundesregierung den Anteil erneuerbarer Energien von derzeit rund 43 % auf 65 % steigern. 

Die Elia-Tochter 50Hertz ist einer von vier Übertragungsnetzbetreibern in Deutschland. Das Unternehmen ist für die Höchstspannungsleitungen in den ostdeutschen Bundesländern zuständig. Ein wichtiges Projekt ist aktuell der Bau der Stromtrasse Südostlink. Mit dieser Verbindung soll Strom aus erneuerbaren Energiequellen im Norden Deutschlands nach Bayern transportiert werden, wo es einen starken Kapazitätsengpass gibt. Der lokale Widerstand gegen Windräder und Strommasten ist allerdings mit der verbessern Einbeziehung der Interessen der Anwohner deutlich zurückgegangen. Außerdem werde nun ein bedeutender Anteil der Kabel unterirdisch verlegt, was auch dazu beigetragen hat, dass sich die Zahl der Konflikte verringerte.

 

Elia

 

Fazit

 

Dass dies auch Chancen für Elia birgt, zeigt eine Nachricht aus der vergangenen Woche. Das erste Mal seit 2010 exportierte Belgien mehr Strom als es importierte. Damit kehrte sich die Situation aus dem Jahr 2018 um, teilte Elia mit. Noch im Vorjahr musste Belgien rund 20 % seines Energie-Mixes bzw. 17,5 TWh seiner Gesamtenergie importieren. 2019 wurden 1,8 TWh (Terrawattstunden) exportiert.

Der in Belgien zügiger vorangehende Ausbau erneuerbarer Energien wie auch die Verfügbarkeit von Kernkraftwerken ermöglichte den Export des Energieüberschusses. Aus europäischer Perspektive zeigt sich damit das bedeutende Potenzial, welches Verbundnetze für eine stabile Energieversorgung und damit die Aufrechterhaltung kritischer Infrastruktur haben. Elia System Operator ist aussichtsreich am Markt positioniert, um dieses wirtschaftlich zu nutzen. Der Wert befindet sich unter anderem deshalb in unserem erfolgreichen Themendepot Energiezukunft.

 

 

13.01.2020 - Arndt Kümpel - ak@ntg24.de

 

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