BASF, Plug Power, Nel ASA, Nordex – Die Angst vor dem Energiekollaps bedroht nun auch den Sektor der erneuerbaren Energien
Nordex sichert sich Liquidität, Wasserstoffsektor weiterhin weit weg von „grünen“ Segment
Sektor der erneuerbaren Energien kann sich trotz der gestiegenen politischen Relevanz nicht nachhaltig erholen. Nordex führt Kapitalerhöhung durch und Plug Power hofft auf Ausbau der regenerativen Energien.
Aufgrund der Sanktionen gegen Russland in Folge des Krieges in der Ukraine wird immer weniger Gas durch die russischen Leitungen nach Deutschland transportiert. Schon in den letzten Wochen floss durch NordStream 1 nur noch 40 % der eigentlich vertraglich festgelegten Fördermenge. Am heutigen Tag wurde NordStream 1 nun vollständig abgeschaltet. Offizielle Erklärung sind zweiwöchige Reparaturarbeiten. Politische Motive sind nicht nur theoretisch möglich, sondern durchaus höchst wahrscheinlich.
Derweil ist Deutschland weiterhin äußerst abhängig vom russischen Gas. So geht man zum Beispiel von Seiten des Managements bei BASF (DE000BASF111) davon aus, dass der Hauptstandort in Ludwigshafen bereits nach drei Tagen ohne neue russische Gasimporte die komplette Produktion einstellen müsste. Dies ist nur ein Beispiel dafür, wie verheerend und dramatisch die jetzige Gasmangellage für die deutsche Wirtschaft werden könnte. Profitieren sollten von der aktuellen Lage allerdings weiterhin die Unternehmen im Sektor der erneuerbaren Energien.
Nordex dank Kapitalerhöhung weiter liquide
Der angeschlagene Windkraftanlagenbauer sichert sich danke einer weiteren Kapitalerhöhung die wichtige Liquidität. Die Kapitalerhöhung wird durch Bezugsrechte durchgeführt und soll bis zu 212 Millionen Euro an liquiden Mitteln einbringen. Zudem hat das Unternehmen bereits eine Privatplatzierung bei dem spanischen Großaktionär Acciona angekündet. Dies soll weitere 139 Millionen Euro in die Kasse bringen.
Der Preis der Bezugsrechte wurde bei einem aktuellen Kursniveau von 8.90 € auf 5,90 € festgelegt. Aktionäre könnten in diese Woche insgesamt 10 neue Aktien für 49 bestehende Aktien erwerben. Durch die Kapitalerhöhung kann Nordex (DE000A0D6554) die eigene Kapitalstruktur stärken und die Eigenkapitalquote erhöhen. Dies ist besonders aufgrund der operativen Schwäche des Unternehmens essenziell.
Nordex war genau wie die Konkurrenz mit einem hohen Verlust in das Geschäftsjahr gestartet. Aufgrund eines Hackerangriffs auf das Unternehmen konnten die Quartalszahlen erst Mitte Juni präsentiert werden und der Titel flog aus dem Nebenwerte Index SDAX. Gründe für die erneute operative Enttäuschung sind steigende Logistik- und Rohstoffkosten sowie die kapitalintensive Transformation der Rotorblattfertigung.
Wasserstoffsektor durch Gasmangel bedroht
Die Aktien im Wasserstoffsektor erfuhren noch zu Beginn des Krieges in der Ukraine aufgrund der gestiegenen politischen Relevanz und Subventionen einen erheblichen Kursschub. Doch schnell stellte sich wieder die gewohnte Volatilität ein. Aufgrund der steigenden Zinsen und Inflationen haben es besonders Titel schwer, die zuletzt stark wachsen, aber noch nicht profitabel wirtschaften und daher eine vergleichsweise geringe Eigenkapitalquote nachweisen können. Zudem wird durch die Inflation und damit einhergehend teureren Beschaffungskosten die negative operative Marge weiter reduziert und die Verluste tendenziell trotz des Unternehmenswachstums weiter ausgebaut.
In den letzten Wochen entwickelten sich die Kurse der Unternehmen rund um Plug Power (US72919P2020) und Nel ASA (NO0010081235) eher seitwärts und ließen eine nachhaltige Trendbewegung vermissen. Auf Monatssicht ist bei der Aktie von Plug Power weiterhin ein Minus von 7 % zu verzeichnen.
Problematisch für die Unternehmen ist zudem, dass Wasserstoff bisher weiterhin noch zu 90 % aus Erdgas oder per Elektrolyse mit konventionellem Strom hergestellt wird. Der Anteil an echten grünen Wasserstoff aus regenerativen Energien ist weiterhin eher gering. Die Gasmangellage könnte sich nun auch negativ auf die Wachstumsdynamik der Wasserstoffunternehmen auswirken. Die Aktien von Plug Power & Co sind also weiterhin eng mit dem Ausbau von regenerativen Energien verknüpft.
11.07.2022 - Felix Eisenhauer
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