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Starker Euro, starke Erholung?

Der erstarkte Euro und die fragile Erholung Europas

NTG24 - Starker Euro, starke Erholung?

 

Ist der aktuell starke Euro ein Zeichen einer stärkeren Erholung des Euroraumes?

Man könnte die Aufwertung des Euro positiv sehen, denn damit steigt die Kaufkraft der Konsumenten im Euroraum und sinkt die Abschlussrechnung für Euroinvestoren in jenen Ländern, deren Währung derzeit gegen den Euro abwerten.

Allerdings schwelen viele Probleme unter dem Hoffnungs-Teppich weiter. Der Brexit steckt in seinen Auswirkungen noch im Nebel, die Corona-Krise ist alles andere als bewältigt, und die zunehmenden Friktionen im Welthandel, allen voran mit den USA und China, stellen die Frage, wie viel in der aktuellen scheinbaren Stärke des Euro wirklich aus dem Euro selbst resultiert und wie viel aus der relativen Schwäche seiner Vergleichsmaßstäbe.

Nun hat der Euro gegen den US-Dollar seit Mai rund 11 %. Dies verteuert den Verkauf von Waren aus dem Euroraum außerhalb der Eurozone gerade in dem Moment, wenn dort durch den Wirtschaftsschock aus der Corona-Krise das Geld gerade nicht locker sitzt.

Ganz vorn bei der Frage, wer diesen Druck zu spüren bekommt, steht Deutschland. 2019 exportierte Deutschland Waren im Wert von 1.3 Bio. Euro, 60 % davon in die Eurozone. Aber eben auch 40 % aus der Eurozone. Der Warenhandel mit den USA betrug im vergangenen Jahr 118,7 Mrd. US-Dollar. Und die Wechselkurse drücken, wenn nicht abgesichert, direkt auf den Gewinn.

Die Berenberg Bank in Hamburg schätzt, dass eine die Aufwertung die Euro-Zone um 0,2 Prozentpunkte und Deutschland 0,3 Prozentpunkte der Wachstumsrate im Vorjahresvergleich kosten könnte.

Und Credit Suisse Asset Management schätzt, dass der Gewinn je Aktie von Unternehmen der Euro-Zone bei einer zehnprozentigen Euro-Aufwertung um etwa 6 % niedriger ausfallen dürfte.

Umso genauer dürften deutsche Unternehmen die weitere Entwicklung des Dollar-Euro-Verhältnisses verfolgen.

Ein Blick auf die langfristige Entwicklung dieses Währungspaares zeigt, dass der Euro an seiner Abwärtstrendlinie angekommen ist und nun entscheiden muss, ob er mit dessen Überwinden ein mittelfristiges Kaufsignal gibt.

 

USDEUR

 

Vor dem Hintergrund der starken Ausdehnung der konjunkturellen Rettungspakete in den USA und dem gleichzeitig laufenden US-Präsidentschaftswahlkampf ist es wahrscheinlich, dass sich beide Seiten mit Wahlgeschenken zu übertrumpfen versuchen. Dies dürfte den US-Dollar tendenziell schwächen.

Was dies aber ,,netto‘‘ für den Wechselkurs zum Euro bedeutet, hängt auch vom Fortgang der Eurokonjunktur ab. Das gerade beschlossene EU-Konjunkturprogramm dürfte kurzfristig für Zuversicht und damit für Zuflüsse in den Euroraum sorgen.

Ob dies aber die gewünschten konjunkturellen Effekte auf die Investitionen und den Konsum hat, wird sich erst zeigen müssen.

 

Fazit

 

Die Eurostärke ist ein Mix aus einem antizipierten konjunkturellen Strohfeuer der EU, sinkenden Risiken aus der Bazooka-Politik der EZB und den gleichzeitigen Effekten massiver, wahlkampfverstärkter Fiskalpolitik in den USA. Der Nettoeffekt bewirkt derzeit eine relative Aufwertung des Euro gegen den US-Dollar. Ein Bruch der Abwärtstrendlinie würde für die nächsten Monate einen weiter erstarkenden Euro erwarten lassen, der dann seinerseits zunehmend auf die außenwirtschaftlichen Perspektiven vor allem für exportstarke EU-Mitglieder wie Deutschland drücken dürfte. Wir sehen deshalb die Aufwertung des Euro in mehrfacher Hinsicht als ambivalent an. Gleichwohl dürfte dies zu interessanten Konstellationen für die Optimierung der eigenen Vermögensanlagen führen.

 

05.08.2020 - Arndt Kümpel - ak@ntg24.de

 

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