
Henkel bekommt Unsicherheit zu spüren, Mondelez schwächelt in den USA, bei Nestlé reicht es nur für Stagnation, doch Unilever scheint sich auf die Marktlage eingestellt zu haben
In den USA halten die Verbraucher sich sichtlich zurück
Im Wahlkampf hat Donald Trump seiner Wählerschaft noch goldene Zeiten versprochen. Dank seiner Zölle sollte Milch und Honig fließen und die Menschen in den USA sollten gar „tired of winning“ werden. Nach gut 100 Tagen im Amt hat der aktuelle US-Präsident solche Ziele allerdings offenbar noch nicht erreicht, so heftig er sich auch selbst auf die Schulter klopfen mag. Zu beobachten ist eher das Gegenteil.
In den USA zeigen die Verbraucher sich tief verunsichert. Zuweilen ziehen die Umsätze bei bestimmten Produktgruppen zwar an, da zollbedingt mit enormen Preisaufschlägen gerechnet wird. Gespart wird dafür aber gerne bei Markenartikeln, die durch günstigere Alternativen ersetzt werden. Genau das bekam der deutsche Konzern Henkel (DE0006048432) zu spüren. Das wichtige USA-Geschäft brach im ersten Quartal, gemessen am Umsatz, um 5,6 Prozent ein. Weltweit fiel das Minus mit rund einem Prozent sehr viel übersichtlicher aus.
Henkel befürchtet für das laufende Quartal eine anhaltende Zurückhaltung und führt diese vordergründig auf Trumps angedrohte oder bereits umgesetzte Zölle zurück. Von Konsumlaune scheint absolut keine Rede sein zu können. Zwar macht ein Deal zwischen den USA und Großbritannien etwas Hoffnung und das Ganze wird von einigen Beobachtern schon als Blaupause für mögliche Verhandlungen mit der EU angesehen. Der Henkel-Aktie half das aber nicht weiter. Jene verlor am Donnerstag um 0,5 Prozent an Wert und fiel auf 68,40 Euro zurück. Seit Jahresbeginn sind Abschläge von knapp 18 Prozent zu verkraften.
Mondelez setzt auf Preissenkungen
Der Aktie von Mondelez (US6092071058) erging es deutlich besser mit Kursaufschlägen in Höhe von 12,5 Prozent seit Anfang Januar. Zu verdanken ist dies aber dem internationalen Geschäft, das laut einer Erhebung des „Handelsblatt“ um 3,1 Prozent zulegen konnte. Die USA sind jedoch auch hier das Sorgenkind, denn hier gingen die Umsätze im selben Zeitraum um 3,6 Prozent zurück. Um das Verbrauchervertrauen nicht vollständig zu verspielen, setzt der Lebensmittelriese auf Preissenkungen.
Um immerhin 0,5 Prozent sanken die Preise für Produkte in den USA; global hingegen wurden 6,6 Prozent aufgeschlagen. Selbst damit konnten die Umsätze nicht angekurbelt werden und die Margen dürften sehr wahrscheinlich gelitten haben. Vorstellbar ist aber auch, dass der Rückgang im USA-Geschäft ohne Preissenkungen noch sehr viel heftiger hätte ausfallen können. Von Euphorie auf Verbraucherseite ist indes auch hier so überhaupt nichts zu spüren.
Nestlé kämpft um US-Kunden
Bei Nestlé (CH0038863350) scheint man eine ähnliche Strategie zu fahren, und das sogar noch etwas aggressiver als im Falle von Mondelez. Das Unternehmen stellte in Aussicht, etwa bei Tiefkühlpizza die Preise zu senken, um wieder mehr Verbraucher in den USA von sich überzeugen zu können. Unter dem Strich ließen die Preise im ersten Quartal um ein Prozent nach, während international 2,1 Prozent aufgeschlagen wurden. Immerhin reichte es in diesem Zeitraum für ein minimales Umsatzplus in Höhe von 0,1 Prozent auf dem US-Markt. Global konnte man sich allerdings um 2,8 Prozent verbessern.
Der Schweizer Lebensmittelkonzern scheint die Lage etwas besser im Griff zu haben als mancher Mitbewerber. Das schenkt den Anlegern sichtlich mehr Zuversicht und die Aktie erreichte am Donnerstag mit 93,60 Euro kein ganz schlechtes Niveau. Seit Anfang des Jahres ging es um immerhin 17,6 Prozent in die Höhe. Allerdings kam die Nestlé-Aktie auch von einem Mehr-Jahres-Tief und im langfristigen Chart konnte die Abwärtskurve bisher noch längst nicht endgültig überwunden werden.
Unilever hat den Dreh raus
Die Aktie von Unilever (GB00B10RZP78) zeigt ein anderes Bild. Dort sind die Zugewinne im laufenden Jahr zwar minimal, was sich aber langfristig betrachtet auf einem höheren Niveau als bei Nestlé abspielt. Der britische Konsumgüterkonzern scheint die Lage in den USA auch sehr viel besser im Griff zu haben als die meisten Konkurrenten. Um 6,2 Prozent konnten die Umsätze im ersten Quartal gesteigert werden. Weltweit waren es lediglich drei Prozent Umsatzwachstum.
Gelungen ist dies laut dem erst seit März amtierenden CEO Fernando Fernandez mit der Einführung von neuen Premiumprodukten, die sich speziell an eine gutbetuchte Klientel richten. Hinsichtlich der Preise werden ebenfalls Optimierungen in Aussicht gestellt. Preiserhöhungen möchte auch Unilever so gut wie möglich vermeiden. Möglich scheinen allerdings Verkleinerungen der Packungsgrößen zu sein, um die Preise an den Händlerregalen stabil zu halten. Der Verbraucherschutz spricht dabei gerne von „Shrinkflation“. Doch die aus Unternehmenssicht positive Wirkung des Ganzen ist nicht wegzudiskutieren.
Auf Sparflamme
Wie mit den Verbrauchern in den USA umzugehen ist, darüber dürfte es viele verschiedene Ansichten geben. Einig sind sich jedoch alle großen Hersteller darin, dass die Konsumlaune weiter nachgelassen hat und durch Trumps erratische Politik weiter in die Tiefe manövriert wurde. Selbst die Top-Performer machen sich Gedanken um ihre Preise und stellen Anleger auf eher maue Entwicklungen in absehbarer Zukunft ein.
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09.05.2025 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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