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Epigenomics braucht frisches Kapital

Anleger reagieren entsetzt auf Epigenomics-Meldung

NTG24 - Epigenomics braucht frisches Kapital

 

Die Aktionäre des Biotech-Unternehmens Epigenomics hätte es am Wochenende kaum schlimmer kommen können. So mussten die Berliner in der Nacht zum Samstag eine Ad-hoc-Meldung veröffentlichen, die stark am kommerziellen Erfolg des Hoffnungsträgers Epi proColon zweifeln lässt. Konzentrieren sich die Chancen bei einer Biotech-Aktie wie bei Epigenomics (DE000A11QW50; WKN: A11QW5) auf nur ein Produkt, kann bereits eine bedeutend schlechte Nachricht den Markt in Panik versetzen. Entsprechend reagierte das Papier am Montag mit einem dramatischen Abschlag auf die Neuigkeiten.

Mit dem Darmkrebsfrüherkennungstest Epi proColon wollte Epigenomics eigentlich einen großen kommerziellen Verkaufsschlager landen. Nachdem die US-Gesundheitsbehörde FDA die Methode, die den Krebs aufgrund eines im Blut vorhandenen Gens frühzeitig erkennen will, zugelassen hat, hoffte die Firma auf ein großes Vermarktungspotenzial in den Vereinigten Staaten. Allerdings die staatliche US-Krankenversicherung Centers for Medicare & Medicaid Services (CMS) diesen Hoffnungen aber mehr als nur einen erheblichen Dämpfer verpasst.

 

Keine Kostenerstattung für Epi proColon

 

 

In der Nacht zum Samstag musste Epigenomics mitteilen, dass die CMS aktuell die Kostenerstattung dieser Früherkennungstests nicht befürwortet. Zwar ist die Entscheidung bislang nur vorläufig. Allerdings sind die Chancen, die CMS noch umzustimmen, vergleichsweise gering. Ein mögliches Berufungsverfahren, das Epigenomics im Falle einer negativen endgültigen Entscheidung einleiten will, dürfte ebenfalls schwer für die Anwälte der Firma zu gewinnen sein. Ob Epi proColon von Patienten im nennenswerten Umfang auf eigene Rechnung gekauft wird, ist außerdem fraglich. Generell ist eine FDA-Zulassung ein wichtiger Schritt für den kommerziellen Erfolg einer Anwendung. Anleger sollten aber bedenken, dass es bei bereits genehmigten Anwendungen eine Vielzahl von Konkurrenzprodukten beziehungsweise alternativen Anwendungen geben kann. Auch hier müssen die Voraussetzungen gegeben sein, damit Aktionäre langfristig von einem Investment profitieren können.

Im Xetra-Handel reagierten die Anleger zunächst panisch auf die Meldung von Epigenomics. Gleich zu Börsenbeginn stürzte der Titel um fast 80 % ab. Später konnte sich die Aktie aufgrund einiger spekulativer Käufe wieder etwas berappeln. Allerdings steht CEO Greg Hamilton jetzt vor massiven Herausforderungen, die künftige Finanzierung für das vergleichsweise kleine Unternehmen zu sichern. Denn aktuell erzielt Epigenomics kaum nennenswerte Umsätze und vernichtet zugleich für eine vergleichsweise kleine Firma jede Menge Geld.

 

Frische Mittel dringend nötig

 

Im zweiten Quartal erzielte Epigenomics einen Umsatz von lediglich 83.000 Euro. Demgegenüber steht ein Nettoverlust von fast 3,4 Millionen Euro. Auch im Gesamtjahr dürfte sich bei Epigenomics an diesem hohen Defizit kaum etwas ändern. Demnach prognostizieren die Analysten für die gesamte Zwölfmonatsperiode einen Fehlbetrag nach Steuern von über 12 Millionen Euro bei Erlösen von lediglich 1 Millionen Euro.

Laut aktueller Halbjahresbilanz verfügte Epigenomics über Zahlungsmittel und Zahlungsmitteläquivalente von 7,8 Millionen Euro bei einer Bilanzsumme von 11,0 Millionen Euro per Ende Juni. Allerdings sollte sich der aktuelle Kassenbestand bis zum heutigen Tage deutlich reduziert haben, da Epigenomics weiterhin über keine nennenswerten Umsatzbringer verfügt.

 

Kapitalerhöhungen nur schwer durchführbar

 

Neben Epi proColon forscht die Gesellschaft auch auf einigen anderen Gebieten. Allerdings war der Früherkennungstest der zentrale Hoffnungsträger für den Kapitalmarkt, dass Epigenomics endlich einmal schwarze Zahlen schreibt. So hat die Firma bereits seit der Jahrtausendwende kontinuierlich hohe Verluste geschrieben und kaum Einnahmen gehabt. Bislang gelang es Epigenomics sich über Kapitalerhöhungen zu finanzieren. Entsprechend ist die Zahl der umlaufenden Aktien von 8,8 Millionen im Jahr 2012 auf aktuell 47,1 Millionen gestiegen. Mittlerweile könnte den Investoren aber nun die Geduld ausgehen, da sich Epi proColon zunehmend als weitere Fehlinvestition herausstellt. Außerdem fiel das Papier deutlich unter dem Nennwert, was eine solche Transaktion ebenfalls schwierig macht. Deshalb es für CEO Hamilton alles andere als leicht sein, neue Kapitalgeber für die Firma zu finden.

 

Fazit:

 

Auf dem deutschen Kurszettel finden sich dutzende Biotech-Aktien. Einige sind hiervon äußerst aussichtsreich. Dennoch sollten Anleger, die nicht über Spezialkenntnisse im Bereich der Wirkstoffforschung verfügen, nur auf Kandidaten setzen, die bereits profitabel arbeiten oder zumindest über mehrere Hoffnungsträger innerhalb der Pipeline verfügen. Ansonsten müssen dramatische Kursausschläge, wie jetzt bei Epigenomics gesehen, jederzeit einkalkuliert werden. Sicherlich wird es auch immer wieder Biotechs geben, die mit einem einzelnen Wirkstoff Erfolg haben. Allerdings ist dies keine verlässliche Grundlage, um dauerhaft und nachhaltig mit Investitionen eine kleine Biotechs eine positive Rendite zu erzielen. Anleger sollten die Epigenomics-Aktie derzeit strikt meiden und eher auf aussichtsreiche Titel wie Evotec setzen. Auf der Webseite des Zürcher Trend haben wir erst kürzlich ein spannendes Interview mit dem Hamburger Erfolgsunternehmen veröffentlicht.

 

19.10.2020 - Tim Rademacher - tr@zuercher-boersenbriefe.ch

 

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