als .pdf Datei herunterladen

Südasien im Stress?

Indien und Pakistan im Vergleich

 

Eigentlich könnte der indische Ministerpräsident Modi zufrieden sein. Er hat im Mai 2019 die Wiederwahl geschafft und mit dem Anziehen der Zügel im Kaschmir in den Augen der nationalistischen Hinduparteien klare Kante gezeigt. Und bis vor einigen Wochen schien die indische Wirtschaft auch gegen die Turbulenzen wie jene in Lateinamerika scheinbar immun zu sein. Denn Modi hat durch steigende Staatsausgaben konjunkturellen Rückenwind produziert, und die Notenbank hilft der Kreditvergabe mit Zinssenkungen. Außerdem sollen die Unternehmenssteuern von 30 % auf 25 % gesenkt werden.

 

Disparitäten wachsen

 

Doch so einfach ist es dann doch nicht. Die Warnungen des Notenbankchefs, dass es mit der Stabilität der mit Problemkrediten kämpfenden Schattenbanken nicht gut bestellt sei, verhallen ungehört. Im Außenhandel spürt Indien allerdings die globale Abkühlung bereits, da Importe und Exporte schrumpfen. Und da wäre schließlich noch die Sorge um die Staatsfinanzen und eine ansteigende Inflation.

Ein Blick über die Grenze zum Nachbarn Pakistan zeigt allerdings, dass Indien in der ersten Amtszeit Modis auch einige wichtige Ziele erreicht hat. Die früher um 10 % liegende Inflation ist deutlich gesunken, und im Vergleich zur indischen Rupie (orangene Linie) hat der Nachbar die eindeutig schwächere Währung und instabilere Wirtschaftsstruktur.

 

INR vs PKR

 

Bei der Umsetzung seiner außenwirtschaftlichen Strategie Indiens kommt es jedoch auch zu Rückschlägen, nicht zuletzt, weil der große Rivale China oft einfach effizienter handelt und den strategischen Fuß schneller in der Tür hat. Zum Beispiel mit Blick auf den Iran. Die zuletzt wieder aufflammenden Konflikte im Kaschmir mit Pakistan sind zudem alles andere als beigelegt und die rigide Politik Indiens hat das Zeug zum Brandbeschleuniger.

 

Pakistan an der Wand

 

Pakistan wiederum baut wirtschaftlich derzeit statt ökonomischer Macht eher Chaosmacht auf. Denn gerade ist das Haushaltsdefizit mit 8,9 % des BIP auf ein 30-Jahres-Hoch gestiegen. Um eine Zahlungsbilanzkrise zu vermeiden, hatte das Land im Juli mit dem IWF einen 6 Mrd.-Dollar-Kredit ausgehandelt. Doch es scheint sich die Geschichte zu wiederholen: Seitdem Pakistan 1950 IWF-Mitglied wurde, wurden bereits 27 Bail-out-Pakete geschnürt – wie die Zahl zeigt, mit sehr begrenztem Erfolg. Die geostrategische Bedeutung des Landes spielt wohl auch weiterhin eine nicht unbedeutende Rolle. Das haben wohl auch die anderen Kreditgeber wie Saudi-Arabien, die VAE und vor allem China erkannt. Denn auch in Peking beobachtet man das ökonomische Straucheln in Pakistan und ist, wie der Hafen von Gwadar zeigt, bereit, geostrategische Opportunitäten zu nutzen. Der alte chinesische Militärstratege Sun-Tse wäre wohl ziemlich zufrieden mit dem chinesischen Präsident Xi.

 

Kommt der strukturelle ,,Big Bang'' ?

 

Aber ob nun in Pakistan als Bedingung für den Milliardenkredit des IWF oder als die Einsicht in Indien, dass Konjunkturprogramme keine Strukturreformen ersetzen können: Es bleibt die große Aufgabe in beiden Ländern noch zu bewältigen, vor allem den Banken- und Arbeitsmarkt grundlegend zu reformieren und das Justizsystem so umzugestalten, dass Rechtssicherheit nicht nur auf dem Papier steht und bei jeder zweiten Gelegenheit von offiziell rechtswidrigem, aber noch allgemein akzeptierten Gewohnheitsrecht entwertet wird.

Bis dahin ist es aber noch ein längerer Weg. Ministerpräsident Modi hat es jedoch politisch einfacher, was für Indien einen gewissen Optimismus rechtfertigt, auch über die Effekte gesenkter Zinsen und dem Nachfrage-Strohfeuer von öffentlichen Ausgaben hinaus. Die im Budget Indiens für 2020 geplanten Infrastrukturinvestitionen sind ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Die Lage mit dem Nachbarn Pakistan zu entspannen, wäre ein zweiter, vielleicht sogar noch wichtigerer. Denn für nachhaltige Wachstumsbeiträge von explodierenden Militärbudgets und religiösen Konflikten gibt es keine wirklich guten Beispiele!

 

29.08.2019 - Arndt Kümpel - ak@ntg24.de

 





Ihre Bewertung, Kommentar oder Frage an den Redakteur


Bitte geben Sie die Anzahl der unten gezeigten Eurozeichen in das Feld ein.
>

 



Bewertungen, Kommentare und Fragen an den Redakteur

 

 

Haftungsausschluss - Die EMH News AG übernimmt keine Haftung für die Richtigkeit der Empfehlungen sowie für Produktbeschreibungen, Preisangaben, Druckfehler und technische Änderungen. (Ausführlicher Disclaimer)