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Kirgisiens Währung nach neuem Abwertungsimpuls

Der kirgisische Som zwischen Baum und Borke

NTG24 - Kirgisiens Währung nach neuem Abwertungsimpuls

 

Der kirgisische Som hat es schwer: Eingeklemmt zwischen dem großen Nachbarn China im Osten, Kasachstan im Norden, Tadschikistan im Süden und Usbekistan im Westen als Binnenstaat Zentralasiens, suchen die gut 6 Mio. Einwohner seit jeher ihre Freiheit gegen übermächtige Nachbarn zu verteidigen. Nach dem Zerfall der UdSSR erlangte Kirgisien seine Freiheit zwar wieder, konnte aber seine wirtschaftlichen Verbindungen mit dem Rechtsnachfolger Russland aufrechterhalten und trat 2015 der Eurasischen Wirtschaftsunion bei. Die isolierte Lage im Hochgebirge des Tienshan begrenzt dabei die Handlungsspielräume, positioniert das Land aber strategisch aussichtsreich, da nicht zuletzt sein Wasser- und Goldreichtum Optionen für die Entwicklung der eigenen Wirtschaft bieten.

Die Beziehungen zu Russland, die auch als Balance zum chinesischen Einfluss wirken sollen, sind allerdings deutlich asymmetrisch. Die Wirtschaftsstruktur der kirgisischen SSR war bis zur Unabhängigkeit 1991 ganz auf den sowjetischen Markt ausgerichtet. Der Norden mit der Hauptstadt Bischkek zog deutlich mehr Investitionen an als der vor allem von der bedeutenden usbekischen Minderheit besiedelte Süden, was zu einem Wachstumsgefälle führte.

Vor diesem Hintergrund treibt der Mangel an Chancen und Investitionen viele Kirgisen ins Ausland. Nach Angaben der Weltbank machten die Rücküberweisungen von Auslandskirgisen als Gastarbeiter vor allem in Russland 2018 33,2 % des Bruttoinlandsproduktes Kirgisiens aus.

Eine wirtschaftliche Talfahrt der rohstoffabhängigen russischen Wirtschaft schlägt auf diesem Wege direkt auf die Wirtschaft Kirgisiens durch.

 

Som in USD

 

Dies zeigt auch ein Blick auf die Entwicklung des kirgisischen Som und des russischen Rubels gegen den US-Dollar. Eine zuvor stabilitätsorientierte Geldpolitik geriet mit der massiven Abwertung des russischen Rubels im Zuge der westlichen Sanktionen nach der Annexion der Krim ebenfalls deutlich unter Druck. Zwar schwankt der Wechselkurs gegen den US-Dollar weniger stark. Gleichwohl verschlechtern sich aber bei einer Abwertung des Rubels zum einen die Terms of Trade mit der ehemaligen Besatzungsmacht. Zum anderen sinkt der Geldwert der Zahlungen kirgisischer Gastarbeiter in Russland nach Kirgisien.

Im Zuge des Absturzes des Ölpreises in diesem Jahr kam deshalb mit dem russischen Rubel auch der kirgisische Som wieder deutlich unter Druck.

 

Fazit

 

Der kirgisische Som ist zwar nur indirekt, gleichwohl aber deutlich vom Ölpreis abhängig, solange die derzeitige Außenhandelsstruktur weiter besteht. Eine Schaffung von Arbeitsplätzen im Inland würde den Handlungsdruck, Einkommen im Ausland zu erzielen, verringern. Vieles wird für den Som mittelfristig auch von der Entwicklung der (Wirtschafts-) Beziehungen zu China abhängen. Dass dies nicht immer zum eigenen Vorteil sein muss, weiß man in Bischkek. Da man sich aber seine Nachbarn bekanntlich nicht aussuchen kann, steigt der strategische Wert einer kirgisischen Entwicklungsstrategie, die mehr ist als das Ausbalancieren russischen, chinesischen und amerikanischen Einflusses. Ob die neue Seidenstraße aus kirgisischer Sicht hält, was sie verspricht, dürfte deshalb die Entwicklung auch des Som zukünftig verstärkt beeinflussen.

 

12.05.2020 - Arndt Kümpel - ak@ntg24.de

 

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