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Das Modell Kurzarbeit in Krisenzeiten

Aktuelle Zahlen des Ifo-Instituts zeigen neues Ausmaß an Kurzarbeit

NTG24 - Das Modell Kurzarbeit in Krisenzeiten

 

Bei dem Modell der Kurzarbeit, wie wir es in Deutschland kennen, wird die betriebsübliche regelmäßige Arbeitszeit reduziert, während gleichzeitig das Entgelt abgesenkt wird. Daran anschließend folgt eine Rückkehr zum ursprünglichen Arbeitsumfang. Dabei muss grundsätzlich die Einführung von Kurzarbeit vertraglich oder durch eine sonstige Vereinbarung geregelt sein. Es findet eine Suspendierung der Hauptleistungspflichten aus dem Arbeitsvertrag statt. Der Arbeitnehmer erhält aber zusätzlich einen Anspruch auf Kurzarbeitergeld. Zudem besteht grundsätzlich ein Exklusivitätsverhältnis zwischen Kurzarbeit und Ausspruch einer betriebsbedingten Kündigung.

Eben dieses Modell, das seit über einem Jahrhundert in Deutschland etabliert ist, gilt inzwischen international als Erfolgsmodell und dient auch als Vorbild für andere Länder. Kurzarbeit hat sich dabei weniger in gesamtwirtschaftlichen Krisen bewährt, sondern eher in einzelnen Problemphasen. Wirklich an Aufmerksamkeit und Anerkennung hat das Modell erst nach der Finanzkrise 2008 gewonnen, wo die Kurzarbeit den Arbeitgebern den Zugang zu gut ausgebildeten Arbeitskräften erhalten hat und gleichzeitig dafür sorgte, dass die Arbeitslosigkeit nicht zu sehr stieg.

Auch wenn sich dieses Modell in vielen problematischen Phasen bewährt hat, konnte sich niemand auf einen derartigen Ausfall der Wirtschaftsleistung einstellen, wie er jetzt durch Corona-Krise entstanden ist. Es ist eine einmalige Situation, die das Konzept vor eine ganz neue Herausforderung stellt.

 

Regen

Bildnachweis: © Lindt & Sprüngli AG

 

Laut aktuellen Berechnungen des Ifo-Instituts waren in Deutschland im Mai 7,3 Millionen Menschen in Kurzarbeit, wobei die Zahlen auf der Konjunkturumfrage des Ifo-Instituts basieren. Auch wenn zuvor noch 10,1 Millionen Beschäftigtee zur Kurzarbeit angemeldet worden waren und die tatsächliche Zahl damit deutlich niedriger ist, sind die Zahlen so hoch wie nie zuvor. Selbst in der Finanzkrise lag die Arbeitslosenzahl bei „nur“ knapp 1,5 Millionen.

 

Finanzierung der Kurzarbeit

 

Das Modell der Kurzarbeit sieht vor, dass Arbeitnehmer 60 % ihres ausgefallenen Nettolohns erhalten und wer mindestens ein Kind hat, bekommt 67 %. Darüber hinaus werden den Arbeitgebern die Sozialversicherungsbeiträge für die ausgefallenen Stunden erstattet. Die Bezugszeit beträgt regulär höchstens zwölf Monate.

Eine derartige Inanspruchnahme der Kurzarbeit könnte jedoch schon schnell den Rahmen der Bundesagentur für Arbeit sprengen, die für die Auszahlung der Mittel zuständig ist, sodass der Staat dann mit zusätzlichen Mitteln unterstützen müsste, was eine enorme finanzielle Belastung darstellen würde.

 

Auswirkungen der Kurzarbeit auf die Arbeitslosigkeit?

 

Dennoch zeigt die Kurzarbeit auch in der momentanen Situation wieder ihre Stärken, wenn auch eingeschränkt. Gerade im Vergleich zu den anderen europäischen Ländern zeigen sich die Auswirkungen des Modells. Zwar ist auch in Deutschland die Arbeitslosenquote drastisch gestiegen, jedoch ist noch keine Massenarbeitslosigkeit entstanden und andere Länder stehen deutlich schlechter dar. So wird etwa für Spanien eine Arbeitslosenquote von 20 % bis Ende des Jahres prognostiziert.

Vorübergehend verhindert die Kurzarbeit jedenfalls massenweise Entlassungen und hält die Arbeitslosenquote zumindest etwas in Schach. Ob jedoch aus Kurzarbeit auch vermehrt Arbeitslosigkeit wird, hängt am Ende ganz entscheidend davon ab, wie lange die Krise tatsächlich dauern wird.

 

02.06.2020 - Ann-Kathrin Wellen - akw@ntg24.de

 

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Bewertungen, Kommentare und Fragen an den Redakteur

 

  • I. Kollmann - 05.06.2020 22:57:39 Uhr

    Guter Artikel und ein interessanter Blick über den Tellerrand hinweg.
    Kurzarbeit kommt mit gewissen Einschränkungen daher, hat in unserem Fall aber einen Arbeitsplatz bewahrt.


 

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