Euro: Ist er zu stark, bist Du zu schwach!
Euroschwäche oder Dollarstärke?
Der Wechselkurs des Euro kam in den letzten Tagen verstärkt unter Druck, was angesichts des ökonomischen Stillstands in der Eurozone keine Überraschung war.
Interessant dabei aber ist, dass nicht nur in der Eurozone der Pandemieschock um sich greift, sondern auch in den USA. Die unterirdischen Wirtschaftszahlen von heute jedenfalls dürften kaum zur Stärkung des US-Dollars beigetragen haben.
Dass der US-Dollar wirklich ,,stärker‘‘ geworden ist, wirft angesichts seiner Entwicklung gegen den Schweizer Franken aber einige Fragen auf.
Dagegen strotz der Franken gegen den Euro vor Stärke. Er hat die in Chart 2 erkennbare Unterstützungszone nach unten verlassen. Die nächste spürbare Unterstützung liegt im Bereich um 1,03 Franken je Euro. Dass diese Marke jedoch ein Wendepunkt im Verhältnis beider Währungen ist, muss angesichts der Entwicklungen in der Eurozone stark bezweifelt werden.
Dagegen hat der US-Dollar seit dem Beginn der Corona-Turbulenzen deutlich stärker gegen den Euro geschwankt als zuvor, dann aber wieder den Weg nach Norden eingeschlagen.
Und das, obwohl in der Woche bis zum 11.04.2020 5,2 Mio. neue Anträge auf Arbeitslosenhilfe in den USA gestellt wurden, womit nun innerhalb von 4 Wochen ungefähr 22 Mio. US-Bürger ihren Arbeitsplatz verloren haben. Obendrein fiel der regionale Frühindikator für die Region Philadelphia im April auf den tiefsten Stand seit 1980.
Was aber könnte relativ eine Währung noch mehr schwächen, dass der Dollar im Ergebnis stärker wird?
EZB-Präsidentin Lagarde teilte heute in einer Erklärung zur Frühjahrstagung des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank mit. ,,Die Unsicherheit ist deutlich gestiegen und wird hoch bleiben”, mahnte sie.
Sie bekräftigte jedoch, dass die EZB entschlossen sei, innerhalb ihres Mandats alles zu unternehmen, um die Euro-Zone über die Krise hinweg zu helfen. Möglich sei eine weitere Erhöhung und neue Zusammensetzung der laufenden Anleihekäufe. ,,Um so viel wie notwendig ist und um so lange wie das nötig ist”, fügte sie hinzu. “
Gleichzeitig betonte EZB-Direktorin Isabel Schnabel, dass die EZB in der Virus-Krise alle ihre Mittel einsetzen, um ein Auseinanderdriften der Währungsunion zu verhindern. Der EZB-Rat sei bereit, alle Instrumente anzupassen, um ,,eine Fragmentierung zu vermeiden, die eine reibungslose Übertragung unserer Geldpolitik verhindern könnte”.
Der Unterschied zu der Entwicklung in den USA ist die institutionelle Qualität der EU. Die dortige Politikblockade hat ebenfalls ungeahnte Ausmaße angenommen, was den US-Dollar eben nicht stärkt. Er ist aber nach wie vor mit weitem Abstand der liquideste Devisenmarkt der Welt und seine Reservewährung. Die institutionelle Qualität der Schweiz beeindruckt im Vergleich zu jener der EU. Wen kann es wundern, dass dann, wenn sie besonders wichtig ist, nämlich in Krisen, für den Richtungskompass der Kapitalströme besonders viel wiegt?
Fazit
Der Eindruck verdichtet sich, dass unter dem Bodennebel geldpolitischer Rettungsaktionen die bereits zuvor bestehenden Konflikte und Konstruktionsfehler der Europäischen Währungsunion wieder durchschimmern. Diese werden sich aber kaum durch extrem expansive Geldpolitik lösen lassen. In vielen anderen Politikfeldern, die mit ihr verbunden sind, verstärkt sich der Eindruck eines ,,Euro-Abschlages‘‘, der sich an den Devisenmärkten aufbaut. Sollte dies zutreffen, ist vor der nächsten Abwertungswelle des Euro eine Währungsabsicherung gegen den Dollar, aber auch gegen den Franken und, gegen Gold, zur Bewahrung der Vermögensqualität aussichtsreich.
16.04.2020 - Arndt Kümpel - ak@ntg24.de
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