Der charttechnische Weg für 100 Dollar bei Öl ist frei – ConocoPhillips & BP interessant
Der Ölpreis hat die 100 Dollar fest im Visier – und mehr
Der Ölpreis hat Ende Januar ein neues starkes Kaufsignal gegeben. Ein Blick auf die langfristige Entwicklung des Ölpreises legt nahe, dass die Marke von 100 US-Dollar nur eine Zwischenstation für deutlich höhere Kurse sein könnte. Davon dürften unter anderem die Aktien von ConocoPhillips und BP profitieren.
Ein Blick über den Rohstoffsektor zeigt, dass es bei immer mehr Rohstoffen zu Versorgungsstörungen kommt. Seien es wirtschaftspolitische Strategien wie jene Indonesiens, welche auf eine höhere Wertschöpfung im Inland abzielen. Oder seien es wie in Chile oder Ecuador Maßnahmen, welche auf einen größeren Anteil des Staates an den Gewinnen von Rohstoffunternehmen abzielen. Ganz zu schweigen von den geopolitischen Risiken, etwa mit Blick auf die Ukraine und Russland, Taiwan und China, oder aber Israel und den Iran.
Gemessen daran war man sich gestern in Wien wirklich schnell einig. Und der Ölmarkt war von der gestrigen Turbositzung der OPEC+, die virtuell nur rund 15 Minuten dauerte und die damit die kürzeste OPEC+ - Sitzung überhaupt war, wenig beeindruckt.
Man einigte sich darauf, auch im März 2022 die Ölproduktion um 400.000 Barrel am Tag zu erhöhen. Eine stärkere Erhöhung hätte die Zweifel an der Erfüllung der Prognose verstärkt. Immer mehr Mitgliedsstaaten haben nämlich Schwierigkeiten, ihre Förderziele zu erreichen. Ein Blick auf den Förderzielplan zeigt, dass es insbesondere bei Kasachstan, Angola und Nigeria völlig unsicher ist, ob diese die vereinbarte Förderung auch wirklich umsetzen können. Wenig überraschend betrug die Gesamtförderung der OPEC+ im Dezember 2021 mit etwa 257.000 Barrel pro Tag um 143.000 Barrel unter der zuvor verkündeten Förderung von 400.000 Barrel pro Tag.
Hinzu kommt, dass die Nachfrage beim weltgrößten Ölimporteur China im Jahr 2022 Marktbeobachtern zufolge um rund 10 % zunehmen dürfte. Und im Januar 2022 hob die EIA die Prognose für die globale Ölnachfrage für das laufende Jahr um 70.000 Barrel auf 3,62 Millionen Barrel pro Tag an.
Wo liegt der wahrscheinliche Gleichgewichtspreis?
Der Ölpreis der Sorte Brent signalisiert dabei, dass bereits in Kürze ein neuer Preisschub nach oben vonstattengehen könnte. Denn wie ein Blick auf Chart 1 zeigt, hat der Ölpreis der Sorte Brent mit dem Monatsschlusskurs im Januar 2022 sein Zyklushoch vom Oktober 2018 bei 86,82 Dollar sogar auf Schlusskursbasis deutlich überschritten. Damit ist mit einiger Wahrscheinlichkeit die Konsolidierung des Ausbruchs über die flachste langfristige Abwärtstrend-Linie, welche ihren Ausgangspunkt im Zyklushoch vom Juli 2008 bei 147,68 Dollar hatte, beendet.
Ein näherer Blick in Chart 2 zeigt auch, dass der Ölpreis nun relativ schnell in Richtung seines nächsten statischen Widerstandes bei rund 97,92 Dollar laufen kann. Denn mit dem Bruch des Abwärtstrends hatte der Ölpreis bereits ein langfristiges Kaufsignal generiert, welches nun durch den Durchbruch durch den statischen Widerstand nochmals verstärkt wurde und damit neues charttechnisches Momentum für den Ölpreis schuf.
Ein Blick auf den Ölpreis der US-Ölsorte WTI in Chart 3 verdeutlicht zudem, dass dieser sein Zwischenhoch vom Oktober 2018 bereits im Oktober 2021 signifikant überwunden hatte und inzwischen an der Widerstandszone vom Juni und November 2012 angekommen ist.
Bei der Suche nach den Treibern dieser enormen Aufwärtsbewegung wird man aber nicht nur bei den Problemen der Angebotsseite und der Dynamik auf der Nachfrageseite des Marktes fündig.
Chart 4 zeigt einen Vergleich der Entwicklung des Ölpreises und des Goldpreises (beide in US-Dollar). Es zeigt sich seit der Aufhebung der Goldbindung des US-Dollars 1971 eine hohe Korrelation der beiden – mit Ausnahme der Zeit nach 2014/2015.
Aus Chart 4 läßt sich bei Fortschreibung des 1971 gesetzten Aufwärtstrends der realen Vermögenswerte Öl und Gold auch ableiten, dass der Absturz des Ölpreises aus politischen Gründen nach der Annexion der Krim durch Russland 2014/2015 aus charttechnischer Sicht eher durch einen stärkeren Anstieg des Ölpreises als durch einen Rückgang des Goldpreises ausgeglichen werden dürfte.
Dies allerdings erhöht vor dem Hintergrund der aktuellen geopolitischen Lage und weltweiten Überschuldung die Wahrscheinlichkeit eines Anstieges des Ölpreises weiter. Die Marke von 100 US-Dollar ist dabei nur eine Zwischenstation zu noch deutlich höheren Marken.
Die ökonomische Spannung könnte dabei aber noch weiter steigen, wenn der US-Dollar als Fluchtwährung in Krisenzeiten zunächst weiter aufwertet. Aus Euro-Perspektive dürfte der Ölpreis in Euro dann wohl deutlich über der Schmerzgrenze vieler Konsum-Budgets privater und staatlicher Art liegen.
Könnte dies ein potenzieller Grund sein, etwa beim Kauf russischen Öls und Gases bei der Abrechnung auf den russischen Rubel umzustellen? Käme es damit zu einer Spaltung des Marktpreises und was würde dies nicht nur für Deutschland, sondern auch für die OPEC bedeuten? Welchen Einfluss hätte dabei der in chinesischen Yuan gehandelte Ölkontrakt in Schanghai, dessen Verkaufserlöse in Gold einlösbar sind?
Und was ist das Fazit?
Der Ölpreis hat im Jahr 2021 alle langfristigen Abwärtstrendlinien gebrochen und damit starke langfristige Kaufsignale gegeben, welche mit dem Überwinden der darüber liegenden statischen Widerstände bestätigt werden.
Im Rückspiegel wirkt der Fall des WTI-Ölpreises auf null im April 2020 wie eine gigantische Bärenfalle! Die charttechnische Botschaft der Ölpreisentwicklung in US-Dollar ist die eines primären Aufwärtstrends, dessen Volatilität tendenziell durch politische Intervention und geopolitische Entscheidungen verstärkt werden.
Vor dem Hintergrund der charttechnischen Indikatoren-Lage als auch der Dynamik der zentralen Angebots- und Nachfragekomponenten erscheint ein Überwinden der Marke von 100 US-Dollar nur eine Frage der Zeit zu sein. Die statischen Widerstände auf dem Weg zum Allzeithoch von 147,68 US-Dollar erscheinen zudem gegenüber dem primären Aufwertungsdruck deutlich geringer. Dies läßt für die weitere mittelfristige Entwicklung sogar eine Beschleunigung der Aufwärtsbewegung erwarten! Ölaktien wie ConocoPhillips (US20825C1045) und BP (GB0007980591) könnten deshalb noch einige positive Überraschungen für die Investoren bereithalten.
03.02.2022 - Arndt Kümpel
Auf Twitter teilen Auf Facebook teilen
Informiert bleiben - Wenn Sie bei weiteren Nachrichten und Analysen zu einem in diesem Artikel genannten Wert oder Unternehmen informiert werden möchten, können Sie unsere kostenfreie Aktien-Watchlist nutzen.
Folgende Artikel könnten Sie auch interessieren
Ihre Bewertung, Kommentar oder Frage an den Redakteur
Haftungsausschluss - Die EMH News AG übernimmt keine Haftung für die Richtigkeit der Empfehlungen sowie für Produktbeschreibungen, Preisangaben, Druckfehler und technische Änderungen. (Ausführlicher Disclaimer)