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Rheinmetall: Anhaltender Umsatz- und Margendruck

RHEINMETALL: Belastungsfaktor Automobilzulieferung

NTG24 - Rheinmetall: Anhaltender Umsatz- und Margendruck

 

Nur knapp 2 Wochen nach Publikation der - bereits sehr durchwachsen ausgefallenen – Geschäftszahlen zum 3. Quartal 2019 kürzte der Rüstungskonzern und Automobilzulieferer RHEINMETALL (DE0007030009) im Rahmen einer Kapitalmarkt-Konferenz seine Umsatzprognose für das Jahr 2019 erneut. Auch wenn diese Senkung nur sehr geringfügig war, tritt hierdurch jedoch immer klarer zu Tage, dass sowohl die Konjunktur- wie auch Margenanfälligkeit der beiden Kernsparten von Rheinmetall aktuell stark ausgeprägt ist und das gesamte Geschäftsprofil im internationalen Vergleich derzeit eher nur durchschnittlichen Ansprüchen genügt. Die Aktie korrigierte daraufhin im heutigen Tagesverlauf um bis zu 8 %. Wie sich Anleger daher aktuell nun in der Aktie positionieren sollten, zeigen wir nachstehend auf.    

 

Chart: Rheinmetall vs. DAX - Index

 

Chart: Rheinmetall gegen DAX

 

Weitere Umsatz- und Margenwarnung im Automobilbereich für 2019

 

Ein weiteres Mal verschreckte Rheinmetall Analysten und Investoren heute mit einer Umsatzwarnung für 2019, nachdem erst am 07.11. im Rahmen der Zahlenvorlage zum 3. Quartal die Umsatz- und Margen- (d.h. damit auch Gewinn-) Ziele für das Gesamtjahr 2019 bereits ebenfalls nach unten geschraubt wurden.

Konzernweit erwartet Rheinmetall nun einen Anstieg des Jahresumsatzes von „rund 1 %“, nachdem dieser am 07.11. noch mit „leicht über 1 %“ angegeben wurde. Allerdings wurde bereits am 07.11. im Zusammenhang mit der Ergebnispublikation zum 3. Quartal die Umsatzschätzung wesentlich stärker von 4 % auf „leicht über 1 %“ zurückgenommen.

Insbesondere zeugen die heutigen Projektionen untrüglich von einer anhaltenden Geschäftsabschwächung im Bereich der Automobilzulieferung, der in den ersten 9 Monaten des Jahres mit einem Umsatz von rd. 2 Mrd. Euro fast genauso viel (= 49 %) zum Konzernumsatz beitrug, wie die Rüstungssparte (= 51 %). Denn bereits per 30.09. hatte im Automobilbereich die operative Marge nur noch bei 6,5 % gelegen, nach noch 6,9 % auf gesamter 9 Monats-Basis.

Da der Konzernvorstand die Margenprognose für den Bereich Automobile heute mit einer dazu auch noch sehr breiten „kurzfristigen“ Spanne von 5 – 7 % beziffert hat und erst „mittelfristig“ wieder eine Erholung der operativen Divisionsmarge auf 8 % erwartet (wobei auch diese Fristigkeits-Zeitbegriffe natürlich sehr dehnbar interpretiert werden können), lässt sich hieraus nach unserer Auslegung doch sehr stark die ungebrochene Fortsetzung des Margendrucks im Automobilbereich wie aber auch ein hohes Maß an Unsicherheit ablesen, ab wann dieser aktuelle Negativtrend gestoppt und wieder umgekehrt werden kann.

Auch in der Umsatzentwicklung der Automobilsparte erwartet Rheinmetall erst „mittelfristig“ nun wieder den Übergang zu einer Umsatzstagnation (!) oder sogar einem leichten Wachstum, nachdem sich dieser allein im 3. Quartal 2019 um 7 % rückläufig entwickelt hatte (zum Vergleich: Umsatzrückgang gesamte 3 Quartale 2019 gegen Vorjahr: nur - 4,5 %).

Der Automobilzulieferungs-Bereich von Rheinmetall, der sich auf Produkte wie z. B. Kolben, Zylinder, Motorkomponenten, Karosserieteile, Tanks, Pumpen und Heizvorrichtungen erstreckt, wird also aktuell unübersehbar und in zunehmendem Maße von der Konjunkturflaute der gesamten Automobilbranche erfasst.

Die Stärke des Drucks, unter dem die Automobilsparte von Rheinmetall aktuell steht, ist jedoch allein durch die zurückliegende Geschäftsentwicklung der gesamten Automobilbranche in Europa und den USA kaum erklärbar. Denn in den ersten 9 Monaten 2019 tendierten die Automobilzulassungen in ganz Europa (-1,6 %) sowie USA (-1,1 %) nur wenig verändert. Lediglich in Asien brachen, natürlich ausgelöst durch die Strafzölle der USA sowie hierdurch resultierende Konjunkturrückgänge, die Autoverkäufe in den zurückliegenden 3 Quartalen stark ein (zwei Hauptmärkte Indien und China – 16 % bzw. – 12 %).

Somit ist stark zu vermuten, da 17 % des gesamten Konzernumsatzes von Rheinmetall auf Asien entfällt, dies jedoch kaum Rüstungsgüter, sondern wohl fast ausschließlich die Automobilsparte betreffen dürfte (siehe z. B. auch letztwöchig bekanntgegebenen 200 Mio.-Großauftrag aus China zur Lieferung von Leichtbaukolben), dass gerade die aktuelle asiatische Automobilkrise Rheinmetall derzeit besonders stark belasten dürfte.

Damit befindet sich Rheinmetall im Automobilzulieferungs-Bereich aktuell also auch in einem deutlichen Positionierungs-Nachteil gegenüber größten und dazu noch hoch spezialisierten europäischen Zulieferern elektromechanischer Komponenten, wie z.B. der operativ in Dublin ansässigen APTIV PLC (JE00B783TY65) oder auch der französischen VALEO (FR0013176526). Dass diese, anders als Rheinmetall, ihre Umsätze im 3. Quartal um + 2 % bzw. + 6 % ausbauen konnten, ist vor allem dem Umstand zuzuschreiben, dass sich diese Konzerne in der derzeit komfortablen Position höherer US-Umsatzanteile befinden (Aptiv: über 40 % / Valeo: über 20 %), während sich der US-Umsatz bei Rheinmetall bislang lediglich auf rd. 10 % beläuft.      

  

Rüstungssparte weiter solide wachsend

 

Während bei Rheinmetall der Motor der Automobilsparte also aktuell stark am Stottern ist, befindet sich die umsatzanteilig quasi gleich so große Rüstungsdivision dagegen weiterhin in einem intakt dynamischen Wachstumstrend. In dieser Sparte wurde im 3. Quartal bei einer 17 %-igen Umsatzausweitung der Betriebsgewinn um 45 % ausgebaut, und dadurch die operative Marge im Vorjahresvergleich von 6,3 % deutlich auf 7,8 % gesteigert. Zwar brach hier im 3. Quartal der Auftragseingang gegenüber 2018 ebenfalls ein, jedoch war dies allein dem Basiseffekt zuzuschreiben, dass Rheinmetall im Vorjahr aus Australien in diesem Bereich mit 2 Mrd. Euro den größten Auftrag seiner Firmengeschichte erhalten hatte.

Eine gewisse Kompensation des bisherigen Ausbleibens eines solchen Großauftrags in 2019 liefert jedoch die nun am 08.11. bekanntgegebene Bestellung von 500 Radpanzern des Typs „Boxer“ durch das britische Verteidigungsministerium. Der hieraus innerhalb des 50/50-Produktionskonsortiums zusammen mit Krauss-Maffei auf Rheinmetall entfallende Umsatzanteil wird sich (bei einem geplanten Auslieferungszeitraum von 2022 – 2031) auf rd. 1,3 Mrd. Euro belaufen. Dem steht per 30.09. zum Vergleich ein aktueller Auftragsbestand der Rüstungssparte von 8,7 Mrd. Euro gegenüber.

Bedingt durch die weiterhin sehr gute Bestellauslastung der Rüstungs-Division hebt Rheinmetall seine Erwartungen des operativen Spartenergebnisses für 2019 nun von + 9 auf + 9,5 % an. Auch die im 3. Quartal 7,8 % betragende operative Marge soll „mittelfristig“ weiter auf 9 -10 % ausgebaut werden. Die Rüstungs-Umsatzprognose für das Gesamtjahr passte Rheinmetall jedoch nun ebenfalls nach unten an. Grund hierfür sind anhaltende Verzögerungen für Exportgenehmigungen von zwei ausländischen Rheinmetall-Einheiten, weshalb laut Konzernprognosen der zuvor auf 9 – 11 % taxierte Umsatzanstieg für 2019 jetzt nur noch das untere Ende dieser Spanne erreichen dürfte.

Zusammenfassend kann also festgehalten werden, dass die heutige Prognose-Adjustierung von Rheinmetall nur einen positiven Faktor vorzuweisen hatte, und zwar die Anhebung der Margen- und Gewinnprognosen im Fall der Rüstungsgüter. In sämtlichen anderen Bereichen und Zahlenebenen wurden die Erwartungen nach unten revidiert, und dies im Automobilbereich auch noch mit Aussagen verknüpft, die hier zudem auf eine erhöhte Prognoseunsicherheit hindeuten.

 

Aktienbewertung und strategische Positionierungsempfehlung

 

Die jüngsten Zahlenentwicklungen und -Prognosen von Rheinmetall zeigen konzernweit derzeit insgesamt einen unerfreulichen Verlauf, was vor allem der Sparte Automobilzulieferung zuzuschreiben ist.

Hier fällt Rheinmetall derzeit umsatzseitig hinter führende Hersteller elektronischer Automobilkomponenten, wie z.B. Aptiv PLC oder Valeo, zurück. Jedoch auch CONTINENTAL (DE0005439004), die neben Reifen auch elektronische Fahr- und Benzinleitungssysteme herstellt, wies anders als Rheinmetall im 3. Quartal einen steigenden Umsatz (+ 3 %) aus.

Bezüglich der Rüstungssparte von Rheinmetall ist zu sagen, dass diese trotz aller Wachstumsdynamik der Profitabilität und Margenstärke führender internationaler, vor allem der US-Militärproduzenten weiterhin hinterherhinkt. Selbst die „mittelfristig“ angepeilte operative Marge von bis zu 10 % stellt hier immer noch einen Abstand von ca. 2 – 4 Prozentpunkten relativ zu diesen weltweit profitabelsten Rüstungsherstellern dar.

Das geschätzte KGV (2020e) von 14 für die Rheinmetall-Aktie, welches damit zwischen den aktuellen Bewertungen reiner Militärausrüster und Automobilzulieferer liegt, halten wir daher gegenwärtig für vollauf angemessen.

Angesichts der jüngsten überwiegenden Ergebnisprognosesenkungen sowie hiermit einhergehender deutlicher Chartabschwächung der Aktie heben wir unsere Verkaufs-Stop Loss-Marke nunmehr leicht von 92,50 auf 93,50 EUR an. Zur weiteren Verfolgung unserer strategischen Positionierung in der Aktie verweisen wir auf unser erfolgreich gemanagtes Strategiedepot AKTIEN SPEKULATIV, in dem die Aktie gegenwärtig allokiert ist.

 

 

20.11.2019 - Matthias Reiner - mr@ntg24.de

 

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