als .pdf Datei herunterladen

RHEINMETALL und INFICON - Chartwiderstände am Allzeithoch

Das Börsenduell

NTG24 - RHEINMETALL und INFICON - Chartwiderstände am Allzeithoch

 

Nach bekanntem klassischen Muster reagierten die Aktienmärkte auch am 08.10. weiterhin auf wachsende Konjunktur- und Unternehmensgewinnrisiken: Aktien von Unternehmen mit einer branchenseitig nachgesagten erhöhten Konjunkturabhängigkeit standen unter besonders starkem Abgabedruck. Dagegen wird mittlerweile kaum noch danach differenziert, wie unterschiedlich stark die qualitative Widerstandsfähigkeit von Unternehmen gegen derartige Konjunkturrisiken in Wirklichkeit im Einzelnen ausgeprägt ist. Bestes Beispiel: Die im ZÜRICHER TREND-Musterdepot SPEKULATIV vertretenen Industrie- Mid Caps RHEINMETALL (DE0007030009) und INFICON (CH0011029946) drehen heute „solidarisch“ exakt an ihren charttechnischen Allzeithochs nach unten ab. Und dies, obwohl die Unternehmen produktseitig keinerlei Überschneidungen aufweisen (sondern höchstens ähnliche Branchenkunden beliefern) und beide innerhalb des Industriesegments fraglos führende Qualitätspositionen einnehmen. Grund genug, dieses momentan ebenso stark branchen- wie regionenspezifische Aktienverhalten am Beispiel von INFICON und RHEINMETALL einmal genauer unter die Lupe zu nehmen und die Erfolgsaussichten gegen ihren derzeitigen gemeinsamen (über)mächtigen Börsenduell-Gegner zu bewerten: nämlich den Gesamtmarkt, der aktuell eine völlig unzureichende Aktiendifferenzierung innerhalb einzelner Branchen vornimmt!

 

CHART:  Rheinmetall (in EUR) vs. Inficon (in CHF)

 

Rheinmetall und Inficon

 

Unterschiedliche Produkt-, aber ähnliche Kundenprofile

 

Betrachtet man die Produktprofile beider Unternehmen, so ist deren aktueller synchroner Aktienchart-Gleichlauf kaum rational nachvollziehbar.

Denn bei RHEINMETALL entfällt rd. 52 % des Konzernumsatzes auf den Bereich der Militärausrüstung, also z. B. Land- und Flugdrohnen, Simulatoren, Flug- und Schiffs-Navigationsgeräte, Anti-Minen-Systeme, Panzer, Waffen, Radargeräte, Munition. 48 % des Umsatzes nimmt dagegen die Produktion z.B. von Motorteilen, Kolben, Zylindern, Aluminiumteilen, Benzintanks, Heizkörpern und Pumpen für die Automobilwirtschaft ein.

INFICON dagegen betätigt sich ausschließlich in der Herstellung von Analyse-, Mess- und Steuerungsinstrumenten von Gasströmen und der hierauf beruhenden Herstellung von Vakuumfeldern. Sektoren, in denen Vakuumtechnologien besonders stark zur Anwendung kommen, sind dabei die Sparten Halbleiter, Optoelektronik, Lebensmittel- und Biowissenschaften sowie Energieanlagen aller Art – und daneben aber eben auch die Sparten Luft- und Raumfahrt sowie die Automobil-Industrie.

Und allein hier liegen die Anknüpfungspunkte, wo sich der analytische Kreis und das zumindest bereits seit 2016 sehr homogene Aktienkursverhalten von RHEINMETALL und INFICON schließt und begründet. Nämlich allein im Bezug zur Kundschaft des Luft-/Raumfahrt- und Automobilsektors, der bei Rheinmetall jedoch rd. 80 % des Umsatzes, bei Inficon dagegen nur rd. 35 % einnimmt.

Darüber hinaus zeigt auch die obige Profilabgrenzung, dass das Angebotsspektrum von INFICON insgesamt doch deutlich „High Tech“-lastiger ist als das von RHEINMETALL – was bei Ersterer in einer stolzen operativen Marge von 19 %, bei Rheinmetall dagegen nur von sektorweit mittelmäßigen 8 % seinen Ausdruck findet.

Und auch in ihrer regionalen Ausrichtung weisen beide Unternehmen deutliche Profilunterschiede auf: Die Umsätze von RHEINMETALL erstreckten sich 2018 zu 58 % auf Europa, der Rest – relativ paritätisch verteilt – auf den panamerikanischen Kontinent, Asien sowie die übrigen Teile der Welt. INFICON dagegen erwirtschaftet mit 45 % das Gros seiner Umsätze bereits in Asien, weitere je 26 % der Umsätze entfallen auf Nordamerika und Europa, nur 3 % auf den Rest der Welt.

 

Risiken und Chancen mangelnder Unternehmensprofil-Differenzierung

 

Ist dieser historisch gesehene und aktuelle Gleichlauf der Aktienkurse von INFICON und RHEINMETALL also vor dem Hintergrund der oben abgegrenzten Unternehmensprofile nachvollziehbar und begründet? Wir meinen: Nein! Jedes Unternehmen hat gewisse, voneinander  jedoch konjunkturell völlig unabhängige Stabilitätspfeiler in seinem Portfolio, was bei Rheinmetall sicher das Militärwesen, bei Inficon dagegen alle High Tech-Bereiche außerhalb des Automobil- und mit Einschränkungen des (in Teilen ebenfalls konjunkturabhängigen) Halbleiter-Sektors sind.  

Beide Unternehmensentwicklungen dürften daher auch künftig weiterhin ein ziemlich (sektoren-) konjunkturspezifisches Eigenleben führen. Das Einzige was INFICON und RHEINMETALL aktuell eint, ist die Tatsache, dass Analysten und Investoren beiden Unternehmen offenbar im Endeffekt eine ähnlich stark ausgeprägte Gesamtimmunität gegen Konjunkturrisiken beimessen. Dies kommt z. B. dadurch zum Ausdruck, dass für beide Unternehmen aktuell ein Reingewinnwachstum 2019/2020 von ca. 10 % erwartet wird, und die diesbezüglichen Gewinnschätzungen bei beiden Unternehmen seit Mai diesen Jahres sogar um rd. 5 % angehoben wurden – ein untrüglicher Nachweis für die schon oben angedeutete klar geringere Anfälligkeit und Qualitätsüberlegenheit von RHEINMETALL wie INFICON gegenüber Konjunkturrisiken der internationalen Industrielandschaft!

In dem sich nun andeutenden charttechnischen Abdrehen beider Aktienkurse an ihren Höchstständen kommt daher also ganz offensichtlich zum Ausdruck, dass Anleger im Zuge gesteigerter Konjunkturbefürchtungen nun selbst auch Unternehmen in „Sippenhaft“ zu nehmen beginnen, die insgesamt zwar dem vordergründig zyklischen Gesamtsektor „Industrie“ zuzurechnen sind, dabei aber zurückliegend stets den Nachweis einer überdurchschnittlich hohen Gewinnstabilität angetreten haben.

Ein derartiges Zurückstutzen der Aktienkurse nach einer Art „Rasenmäher-Methode“ aufgrund allgemein zunehmender Wirtschaftsskepsis, jedoch ohne jegliche Differenzierung nach den Profildetails der Unternehmen, kann kurzfristig natürlich selbst für qualitativ überlegene Industriekonzerne wie INFICON und RHEINMETALL (wie auch jedes andere überdurchschnittlich konjunkturstabile Unternehmen) ein Risiko darstellen. In einem solch zunehmend angespannten Umfeld würden wir daher auch eine temporäre weitere Korrektur beider Aktien um 10 – 15 % nicht gänzlich ausschließen.

Allerdings bergen solche Phasen fundamental unbegründeter und rein sektorenspezifischer Aktienveräußerungen dann auch immer die Chance in sich, dass hierdurch entstandene Fehlbewertungen sofort gewinnbringend durch verbilligte Rückkäufe ausgenutzt werden können, sobald sich der Nebel der kritischsten Konjunkturerwartungen gelichtet oder gar weitgehend verzogen hat.

 

Anlagestrategie-Empfehlung RHEINMETALL und INFICON

 

Hier wären INFICON und RHEINMETALL für uns weiter eine klar erste Wahl unter derartigen Rückkäufen qualitativ hochwertiger Industrieaktien, sollten diese kurzfristig eventuell in einen verstärkten konjunkturellen Abwärtssog geraten. Daher bleiben dies auch weiterhin industrielle Kernpositionen in unserem Musterdepot „ZÜRICHER TREND SPEKULATIV“ (das den MSCI World-Index seit Auflage am 26.02.2019 übrigens bislang um knapp 6 % outperformt hat).

Und abschließend hieran auch nur noch einmal die folgende allgemeingültige Anlagestrategie-Empfehlung wiederholt: In allgemeinen Marktphasen, in denen sich Aktienperformances (wie aktuell) aufgrund externer Außeneinflüsse stark branchen- oder auch regionenspezifisch unterscheiden, ist in jedem Fall der konsequente Aktiendepotaufbau zuvorderst nach solchen Branchen- bzw. Regionenkalkülen geboten (sog. „Top Down-Strategie“). In einer solch kritischen Phase dem entgegen auf ausgewählte Aktien underperformender Branchen in zugleich (oder alternativ) underperformenden Ländern zu setzen, hat sich historisch nachweisbar nur in den allerseltensten Fällen gelohnt! Daher wären beide Aktien INFICON und RHEINMETALL der Großbranche „Industrie“ für uns aus HEUTIGER Sicht auch keinesfalls Kauf-, sondern allenfalls Halte-Positionen!

Zu einer isolierten, ausschließlich unternehmensspezifisch vorgenommenen Aktienselektion (sog. „Bottom Up-Strategie“) sollte hingegen immer erst dann übergegangen werden, wenn kritischste Situationen für ganze Branchen oder Länder/Regionen zumindest weitgehend ausgestanden sind.

Diese zwingend gebotene, phasenweise Strategie-Differenzierung wird auch BERNECKER RESEARCH in der Entwicklung seiner Anlagekonzepte zur Optimierung Ihrer Depotrenditen weiterhin jederzeit konsequent beibehalten!

 

08.10.2019 - Matthias Reiner - mr@ntg24.de

 

Auf Twitter teilen     Auf Facebook teilen


Informiert bleiben - Wenn Sie bei weiteren Nachrichten und Analysen zu einem in diesem Artikel genannten Wert oder Unternehmen informiert werden möchten, können Sie unsere kostenfreie Aktien-Watchlist nutzen.









Ihre Bewertung, Kommentar oder Frage an den Redakteur


Bitte geben Sie die Anzahl der unten gezeigten Eurozeichen in das Feld ein.
>

 



Bewertungen, Kommentare und Fragen an den Redakteur

 

 

Haftungsausschluss - Die EMH News AG übernimmt keine Haftung für die Richtigkeit der Empfehlungen sowie für Produktbeschreibungen, Preisangaben, Druckfehler und technische Änderungen. (Ausführlicher Disclaimer)