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Ruhiger Ölpreis und unruhiger Rubel?

Russischer Rubel drückt an die Decke

NTG24 - Ruhiger Ölpreis und unruhiger Rubel?

 

Im Zuge des weltweiten Corona-Schocks auf die globale Wirtschaft Anfang 2020 sind nicht nur die Rohstoffpreise eingebrochen. Es litten zudem auch die Währungen jener Länder, bei denen sich dadurch die Terms of Trade verschlechterten. Meist kam es zudem zu einer deutlichen Verschlechterung der Staatsfinanzen. Dies gilt nicht nur für die Ölmonarchien am Golf, sondern im Besonderen auch für Russland.

Die bis heute nicht bewältigte Transformation der russischen Volkswirtschaft weg von den carbon-zentrierten Primärsektoren lastet als großes strategisches Versagen auf den russischen Regierungen nach dem Zerfall der Sowjetunion. Wie es anders geht, zeigt ein Blick in die früheren Teile der UdSSR wie die baltischen Staaten, vor allem nach Estland. Wie es nicht geht, ein Blick nach Belarus, Usbekistan oder Tadschikistan.

Russlands Währung spiegelt diesen Entwicklungspfad mit einer langjährigen Abwertungstendenz gegenüber dem Euro wie dem US-Dollar. Und dies liegt nicht nur an den niedrigen Rohstoffpreisen, welche die Überschüsse des russischen Außenhandels nach wie vor im Wesentlichen bestimmen.

Aus dieser Perspektive stellt der Corona-Schock auf die Rohstoffpreise eigentlich nur eine erneute Erinnerung an die wirtschaftspolitischen Fehlentscheidungen der letzten 30 Jahre dar.

Ein Blick auf die Entwicklung des russischen Rubel gegen den US-Dollar zeigt, dass es nach einer ersten Abwertungswelle in der Finanzkrise 2008/2009 vor allem die politische Entscheidung Russlands war, die Krim zu annektieren und einen militärischen Konflikt in der Ostukraine zu beginnen, der die Sanktionen der USA und der EU auslöste und zu einer neuen Abwertungswelle des Rubels führte.

Seit 2015 bewegt sich der Rubel gegen den US-Dollar in einer Spanne zwischen rund 50 Rubel je Dollar und 85 Rubel je Dollar.

 

 

Im Zuge des abstürzenden Ölpreises Anfang 2020 kam auch der Rubel unter erneuten Abwertungsdruck und sprang dabei auf Monatsbasis über 78 Rubel je Dollar. Damit generierte der Rubel ein mittelfristiges Verkaufssignal gegen den US-Dollar.

Nicht wesentlich anders stellt sich die charttechnische Lage des Rubels gegen den Euro dar. Auch hier brach er aus seinem Konsoldierungskeil im Zuge der Corona-Abwertung aus und erholte sich danach bis auf seine Abwärtstrendlinie, die die obere Begrenzung des Keils darstellt.

In den vergangenen Wochen nun hat er sich wieder in Richtung des Abwertungsniveaus vom Frühjahr 2020 aufgemacht und dabei bereits im Juli 2020 einen höheren Monatsschlusskurs als im März 2020 generiert. Darin spiegelt sich vor allem die Aufwertung des Euros gegen den US-Dollar.

Gleichwohl ist die technische Lage des Rubels gegen den Euro noch schwächer als gegen den US-Dollar.

 

 

Doch woher könnten neue Impulse für den Rubel kommen?

 

Ein Blick auf die Entwicklung des Rubelpreises gegen den US-Dollar und des US-Dollar-Preises für Brent-Öl zeigt, dass der Ölpreis ein bedeutender Bestimmungsfaktor für die Richtungsimpulse des Rubels ist.

Die derzeitige ,,Plateau-Phase‘‘ des Ölpreises, der von einer ungewöhnlich niedrigen Volatilität begleitet wird, lässt vermuten, dass der nächste Impuls für den Rubel erneut vom Ölpreis ausgeht.

 

 

Fazit

 

Die charttechnische statische ,,Ruhe‘‘ beim Ölpreis sagt mit einiger Wahrscheinlichkeit nichts über die ,,inneren Spannungen‘‘ aus, denen sich die Entwicklung des Ölpreises gegenübersieht. Ein Spiegel sind dabei die ,,Ölwährungen‘‘ und hier insbesondere jene, welche nicht an einem Währungsanker (Currency Peg) hängen. Der frei floatende russische Rubel spiegelt deshalb zumindest teilweise die Spannungen des Rohstoffsektors im Allgemeinen und des Ölpreises im Besonderen wider.

Sollte sich die weltwirtschaftliche Dynamik erneut abflachen, sei es durch die administrativen Maßnahmen gegen eine zweite Corona-Infektionswelle oder andere geopolitische Bremsklötze, so dürfte es nicht nur mit der relativen Ruhe des Ölpreises vorbei sein, sondern auch der russische Rubel vor einem neuen Abwertungsschub stehen. Nicht aus dem Blick verlieren sollte man aber, dass militärische Konflikte und mit ihnen einhergehende politischen Konflikte tendenziell den Ölpreis steigen lassen. Ob in einem solchen Szenario steigender Ölpreise und einem ,,Risk-off-Sentiment‘‘ aber der russische Rubel profitieren würde, muss ernsthaft bezweifelt werden. Wir empfehlen deshalb weiterhin, Positionen im russischen Rubel abzusichern.

 

17.08.2020 - Arndt Kümpel - ak@ntg24.de

 

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