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Bietet der Schanghai Composite Chancen?

Schanghai Composite bastelt weiter an großem Impuls

NTG24 - Bietet der Schanghai Composite Chancen?

 

In den vergangenen Tagen traf sich in China das Politbüro des ZK der Kommunistischen Partei Chinas, um über den Entwurf des 14. Fünfjahresplans (2021-2025) für die nationale wirtschaftliche und soziale Entwicklung und die langfristigen Ziele bis zum Jahr 2035 sowie den Entwurf des Rechenschaftsberichts der Regierung zu beraten.

Dabei stand die nachhaltige Stärkung der Inlandsnachfrage im Fokus der Beratungen. Und die beruht nun einmal wesentlich auf dem Vertrauen und der Zuversicht in die eigene Zukunft. Sorgen diesbezüglich führen dagegen zu einem Sparreflex und einem Konsumrückstau.

Eine weitere Bedeutung gewinnt die Stärkung der Inlandsnachfrage in Kombination mit dem Argument, Versorgungsrisiken zu verringern. Komplementär wurde deshalb der Ausbau einheimischer Innovationen und Investitionen in Zukunftstechnologien zum Schwerpunkt der nächsten Jahre erkoren. Im laufenden Handelskonflikt mit den USA wurde die Abhängigkeit Chinas von ausländischen Zulieferern wie etwa bei Bauelementen in der Halbleiterindustrie deutlich. Aus Sicht der KP Chinas wurde China eine verwundbare ökonomische Stelle gerade zu der Zeit vor Augen geführt, in der China selbst genau diese Verwundbarkeit bei anderen Staaten ausnutzt, um seinen Einfluss zu vergrößern und die Politik dieser Länder ,,kompatibel‘‘ mit seinen eigenen Großmachtplänen zu machen.

Im Inland aber sind weniger Indikatoren besser geeignet, um die Zuversicht der Investoren wie Verbraucher zu stärken als ein steigender Aktienindex.

Neben der Börse Hongkong ist dies der Schanghai Composite Index (SSE Composite Index bzw.- Schanghai Composite). Er ist ein nach Marktkapitalisierung gewichteter Kursindex und umfasst alle an der Schanghaier Börse gelisteten Aktiengesellschaften. Er wurde zum ersten Mal am 15.07.1991 veröffentlicht und bis 19. Dezember 1990 (Basiswert = 100) zurückgerechnet. Chart 1 zeigt die Entwicklung des größten chinesischen Aktienindex (ohne Hongkong) seit der Asienkrise 1997.

Die erste große Phase der Euphorie fand 2006/2007 kurz vor der Finanzkrise 2008/2009 statt, in der der Index fast wieder dorthin zurückfiel, wo die Euphorie begonnen hatte.

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Werbebanner Zürcher BörsenbriefeIn der darauffolgenden Stabilisierungsphase testete der Index sein Krisentief von 2008 im Jahr 2013 erneut, erreichte es aber nicht. Daran schloss sich 2015 eine neue, aber schwächere Aufschwungphase an, in der ebenfalls wieder ein Großteil der schnellen Gewinne abgegeben wurden. Aber auch hier erreichten die folgenden Korrekturtiefs das Ausgangsniveau der Aufwärtsbewegung nicht mehr.

Aus langfristiger Perspektive hat sich nun seit dem Ausbruch 2006/2007 ein ausgedehnter Konsolidierungskeil gebildet, bei dem die Winkel beider Schenkel eine hohe Symmetrie aufweisen. Aktuell befindet sich der Index in der Nähe der Symmetrielinie und damit noch relativ weit entfernt von einem großen Impulssignal in die eine oder andere Richtung.

 

 

Allerdings gibt es, wie Chart 2 zeigt, Anzeichen dafür, in welche Richtung der SSE ausbrechen könnte. Denn die Struktur der Konsolidierung nach dem zweiten Zwischenhoch 2015 zeigt, dass es einen Drift nach oben gibt, der sich in bestimmten qualitativen Merkmalen der Kursstruktur ergeben, welche eine Umkehrformation im Sinne einer Bodenbildung bestätigen.

 

 

Hierzu gehört zum einen die Tatsache, dass das Corona-Crash-Tief vom Frühling 2020 nicht unter das Tief vom Jahresanfang 2016 fiel, was eine Deutung der gesamten Bodenbildung als wenn auch wenig symmetrische umgekehrte Schulter-Kopf-Schulter-Formation erlaubt.

Inzwischen ist der Index aber auch kurzzeitig über den Widerstand von Ende 2015 gestiegen und hat damit signalisiert, dass diese Widerstandszone überwindbar ist.

Interessant ist nun dabei, dass ein Überwinden dieser Widerstandszone genug charttechnische Dynamik entfalten kann, um bis an die obere Begrenzung des Konsolidierungskeils zu gelangen.

Schließlich sollte auch erwähnt werden, dass alle Korrekturtiefs in der zweiten ,,gedämpften‘‘ Konsolidierung ab 2015 oberhalb aller Konsolidierungstiefs der ersten Konsolidierungsphase ab 2008 liegen, woraus sich die Vermutung eines Muster-Drifts nach oben ableiten lässt.

 

Fazit

 

Der Schanghai Composite befindet sich zwar noch in charttechnisch ,,ruhigen Gewässern‘‘. Dies könnte sich aber insbesondere dann ändern, wenn China seinen eigenen Bürgern ,,Zuversicht‘‘ schaffen will, die, ausgedrückt als Momentum des Index, eine Gruppendynamik entfacht, die durchaus zu einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung werden könnte, wenn die reale Basis dafür gelegt wird. In diesem Sinne sind die neuen Beschlüsse der KP Chinas für die nächsten 5 Jahre ein Plan für die Schaffung einer Basis für einen Ausbruch des SSE aus seiner seit 13 Jahren dauernden Konsolidierung. Dass Marktteilnehmer der SSE in Schanghai in dieser Woche berichten, dass staatliche Fonds in der aktuellen Schwächephase den Index mit Käufen stützen, passt dabei ins Bild.

 

09.03.2021 - Arndt Kümpel - ak@ntg24.de

 

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