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Schweizer Franken - ein Fels in der Brandung

Schweizer Geldpolitik im Fokus

NTG24 - Schweizer Franken - ein Fels in der Brandung

 

Was für ein Kontrast! Viele frei handelbare Währungen der Welt verlieren in den vergangenen Monaten an Wert – gegen den US-Dollar, aber auch gegen Gold. Diejenigen Länder, denen es anders geht, kann man an einer Hand abzählen.

Diese Währungen haben in den Augen der Kapitalmärkte einen Bonus, nämlich den eines sicheren Hafens. Dies führt zu Geldflüssen, die diese Währungen entweder stabil halten oder aber, wie den Schweizer Franken, aufwerten lassen.

Die jeweilige Notenbank sieht diese Aufwertung mit einiger Berechtigung als Erosion der preislichen Wettbewerbsfähigkeit, da die im Inland produzierten, aber im Ausland verkauften Waren und Dienstleistungen weniger Erlöse in Franken erbringen und damit die höhere Kostenbasis im Inland unter Druck gerät.

Diese Situation ist für die Schweiz, vor allem im Vergleich zum Euro, aber nicht neu. Ein Blick auf die Entwicklung des Wechselkurses des Frankens gegen den Euro in Chart 1 zeigt einen hartnäckigen Abwertungstrend des Euro gegen den Franken.

 

Franken langfristig

 

Und nun auch noch der Schock der Corona-Pandemie auf Anbieter und Konsumenten, der scharfe Rückgang an den Aktienmärkten und damit einhergehend ein explosionsartiger Anstieg der Absicherungskosten, wie die Entwicklung des VIX-Index, aber auch des VDAX zeigen.

Die weltweit größten Notenbanken haben nun in einer konzertierten Aktion deshalb die Liquidität an den Märkten in bislang ungeahntem Ausmaß gestützt, die Zinsen wasserfallartig gesenkt und die Risikomaße für die Kreditvergabe der Banken teilweise schon drastisch gesenkt.

Dies tut auch die Schweizerische Nationalbank (SNB). Sie setzt ihre expansive Geldpolitik fort, interveniert aber stärker am Devisenmarkt, um die Frankenaufwertung zu verlangsamen, und erweitert die Kreditvergabepotenziale der Geschäftsbanken. So bleibt zwar der Strafzins der Geschäftsbanken für Sichteinlagen bei der SNB ab einem bestimmten Freibetrag zahlen müssen, bei - 0,75%. Allerdings hebt die Zentralbank den Freibetragsfaktor von 25 auf 30 an, wodurch der Kreditvergabespielraum größer wird.

Interessant dabei ist nun, dass die SNB den Leitzins nicht weiter gesenkt hat. Die Reaktion der Kapitalmärkte als Saldo der geldpolitischen Entscheidungen der einzelnen Länder sehen in Bezug auf das Verhältnis von Franken zum Euro nun aber so aus, dass der Franken trotz massiver Intervention weiter, wenn auch derzeit gebremst, aufwertet.

 

Franken mittelfristig

 

 Wir haben in den vergangenen Monaten mehrfach explizit begründet, woher dieser Aufwertungsdruck rührt und dass er auch weiterhin anhalten dürfte. Die Entwicklung der Umsätze in Chart 1 zeigt zudem, dass die Umsätze in den vergangenen 3 Wochen die höchsten seit der Finanzkrise 2008/2009 waren.

Mann darf deshalb mit einiger Berechtigung davon ausgehen, dass die Euroreserven der SNB in diesem Zeitraum bedeutet angeschwollen sind. Diese stellen technisch ein Währungsrisiko in der Bilanz der Zentralbank dar. Man darf gespannt sein, wie die Notenbank der Schweiz agieren wird, wenn innenpolitisch der Gegenwind gegen ein weiteres Anschwellen dieser Fremdwährungsreserven stärker wird.

 

Fazit

 

Die Schweizerische Notenbank hat weiterhin ein Luxusproblem in der Geldpolitik. Anders als viele andere Länder, die von den inflationstreibenden Effekten aus der Abwertung ihrer Währungen getroffen sind, kämpft man in der Schweiz gegen deflatorische Schübe. Es ist deshalb durchaus möglich, dass irgendwann am Horizont schweizerischer Geldpolitik Kapitalverkehrskontrollen auftauchen.

Einstweilen dürfte der Franken tendenziell weiter gegen den Euro aufwerten. Gegen den US-Dollar könnte er allerdings durch eine strukturell bedingte Rolle des US-Dollars als Weltreserve-Währung abwerten. Dadurch hätte die Schweiz wenigstens eine teilweise Linderung ihrer geldpolitischen Zwickmühle erreicht. Insgesamt erscheinen die Aufwertungsgewinne von Assets in Franken als ein guter Ausgleich für die Negativzinsen jenseits des Rheins. Und man sollte auch nicht vergessen, dass bislang kein Währungsregime in der Vergangenheit in der Lage war, dem Ansturm der Märkte standzuhalten!

 

20.03.2020 - Arndt Kümpel - ak@ntg24.de

 

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