Plug Power auf Expansionskurs, Netflix hält die Hand auf, Tesla wird mal wieder der Niedergang vorausgesagt und Nvidia geht auf Tauchstation
Das killt die Stimmung bei vielen Anlegern
Es gab in den letzten Tagen so einige positive Indikatoren an den Märkten, vor allem mit Blick auf einzelne Branchen und auch bestimmte Aktien. Allerdings konnten die Bullen das nur in den seltensten Fällen nutzen, um damit für grüne Vorzeichen zu sorgen. Stattdessen führten Zinssorgen und der Ukraine-Krieg mal wieder zu einem Abwärtstrend, der vor kaum einem Titel Halt machte.
Plug Power (US72919P2020) gehörte in den letzten Tagen zu den größten Verlierern. In gerade einmal zwei Tagen ging es hier um knapp 20 Prozent zurück. Dabei verfolgt das Unternehmen aktuell einen rasanten Wachstumskurs und konnte kürzlich eine neue Partnerschaft mit Walmart verkünden und darüber hinaus über eine sprunghaft ansteigende Nachfrage seit Kriegsausbruch in der Ukraine berichten.
Tatsächlich waren die langfristigen Aussichten selten besser als jetzt. Russisches Öl und Gas ist für die meisten europäischen Länder zu einem Tabuthema geworden und schon im kommenden Jahr wollen viele den Import komplett stoppen. Experten sagen schon für 2022 einen Rückgang der europäischen Gasimporte aus Russland in Höhe von 33 Prozent voraus. Irgendwie muss das aufgefangen werden und Wasserstoff scheint hier eine logische Wahl zu sein. All das scheint den Anlegern aber dann doch etwas zu luftig zu sein, um darauf einen waschechten Aufwärtstrend aufzubauen. Doch was nicht ist, kann ja bekanntlich noch werden.
Jetzt geht es an die Substanz
Netflix (US64110L1061) dürfte die Tage seines größten Wachstums wohl schon hinter sich haben. Noch vor wenigen Jahren schickte der Streaming-Anbieter sich an, die Welt im Sturm zu erobern und die klassischen Hollywood-Studios weit hinter sich zu lassen. Von dieser Euphorie ist nichts mehr übriggeblieben, seitdem in dieser Woche zum ersten Mal sinkende Nutzerzahlen verkündet werden mussten und vor weiteren Rückgängen bei den Abozahlen für das laufende Quartal gewarnt wurde.
Stattdessen scheint man nun alles zusammenklauben zu wollen, was die Bilanzen noch irgendwie aufbessern kann. Zu diesem Zweck soll das Teilen von Accounts in Zukunft etwa mit einer Gebühr belegt werden. Die Einführung eines solchen Systems wird zwar noch etwas auf sich warten lassen. Dass gerade jetzt darüber gesprochen wird, lässt aber dezente Verzweiflung bei den Verantwortlichen vermuten. Derweil stürzte der Netflix-Kurs in den letzten Tagen um rund 40 Prozent in die Tiefe und erreichte mit einem Wochenschlusskurs von 198,40 Euro den tiefsten Stand seit über vier Jahren.
Tesla auf dem absteigenden Ast?
Der BMW-Vorstand Pieter Nota scheint überzeugt zu sein, dass auch Tesla (US88160R1014) seinen Zenit mittlerweile überschritten hat. Zumindest wird der beim bayrischen Autobauer für Marken und Vertrieb verantwortliche Manager von „Automotive News Europe“ mit entsprechenden Aussagen zitiert. Demnach stehe die Zeit der Dominanz von Tesla vor einem Ende, weil der Hersteller mittlerweile seine Alleinstellungsmerkmale verloren habe.
Elektroautos mit hoher Reichweite und überzeugender Leistung gebe es heute auch von vielen anderen Herstellern und in Zukunft wird die Auswahl nur noch größer werden. Ob das allein wirklich schon die Märkte aufmischen wird, sei dahingestellt. Schließlich dürfte die Marke des US-Konzerns noch einen gewissen Wert haben und erst kürzlich konnten neue Auslieferungsrekorde verkündet werden. Die Anleger scheinen sich eher wenig Sorgen zu machen. Zwar schwächelte die Tesla-Aktie im April bisher etwas, blieb aber auf hohem Niveau und konnte auch den langfristigen Aufwärtstrend noch erhalten. Zum Wochenende standen 948,80 Euro auf dem Ticker, womit die Marktkapitalisierung knapp über der magischen Linie von einer Billion USD blieb.
Auf niedrigem Niveau
Um die Marktführerschaft muss Nvidia (US67066G1040) sich dieser Tage kaum ernsthaft Gedanken machen. AMD mag bei Grafikkarten so stark wie schon seit Jahren nicht mehr sein und mit Intel drängt gerade ein neuer Mitbewerber auf den Markt. Bei den dezidierten Grafikkarten macht Nvidia dennoch niemand etwas vor, wenn es um Marktanteile geht. Allerdings scheint sich momentan ein dezentes Nachfrageproblem zu entwickeln.
Das macht sich anhand von Grafikkartenpreisen bemerkbar, die so niedrig wie schon seit fast zwei Jahren nicht mehr sind, und die Tendenz zeigt weiterhin nach unten. Diesem Beispiel folgte auch die Nvidia-Aktie. Nach Verlusten von fast zehn Prozent in der ausgelaufenen Woche erreichte die mit 186,52 Euro den niedrigsten Stand im laufenden Jahr. Diese Entwicklung dürfte sich wahrscheinlich noch etwas fortsetzen. In Panik geraten müssen Anleger deshalb aber nicht. Der Markt rund um Grafikchips normalisiert sich zurzeit lediglich und es sei an dieser Stelle gesagt, dass Nvidia in normalen Zeiten stets stattliche Gewinne und ein ansehnliches Wachstum erzielen konnte.
Das gewohnte Bild
Abseits von der Entwicklung bei einigen Einzeltiteln zeigt sich am Gesamtmarkt das gewohnte Bild. Bestimmt wird die Entwicklung weiterhin maßgeblich vom Krieg in der Ukraine, Lieferkettenproblemen und wiederkehrenden Zinsängsten, die momentan mal wieder besonders schwer durchschlagen. Was in den kommenden Tagen passiert, bleibt weitgehend offen. Wie gehabt können die Börsianer sich aber auf wechselhafte Tage und Anleger mit anhaltenden Stimmungsschwankungen einstellen.
24.04.2022 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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