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Softing: Stimmt noch die Perspektive?

Ist der aktuelle Rückschlag eine Gelegenheit?

NTG24 - Softing: Stimmt noch die Perspektive?

 

An der deutschen Börse muss zum Wochenschluss der IT-Dienstleister SOFTING deutliche Kursverluste hinnehmen. Diese stehen im direkten Zusammenhang mit der Vorlage der Zahlen zum dritten Quartal bzw. zu den ersten neun Monaten. Mit dem heutigen Tagesverlust wird es durchaus auch kritisch mit dem erst jüngst erreichten Ausbruch aus einem der bisherigen langfristigen Abwärtstrends. Was mich zu der Frage bringt, ob vor dem Hintergrund der Zahlen eine mögliche Comeback-Story schon wieder vom Tisch ist oder ob hier der aktuelle Rückschlag eher eine spannende Möglichkeit für einen Einstieg liefert.

SOFTING ist allgemein gesprochen ein Spezialist für Hard- und Software, die sowohl in der industriellen Automation eingesetzt werden als auch als Diagnosesysteme im Automotive-Bereich. Das Geschäft von SOFTING teilt sich entsprechend in drei Bereiche auf. Der mit einem Umsatzanteil von rund zwei Dritteln größte Bereich ist das Segment mit Industrieanwendungen. Hier fokussiert sich SOFTING insbesondere auf Themen wie Anbindung von Produktionssystemen an Cloud-Strukturen oder die Integration von bestehenden Steuerungssystemen in modernere IT- und Produktionskomplexe. Ein zunehmend wichtiges Thema ist dabei Industrial Internet of Things (IIoT), also die Vernetzung verschiedener industrieller Prozesse und Abläufe.

 

Softing

Bildnachweis: © Softing AG

 

Der zweite große Tätigkeitsbereich ist im Automotive-Segment. Hier liefert SOFTING unter anderem Diagnosesysteme für Fahrzeuge, hat sich allerdings mit der erst im kommenden Jahr übernommenen GLOBALMATIX AG in Richtung Telematik verstärkt. Hier geht es letztlich um den effizienten und sicheren Zugang zu Daten aus mobilen Einheiten, wie insbesondere Autos.

Der dritte, und gleichzeitig auch kleinste Bereich, ist das Segment IT-Networks. Hier geht es insbesondere um Testverfahren und Zertifizierungen für Kupfer- und Lichtwellenleiter in IT-Netzwerk.

 

Was sich SOFTING vorgenommen hat

 

Hinsichtlich seiner Geschäfte kommt SOFTING aus einer Art Turnaround-Situation. Wobei an dieser Stelle gleich gesagt werden muss, dass SOFTING zwar rein rechnerisch einen deutlichen Schwerpunkt im Industrie-Bereich hat, im Markt dennoch sehr gern als Autozulieferer gesehen wird, was nun bekanntlich eher nicht der Fall ist. Zumindest rechnet auch SOFTING damit, dass in den kommenden Jahren die Größenverhältnisse der drei Geschäftsbereiche bestehen bleiben. Zwar soll der Umsatz im Automotive-Bereich in den nächsten vier Jahren auf rund 40 Millionen Euro verdoppelt werden. Beim für 2022 angepeilten Gesamtumsatz von rund 130 Millionen Euro wären das allerdings immer noch nur gut 30 %.

Die angepeilte Verdopplung des Umsatzes im Automotive-Bereich halte ich dabei derzeit für belastbar. Denn mit den neuen Trends im Automobilsektor dürften Diagnosesysteme, wie sie von SOFTING angeboten und weiter entwickelt werden, an Wichtigkeit gewinnen und eine entsprechende Nachfrage generieren. GLOBALMATRIX spielt dabei eine besondere Rolle. Dieser Geschäftsbereich steht noch ganz am Anfang. Das bedeutet einerseits, dass SOFTING hier noch Aufbau-Investitionen tätigen muss, andererseits konnte man aber auch schon melden, mit einem ersten Großkunden in der Anlaufphase für ein erstes Projekt zu stehen.

 

SOFTING wächst in den beiden wichtigsten Sparten

 

Wie die nun präsentierten Zahlen zeigen, konnte SOFTING sowohl im Industriebereich als auch im Automotive-Bereich eine sichtbare Geschäftsausweitung schaffen. Bei letzterem ist das insbesondere bemerkenswert, da bekanntlich der Autosektor zuletzt unter konjunkturellen Druck geraten war (die entsprechenden Zahlen und Warnungen anderer Autozulieferer kennen Sie). Unter dem Strich konnte SOFTING für die ersten neun Monate ein Umsatzplus von 6 % auf 64,1 Millionen Euro ausweisen. Der operative Gewinn auf Basis des EBIT konnte sogar um ein Drittel auf 3,2 Millionen Euro verbessert werden. Unter dem Strich verdiente Softing 20 % mehr auf 2,4 Millionen Euro, der Auftragseingang wies ein Plus von 9 % auf 72 Millionen Euro aus.

Ein Blick auf die Segment-Ergebnisse: Im Industriebereich konnte der Umsatz um 11,3 % auf 42,3 Millionen Euro verbessert werden. Im Segment Automotive erreichte SOFTING ein Plus von 12,8 % auf 14,8 Millionen Euro. Besonderheit hier: Nachdem man im Vorjahreszeitraum in der Sparte noch ein negatives EBIT ausweisen musste, gelang nun die Rückkehr in die schwarzen Zahlen mit immerhin noch 0,1 Millionen Euro. Einzig der Bereich IT-Networks blieb mit seinem Umsatz unter den Vorjahreswerten. Dies hat allerdings damit zu tun, dass SOFTING hier dabei ist, das margenarme Distributionsgeschäft abzubauen.

Unter dem Strich bestätigte SOFTING seine Jahresprognose. Diese geht von einem Jahresumsatz von 88 Millionen Euro mit einem operativen Ergebnis (EBIT) von 4 Millionen Euro aus.

 

Warum steht die Aktie so unter Druck?

 

Damit schließt sich der Kreis zur Ausgangsfrage, warum die Aktie trotz dieses positiven Zahlenkranzes und des bestätigten Ausblicks heute so unter Druck gerät. Von Analystenseite war diesbezüglich nichts Negatives zu hören. So kann auch ich nur spekulieren, dass im Umfeld der bisherigen Berichtssaison sicherlich der eine oder andere Anleger darauf gehofft hatte, dass SOFTING mit der positiven Entwicklung der letzten Monate im Hintergrund seine Jahresprognose anhebt oder zumindest für das kommende Jahr entsprechende Signale sendet. Möglich wäre es natürlich auch, dass hier mit Blick auf die jüngste Rallye ein Sell on good News stattfand.

Wie dem auch sei: Beide Gründe halte ich nicht für stichhaltig und vor allen Dingen nicht für nachhaltig, um bei SOFTING den Rückfall in den bisherigen Abwärtstrend für gerechtfertigt zu halten. Eher sehe ich den Rückschlag als eine gute Chance, hier zumindest mit einem Fuß hineinzukommen und auf diese spezielle Turnaround-Situation zu spekulieren. Dabei liefert die Charttechnik auch schon ein erstes kurzfristiges Kursziel bei 10 Euro.

 

Kursverlauf Softing

 

15.11.2019 - Carsten Müller - cm@ntg24.de

 

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