Türkische Währung leidet unter Vertrauensentzug
Die türkische Lira mit neuem Allzeittief gegen den Gold, US-Dollar und Euro
Die türkische Lira ist auf ein neues Rekordtief gegen den US-Dollar und den Euro gefallen. Auslöser war ein erneuter massiver Eingriff des türkischen Präsidenten in die Unabhängigkeit der türkischen Notenbank mit dem Ziel, Zinssenkungen zu erzwingen. Diese Aussichten und der damit verbundene Vertrauensverlust in die institutionelle Basis türkischer Geldwertstabilität dürfte nun zu weiteren Abwertungswellen der türkischen Lira führen, vor allem gegenüber Gold!
Die Währung der Türkei hat in den vergangenen Tagen ein neues Allzeittief gegen den US-Dollar erreicht.
Bereits zu Monatsbeginn hatte der Abwertungsdruck auf die türkische Lira zugenommen, nachdem die türkischen Verbraucherpreise im September 2021 um 19,58 % im Vergleich zum September 2020 gestiegen waren.
Ungeachtet der sehr hohen Inflationsrate hatte die türkische Zentralbank vor Kurzem den Leitzins auf 18 % gesenkt, obwohl dieser zur Inflationsbekämpfung hätte erhöht werden müssen.
Dabei hatte sich der türkische Präsident Erdogan immer stärker in die Entscheidungen der Notenbank eingemischt und Zinssenkungen gefordert. In der vergangenen Woche war es nun erneut so weit. Erdogan entließ 3 Notenbanker und erhöht damit den Druck auf die Notenbank, die Zinsen weiter zu senken.
Die Reaktion der Märkte ließ nicht lange auf sich warten, wie die Entwicklung auf Tagesbasis in Chart 1 zeigt.
Aus langfristiger Perspektive zeigt sich jedoch, dass die letzten Entwicklungen nur die Verlängerung einer sich beschleunigen Abwertungsdynamik der Lira ist, welche nach dem Ende einer relativ stabilen Periode bis 2013 begann.
Eine immer fragilere Außenwirtschaft besitzt für das rohstoffarme Land ein enormes Potenzial einer eigendynamischen Abwertungsspirale aus Abwertung, importierter Inflation, steigenden Inlandspreisen, steigenden Handelsbilanzdefiziten und verstärkter Abwertung.
Ein vergleichender Blick der Entwicklung der türkischen Lira zum US-Dollar, dem Euro und Gold zeigt, dass türkische Deviseninländer mit großem Abstand am besten ihren Geldwert gesichert haben, wenn sie seit der Finanzkrise 2008/2009 in Gold anstatt in US-Dollar oder Euro investiert hätten.
Und was ist das Fazit?
Die jüngsten politischen Entscheidungen des türkischen Präsidenten Erdogan unterminieren das Vertrauen in die politische Unabhängigkeit der türkischen Notenbank, aber auch in die Gewaltenteilung in der Türkei insgesamt. Damit dürfte sich die Kapitalflucht aus der türkischen Lira wieder beschleunigen. Neue Tiefstkurse gegen den US-Dollar und den Euro, vor allem aber gegenüber Gold sind damit nur eine Frage der Zeit.
18.10.2021 - Arndt Kümpel
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