
Volkswagen verkauft etwas mehr Autos in Europa, auch Renault blickt auf ein Plus, Stellantis muss Rückschläge hinnehmen, Mercedes-Benz bricht ein, doch zu kämpfen haben sie alle
Die Enttäuschungen im Autosektor wollen kein Ende nehmen!
Die Zukunft der europäischen Autobauer scheint unter einem großen Fragezeichen zu stehen. In China schwächeln die Absatzzahlen und in den USA droht der neue Präsident Donald Trump munter mit allerlei Einfuhrzöllen. Doch auch der Blick in die Vergangenheit und nach Europa gibt wenig Anlass für gute Laune. Die Absatzzahlen ließen 2024 schwer zu wünschen übrig.
Mit am besten weggekommen ist noch Volkswagen (DE0007664039), wo die Verkaufszahlen laut Daten des Branchenverbands Acea um 3,2 Prozent auf 2,8 Millionen zulegen konnten. Damit sicherten sich die Wolfsburger einmal mehr den ersten Platz im Europa-Ranking. Die Anleger konnten sich darüber allerdings nicht recht freuen. Die Volkswagen-Aktie gab am Dienstag um 0,8 Prozent bis auf 94,26 Euro nach.
Der Teufel steckt wieder einmal im Detail. Denn während die Absatzzahlen absolut zwar zulegten, schwächelten die Verkäufe bei Elektroautos enorm, und das vor allem in Deutschland. Über alle Marken hinweg brachen die Absätze 2024 um 38,6 Prozent ein. Europaweit belief sich das Minus auf 10,2 Prozent. Das ist für Volkswagen und Co. schmerzlich, da aufgrund von künftigen Klimavorgaben eigentlich höhere E-Auto-Verkäufe angestrebt werden (müssen). Dazu gesellen sich niedrige Margen, welche durch leicht höhere Absatzzahlen noch lange nicht ausgeglichen werden können.
Bleibt Renault auf Kurs?
Dieselben Probleme plagen auch Renault (FR0000131906), allerdings sind die Franzosen bei Elektroautos nicht ganz so abgeschlagen und hier wirkt sich zudem ein herber Rückgang bei Dieselfahrzeugen tendenziell weniger aus. Die Aktionäre feierten ein Plus von 1,9 Prozent bei den Verkaufszahlen zwar nicht unbedingt. Sie waren darauf aber offenbar schon eingestellt. Der Aktienkurs trat am Dienstag weitgehend auf der Stelle und ging mit 48,15 Euro aus dem Handel.
Das reicht immerhin aus, um die im vergangenen Jahr gestartete Erholung am Leben zu erhalten und im Ranking erreicht Renault einen soliden dritten Platz. Ausruhen können die Franzosen sich darauf aber nicht. Denn auch im eigenen Heimatland ging es mit den Zulassungszahlen von Elektroautos rapide in die Tiefe (-20,7 Prozent). Klassische Verbrenner retten dem Konzern noch ein wenig die nackten Absatzzahlen. Den Börsianern ist aber sehr bewusst, dass es sich dabei schlicht um kein Zukunftsmodell mehr handelt.
Stellantis im Sinkflug
Fast schon ein Pionier bei günstigen Elektroautos war in der Vergangenheit Stellantis (NL00150001Q9) mit Modellen wie dem elektrischen Corsa. Der große Durchbruch war dem Unternehmen damit allerdings auch nicht vergönnt. 2024 konnten in der EU nur noch 1,7 Millionen Fahrzeuge und damit satte 7,2 Prozent weniger als ein Jahr zuvor verkauft werden. Das ist für Stellantis ein schwerer Dämpfer, da das Unternehmen auf dem hiesigen Kontinent mit Abstand die höchsten Umsätze einfährt und das China-Geschäft eine vergleichsweise kleine Rolle spielt.
Wie die nun vorliegenden Daten zeigen, ist es um den Konzern deshalb aber noch lange nicht sehr viel besser bestellt. Die Aktionäre zeigten sich am Dienstag enttäusch und der Aktienkurs knickte um 1,3 Prozent auf 12,65 Euro ein. Auf Jahressicht belaufen die Abschläge sich bereits auf über 35 Prozent. Untätig ist man bei Stellantis zwar nicht. Wie auch bei anderen Autoherstellern aus Europa fehlt es den Börsianern aber an klaren und überzeugenden Signalen für eine Rückkehr zum Wachstumskurs.
Schwerer Rückschlag für Mercedes-Benz
Recht einig sind Beobachter sich darin, dass steigende Verkaufszahlen im derzeitigen Marktumfeld vor allem mit günstigeren E-Autos zu erreichen wären. In dieser Kategorie ist Mercedes-Benz (DE0007100000) quasi überhaupt nicht vertreten. Seit Jahren schon fährt der Stuttgarter Autobauer eine rigorose Luxusstrategie, vor gar nicht langer Zeit wurde sogar die A-Klasse begraben. Das rächt sich nun, denn die teuren Luxuskarossen können oder wollen sich immer weniger Autofahrer in der EU leisten.
Mit den Absatzzahlen ging es im letzten Jahr um gleich 2,6 Prozent zurück. Zwar dürften die Margen sehr wahrscheinlich höher ausfallen als bei Volumenherstellern wie Stellantis. Die Erwartungen der eigentlich so erfolgsverwöhnten Anteilseigner können aber nicht erfüllt werden. Mit der Aktie ging es gestern um knapp 0,6 Prozent bis auf 56,05 Euro in die Tiefe. Im laufenden Jahr lässt sich hier zwar noch immer ein einigermaßen versöhnlicher Start feststellen. Doch in Massen scheinen die Bullen weiterhin nicht angelockt zu werden.
Die falsche Richtung
Unter dem Strich blieben E-Autos im letzten Jahr in Europa weiterhin auf dem Rückzug, und das in einem schwindelerregenden Tempo. Gefragt waren hingegen Hybridfahrzeuge und Benziner, welche zusammen Marktanteile von nahezu zwei Dritteln auf sich vereinen. Das mag eine Genugtuung für alle sein, die dem Verbrenner einfach nicht Lebewohl sagen können. Es ist aber ein handfestes Problem für die Hersteller, das die EU bei ihren Klimaabkommen (bisher?) nicht ansatzweise ein Einlenken erkennen lassen möchte. Damit im Hinterkopf gehen die roten Vorzeichen vom Dienstag in Ordnung.
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22.01.2025 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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