Seas Wachstum ist ungebrochen

Sea Aktienkurs im Sturzflug - Tencent drückt die Notierungen

 

Bei Sea entsteht eine sehr attraktive Sondersituation. Die Aktien des südostasiatischen Unternehmens stehen seit Ende Oktober unter sehr starkem Abgabedruck. Von den Höchstkursen bei über 360 US-Dollar hat sich der Titel inzwischen halbiert. 

Der Katalysator hinter dem Abverkauf bei Sea (US81141R1005) ist China. Sea Limited ist aber selbst kein chinesisches Unternehmen, sondern hat seinen Sitz in Singapur und bedient die südostasiatischen sowie die lateinamerikanischen Märkte. Man ist ein Internet-Unternehmen, dass sich auf den Bedarf von Konsumenten spezialisiert hat. Insgesamt ist man in drei Kategorien ausgesprochen erfolgreich: 1) Videospiele, 2) E-Commerce und 3) digitale Zahlungen und Finanzdienstleistungen. Wo liegt dann aber die Beziehung zu China? 

Der chinesische Technologiegigant Tencent (KYG875721634) ist der grösste Ankerinvestor von Sea. Bis Ende 2020 hielt man indirekt 22,9 % der Aktien und kam auf 23,3 % der Stimmen. Diese Beteiligung baut Tencent nun aufgrund der Anweisungen aus Peking ab. Die Kommunistische Partei zwingt Tencent zu einer Portfoliobereinigung, der vor Kurzem auch bereits die Beteiligung an JD.com (US47215P1066) zum Opfer gefallen ist. Auf die Beteiligungsverhältnisse und das Risiko, dass die Attacken gegen Tencent auch auf Sea überschwappen können, hatte ich Sie bereits online im September letzten Jahres aufmerksam gemacht. 

Tencent hat nun begonnen, die Beteiligung deutlich zu reduzieren. Man verkaufte mit dem Schlusskurs vom Dienstag Sea Aktien im Wert von rund 3,2 Mrd. US-Dollar und reduzierte damit die Beteiligung auf nur noch 18,7 %. Zuvor hatte man die Beteiligungshöhe bereits leicht auf 21,3 % reduziert. Offiziell betonte Tencent, dass man eine wesentliche Beteiligung an Sea behalten will und ein langfristiges Investment anstrebt. Man verpflichtete sich selbst, in den kommenden sechs Monaten keine weiteren Sea Aktien zu verkaufen. 

Mit dem Verkauf endete die Transaktion aber nicht. Sea verfügt über zwei Aktien-Gattungen. Die Klasse A Aktien entsprechen den üblich handelbaren Titeln und haben ein einfaches Stimmrecht. Im Gegensatz dazu verfügen die Klasse B Aktien über drei Stimmrechte je Aktie. Tencent kündigte nun im Zusammenhang mit dem Verkauf der Teilbeteiligung an, dass man alle gehaltenen Klasse B Aktien auf der Hauptversammlung von Sea im Februar (14.02.2022) in Klasse A Aktien tauschen wird. Damit wird der Stimmanteil von Tencent auf weniger als 10 % fallen. Ohne Zweifel eine Kernforderung aus Peking. Durch diese Massnahme wird dann automatisch Forrest Li, der CEO von Sea, der einzige Aktionär sein, der noch Klasse B Aktien hält. 

 

Seas Wachstum ist ungebrochen

 

Im krassen Kontrast zum Aktienmarkt entwickelt sich das operative Geschäft von Sea weiterhin wie auf Steroiden. Der Umsatz stieg allein im 3. Quartal um 122 % von 1,21 Mrd. US-Dollar auf 2,69 Mrd. US-Dollar, wobei der Umsatz im E-Commerce Bereich (Shopee) um 168 % von 489,5 Mio. US-Dollar auf 1.310 Mio. US-Dollar sprang. Der Umsatz im Videospielgeschäft stieg um 93 % von 569 Mio. US-Dollar auf 1.099 Mio. US-Dollar. Der Rohertrag sprang insgesamt um 148 % von 407,6 Mio. US-Dollar auf 1.009 Mio. US-Dollar. 

 

 

Das 3. Quartal setzte nahtlos fort, was Sea auch in den Quartalen davor abgeliefert hatte. So weist das Unternehmen für die ersten neun Monate einen Gesamtumsatz von 6,73 Mrd. US-Dollar aus. Ein Jahr zuvor wuchs man bereits stark, aber wies „nur“ einen Umsatz von 2,81 Mrd. US-Dollar aus. Der Rohertrag sprang in der Periode von 815 Mio. US-Dollar auf 2.585 Mio. US-Dollar. 

Einem solchen Wachstum macht im Übrigen auch keine Zinserhöhung etwas aus. Wenn Sie ein Geschäftsmodell geschaffen haben, das im Milliardenbereich dreistellige jährliche Wachstumsraten beim Umsatz erreicht, dann tangiert es Sie nicht, ob der Zins im US-Dollar bei 0,25 oder 0,75 % liegt. Es tangiert auch ausstehende Investoren nicht. Jeder möchte ein Geschäftsmodell kaufen, das mit dreistelligen Wachstumsraten wächst. Sea wird in 2022 keine Schwierigkeiten haben Kapitalmassnahmen durchzuführen. 

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06.01.2022 - Mikey Fritz

 

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