
Ausgerechnet Apple kritisiert in einem Forschungspapier aktuelle KI-Reasoning-Modelle und erntet dafür sowohl Zuspruch als auch Kritik
Will Apple damit etwa von sich selbst ablenken?
Der iPhone-Hersteller Apple und ehemals wertvollster Konzern der Welt hat in der jüngeren Vergangenheit einen beispiellosen Abstieg erlebt. Das lässt sich auch am Aktienkurs ablesen, der seit Jahresbeginn um rund 20 Prozent zurückgeworfen wurde. Das hat viel damit zu tun, dass man in Cupertino den Siegeszug der KI schlicht verschlafen hat und bis heute hinterherhängt. Nun veröffentlichte Apple ein Forschungspapier, das vor allem an sogenannten Reasoning-Modellen Kritik übt.
Solche scheinen laut Apple (US0378331005) weniger leistungsfähig zu sein, als ihr Ruf es vermuten lassen würde. Reasoning-Modelle spucken nicht nur einfach eine Antwort aus, sondern erläutern in mehreren Schritten ihren Lösungsweg. Das wird gerne Mal als „Nachdenken“ bezeichnet, auch wenn heutige KI-Modelle noch immer nicht tatsächlich denken, sondern lediglich mit Wahrscheinlichkeiten spielen. Dennoch sollen die zusätzlichen Schritte für präzisere Ergebnisse sorgen und Effekte die was Halluzinieren, also das Erfinden nicht vorhandener Tatsachen, möglichst vermeiden.
Die Untersuchungen von Apple kritisieren nun, dass übliche Tests bislang lediglich das Ergebnis bewerten würden, nicht aber den Lösungsweg. In letzterem verstecke sich häufig bereits das Ergebnis für eine Aufgabe und viele Modelle würden nur vorgeben, sich eine Antwort in einem komplexen Prozess herzuleiten. Damit würden Zeit und Ressourcen verschwendet. Auf der anderen Seite scheinen die Modelle bei sehr komplexen Aufgaben schnell zusammenzubrechen.
Die KI und der Turm von Hanoi
Veranschaulicht wird das Ganze von Apple am Beispiel des Turm von Hanoi. Dabei handelt es sich um ein klassisches Rätsel, bei dem Scheiben unterschiedlicher Größe von einem Stab auf einen anderen umgeschichtet werden müssen, ohne dass dabei je eine größere auf eine kleinere Scheibe gelegt wird. Kommen im Versuch nur wenige Scheiben zum Einsatz, würden Reasoning-Modelle schlechter abschneiden als klassische Sprachmodelle ohne Reasoning-Fähigkeiten.
Wir die Komplexität erhöht, also zu vielen Scheiben, komme es laut Apple zu einem Kollaps der Modelle. Die KI scheitert schlicht und aktuelle Ansätze würden an ihre Grenzen kommen. Die besten Ergebnisse wurden bei mittlerer Komplexität erzielt. Reasoning-Modelle scheinen also gute Ergebnisse und zuweilen auch Lösungswege zu finden, dies aber nur im Rahmen ihrer Trainingsdaten und damit doch recht eng begrenzt. So zumindest die Erkenntnisse von Apple.
Die Reaktionen auf das Forschungspaper fielen sehr durchmischt aus. Einige Experten pflichteten Apple bei und halten Reasoning-Modelle derzeit noch für überschätzt. Alex Lawsen von Open Philanthropy hingegen hat nach eigenen Angaben einige methodische Fehler in der Studie von Apple entdeckt. Zunächst als Scherz gemeint ließ er das KI-Modell Opus anhand seiner Stichpunkte eine Antwort an Apple erstellen. Das Ganze ging in den sozialen Medien schnell viral.
Apple steht schlecht da
Apple selbst gesteht ein, in seiner Studie nur einen kleinen Teil von Reasoning-Aufgaben untersucht zu haben und muss sich so Kritik wohl gefallen lassen. Das lässt den Konzern in keinem guten Licht dastehen. Es wird im Netz bereits fleißig diskutiert, ob man nicht aufgrund der eigenen Versäumnisse die Fortschritte bei KI schlechtzureden versucht. Das lässt Apple beinahe wie ein eingeschnapptes Kind wirken. Wünschenswerter wäre es, wenn Apple endlich selbst richtig in das KI-Rennen einsteigen würde – selbst wenn die Software zum Start noch nicht perfekt sein sollte.
Wenngleich Kritik an KI durchaus berechtigt ist und auch die komplexesten Reasoning-Modelle noch immer nicht denken, sondern nur Wortlücken ausfüllen, so sollte gerade Apple mit Bedacht vorgehen. Dass gerade hier auf OpenAI, Anthropic und Co. geschimpft wird, erinnert fast ein wenig an den ehemaligen Microsoft-Chef Steve Ballmer, der einst das iPhone als unnötig und potenziellen Flop bezeichnete. Mit einem solchen Ansatz strahlt ein Unternehmen schlicht keine Stärke aus und sich selbst sowie dem Aktienkurs hat Apple wahrscheinlich keinen Gefallen getan.
Apple Inc.-Aktie: Kaufen oder verkaufen?
Die neuesten Apple Inc.-Zahlen sprechen eine klare Sprache: Dringender Handlungsbedarf für Apple Inc.-Aktionäre. Lohnt sich aktuell ein Einstieg oder sollten Sie lieber verkaufen?
Konkrete Empfehlungen zu Apple Inc. - hier weiterlesen...
23.06.2025 - Andreas Göttling-Daxenbichler
Auf Twitter teilen Auf Facebook teilen
Informiert bleiben - Wenn Sie bei weiteren Nachrichten und Analysen zu einem in diesem Artikel genannten Wert oder Unternehmen informiert werden möchten, können Sie unsere kostenfreie Aktien-Watchlist nutzen.
Folgende Artikel könnten Sie auch interessieren
Ihre Bewertung, Kommentar oder Frage an den Redakteur
Haftungsausschluss - Die EMH News AG übernimmt keine Haftung für die Richtigkeit der Empfehlungen sowie für Produktbeschreibungen, Preisangaben, Druckfehler und technische Änderungen. (Ausführlicher Disclaimer)