
Erneut sorgt ein dramatischer Unfall dafür, dass Boeing in die Kritik gerät und der Aktienkurs in die Tiefe stürzt
Hat Boeing noch immer Qualitätsprobleme?
Es führte am Donnerstag kein Weg vorbei am tragischen Unfall einer Air-India-Maschine, bei dem über 200 Menschen nach einem Absturz in der Nähe von Ahmedabad starben. Das Thema beschäftigte nicht nur sämtliche Tageszeitungen und die sozialen Medien, sondern auch die Börse. Denn das abgestürzte Flugzeug stammte von Boeing, was unangenehme Erinnerungen weckt.
Im Jahr 2019 kämpfte Boeing (US0970231058) mit massiven Problemen bei Maschinen des Typs 737 Max. Nach zwei tödlichen Unfällen durften solche Flugzeuge längere Zeit überhaupt nicht starten. Gerade erst schien es, als hätte der Flugzeugbauer wieder zurück in die Spur gefunden, da trudelt die Meldung über die verunglückte 787 Dreamliner ein. Medienberichten zufolge handelt es sich wohl um den ersten Absturz eines solchen Modells überhaupt. Dass dies in Zusammenhang mit früheren Qualitätsproblemen steht, ist daher eher unwahrscheinlich.
Dennoch ist den Aktionären anzumerken, dass sie sich ihre Gedanken machen und auf den Absturz reagierte die Boeing-Aktie mit klaren Kursverlusten. Um 4,8 Prozent stürzte der Kurs gestern in die Tiefe und schlug bei 203,75 US-Dollar auf. Die erst im Frühjahr gestartet Erholung erhält dadurch einen herben Dämpfer und es bleibt abzuwarten, ob die Bullen dem noch etwas entgegenzusetzen haben. Das wird auch von den weiteren Erkenntnissen rund um den Absturz der 787 abhängen.
Wie viel Schuld trifft Boeing?
Als dieser Artikel entstand, war noch nicht geklärt, wie es zu dem tragischen Unfall kommen konnte. Betroffen waren davon nicht nur die Fluggäste. Die 787 stürzte in ein belebtes Viertel und krachte allem Anschein nach in eine Kantine eines Hostels für Ärzte. Etliche Verletzte wurden ins Krankenhaus gebracht und aus dem Gebäude wurden mindestens 30 Tote geborgen.
Daten des Dienstleisters „Flightradar24“ ist zu entnehmen, dass der Dreamliner eine Höhe von knapp 200 Metern erreichte bei einer Geschwindigkeit von 174 km/h. Um 13:38 Uhr Ortszeit und damit nicht einmal eine Minute nach dem Start ging die Verbindung verloren. Das fragliche Flugzeug wurde vor rund elf Jahren an Air India ausgeliefert, dürfte also schon etliche vorfallsfreie Flüge hinter sich gehabt haben. Es stellt sich allerdings die Frage, ob die 33 anderen Maschinen des gleichen Typs bei der Airline nun ähnliche Schwierigkeiten bekommen könnten.
Probleme bei der 787 sind für Boeing nicht ganz neu, wie beim „Handelsblatt“ zu lesen ist. Im letzten Jahr kam es bei einem Flug zu technischen Problemen, was zu wenigstens 50 Fällen von Verletzungen führte. In den vorherigen Jahren stellte die US-Flugaufsicht Mängel bei Frachträumen sowie der Montage des Rumpfes fest. Es lässt sich daher aktuell zumindest nicht ausschließen, dass die Reihe nach einer gewissen Zeit generell Probleme entwickelt, und das würde kein gutes Licht auf Boeing werfen.
Boeing auf der Anklagebank?
Noch ist es zu früh, um schon endgültige Schlüsse zu ziehen und im Zweifel ist bekanntlich für den Angeklagten zu entscheiden. Aus Anlegersicht ist etwas Abstand aber sicher nicht verkehrt. Denn sollte Boeing auch nur eine Teilschuld treffen, so dürfte der Konzern sich wohl auf einen weiteren, kostspieligen Prozess einrichten. Darüber hinaus dürfte ein Fragezeichen über weitere Bestellungen gesetzt werden. Air Indias Mutterkonzern Tata orderte 2023 470 neue Flugzeuge bei Boeing.
Erhärtet sich der Verdacht, so würde Boeings ohnehin angekratztes Image weiteren Schaden nehmen und auch andere Airlines dürften bei ihren Bestellungen sehr genau abwägen, ob sie dem US-Konzern zu diesem Zeitpunkt Vertrauen schenken sollten. Von den weiteren Erkenntnissen rund um den tragischen Unfall in Indien hängt also viel ab für die Boeing-Aktie. Es dürfte sich damit entscheiden, ob die Erholung sich fortsetzen kann oder jäh abgewürgt wird.
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13.06.2025 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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