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Cancom: Schwaches 1. Halbjahr / Verkaufen

Klassische IT-Beratung unter Corona-Druck

NTG24 - Cancom: Schwaches 1. Halbjahr / Verkaufen

 

Der Münchener IT-System- und Cloudberatungs-Spezialist CANCOM (DE0005419105 / detailliertes Unternehmensprofil in unserer Analyse vom 13.05.) legte heute seine Halbjahreszahlen vor, die durchweg enttäuschten und die Analystenschätzungen klar verfehlten.

Auch der Ausblick des Konzerns für 2020 erscheint, gerade auf der Gewinnseite, nach den Vorgaben der Halbjahreszahlen reichlich ambitioniert, auch wenn Cancom an seinen Ergebnisprognosen zunächst weiter festhält.

Folgerichtig beeendete die Aktie den heutigen XETRA-Handel mit einem Minus von - 6,4 % (47,88 Euro), womit charttechnisch die hoch relevante Unterstützungsmarke von 45 Euro nun in bedrohliche Nähe gerückt ist.

Nach der schwachen Halbjahresbilanz hat sich zudem die bereits ausgeprägte Widerstandzone oberhalb von 55 Euro nun ohne Frage nochmals massiv verfestigt. Die mit einem KGV (2020e) von 40 und (2021e) von 30 in unseren Augen fundamentalanalytisch nun auch kaum mehr attraktiv bewertete Aktie stellen wir in unserem Strategiedepot AKTIEN SPEKULATIV daher (immer noch mit einem heutigen Kursgewinn von + 11,9 %) zur morgigen Börseneröffnung am 14.08. zum Verkauf.

Allein für rein chartorientierte Trading-Investoren kann alternativ ein sehr enge Stop Loss-Setzung bei rd. 46,70 Euro mit Spekulation auf ein nächstes Aktienkursziel bei rd. 53,80 Euro (nächster Widerstand) oder anschließend darüber hinaus bis zu rd. 55 / 56 Euro ggfs. immer noch sinnvoll sein.

Wir sehen jedoch derzeit im internationalen Technologiesektor grundsätzlich weit bessere fundamentalanalytische Anlagealternativen zu CANCOM und trennen uns daher morgen von dem Titel.

Die heutige Ergebnisvorlage erörtern wir nachstehend nun näher.

 

Aktienchart: CANCOM

 

 

Ergebnis 1. Halbjahr und Ausblick Gesamtjahr 2020

 

Im zurückliegenden Halbjahr steigerte Cancom den Konzernumsatz gegenüber dem Vorjahr um 8,2 % auf 826 Mio. Euro, was jedoch impliziert, dass sich im 2. Quartal der Umsatz gegenüber dem Vorjahr um 8,6 % rückläufig entwickelte und nur noch ein Niveau von 372 Mio. Euro erreichte (= sequenzieller Umsatzrückgang im 2. Quartal um - 18 % gegenüber dem 1. Quartal). Die Analysten hatten zuvor im Konsens jedoch mit der Erzielung eines Quartalsumsatzes von 394 Mio. Euro gerechnet, so dass Cancom diese Prognose somit klar verfehlte.

Hauptbelastungsfaktor war, stark belastet von der Corona-Pandemie, das klassische Geschäft der IT-System-Beratung, dessen Umsatz infolge zahlreicher Geschäftsschließungen auf Endkundenseite im 1. Halbjahr zwar noch wenigstens einen Umsatzzuwachs von + 4 % erzielte, sich dabei aber allein im 2. Quartal um über - 14 % gegenüber dem Vorjahr abschwächte.

Sehr passabel verlief dagegen weiterhin das Cloud-Datenverwaltungs- und -Infrastrukturgeschäft (PaaS, IaaS, SaaS), das im 1. Halbjahr einen Umsatzzuwachs um + 27,4 % sowie im 2. Quartal immer noch um + 20,1 % gegenüber dem Vorjahr aufwies.

Deutlich erhöhte Personal-, externe Verwaltungs- und rd. 5 Mio. Euro einmalige „Sonderausgaben“ (ohne nähere Spezifizierung) drückten den operativen EBITDA-Gewinn vor Abschreibungen im 1. Halbjahr jedoch um - 14 % auf nur noch 46,1 Mio. Euro. Allein im 2. Quartal brach der EBITDA-Gewinn um knapp - 30 % auf nur noch 20,1 Mio. Euro ein, womit die Analystenkonsensschätzungen von rd. 28 Mio. Euro ebenfalls deutlich verfehlt wurden.

Besonders massiv stürzte auch hier der EBITDA-Gewinn vor allem im Bereich der klassischen IT-Systemberatung ab, und zwar im gesamten 1. Halbjahr um - 27 % gegenüber dem Vorjahr sowie allein im 2. Quartal um - 52 % gegenüber Vorjahr.

Jedoch musste auch die Cloudsparte gewinnseitig einen deutlichen Margen- und Wachstumsdruck relativ zur Umsatzentwicklung hinnehmen, indem hier im 1. Halbjahr der EBITDA-Gewinn nur noch um + 15,1 % und im 2. Quartal um + 11,2 % gegenüber dem Vorjahr wuchs.

Der Konzernnettogewinn ermäßigte sich unter dem Strich im 1. Halbjahr schließlich um - 25 % gegenüber dem Vorjahresniveau auf nur noch 16,4 Mio. Euro, wobei allein im 2. Quartal nur noch ein Nettogewinn von 7,7 Mio. Euro (= 40 % unter Vorjahresniveau) oder 0,20 Euro je Aktie zu Buche stand. Auch auf der Nettogewinnebene wurde somit die Analysten-Konsensschätzung einer Reingewinnerzielung von 0,28 Euro je Aktie erheblich verfehlt.

Sehr kryptisch fällt derzeit daher auch die Aussage des Konzernvorstands zur voraussichtlichen Gesamtjahresentwicklung 2020 aus, indem man feststellt, es gäbe weiterhin „gute Chancen“, die bisher gültige Prognose eines „moderaten“, d.h. in üblicher Auslegung rd. 2 – 5 %igen Umsatz- und EBITDA-Zuwachses in 2020 tatsächlich zu realisieren. Wir können diese zweischneidige (und sich in einer professionellen Unternehmenskommunikation unseres Erachtens eigentlich verbietende) Aussage natürlich nur so auslegen, dass bereits jetzt vom Vorstand ein nennenswertes Risiko gesehen wird, die bisherigen Prognosen künftig gegebenenfalls doch nicht einhalten zu können, was wir insbesondere auf die EBITDA-Gewinnprojektion für 2020 beziehen würden (denn siehe oben: EBITDA 1. Halbjahr 2020 - 14 %, im 2. Quartal - 30 % unter Vorjahresniveau).

Unsere daraufhin zugehörige Handlungsempfehlung für die Aktie können Sie bereits der Einleitung unseres Berichts entnehmen.

 

13.08.2020 - Matthias Reiner - mr@ntg24.de

 

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