
Daimler Truck im freien Fall, Cancom erwischt es noch härter, nicht einmal Nvidia kann sich gegen Zollängste wehren, doch Bayer kontert mit überraschend guten Zahlen
Willkürliche Zölle lassen die Börsen in die Tiefe stürzen
US-Präsident Donald Trump hat es schon wieder getan und etliche Länder rund um den Globus mit brutalen Zöllen überzogen. Zum Teil gab es dafür hanebüchene Begründungen, in vielen Fällen wurden die Zölle aber auch ohne jeden nachvollziehbaren Grund angekündigt. Es ist kaum zielführend, sich die dazugehörige Liste anzusehen oder das Ganze gar verstehen zu wollen. Denn Ökonomen sind sich einig darüber, dass die Zölle nichts anderes als die pure Willkür abbilden.
Auf kaum etwas anderes reagieren Anleger empfindlicher und so ging es mit den Aktienkursen am Freitag im hohen Tempo in Richtung Süden. Im DAX mussten Verluste von gleich 2,7 Prozent hingenommen werden, was den Punktestand auf 23.426 zum Wochenende beförderte. Zu den größten Verlierern zählte Daimler Truck (DE000DTR0CK8) mit einem Kursminus von 8,7 Prozent. Das liegt allerdings nicht nur an den erwähnten Zollängsten.
Daimler Truck sprach kurz zuvor auch eine Gewinnwarnung aus und legte Zahlen vor, mit denen die Anteilseigner so gar nicht zufrieden waren. Das Timing dafür hätte kaum schlechter sein können, denn durch die frischen Zölle haben sich die Aussichten noch weiter eingetrübt. Geholfen hat es letztlich auch nicht, dass Analysten die Ruhe behielten. Die Daimler Truck-Aktie fiel bis auf 39,10 Euro zurück und verpasste damit den wichtigen psychologischen Support bei 40 Euro.
Cancom im Crash-Modus
Der IT-Dienstleister Cancom (DE0005419105) enttäuschte ebenfalls mit Zahlen und begründete rückläufige Umsätze sowie einen Einbruch des Ebitda um über 30 Prozent mit der schwierigen wirtschaftlichen Lage in Deutschland, was zu Zurückhaltung bei den Kunden geführt habe. Sehr viel besser soll es in absehbarer Zeit erst einmal nicht geben, weshalb die Prognose für das Gesamtjahr nach unten angepasst werden musste. Die Umsätze sollen nun bei 1,65 bis 1,75 Milliarden statt 1,7 bis 1,85 Milliarden Euro liegen und beim Ebitda werden 100 bis 110 Millionen Euro in Aussicht gestellt. Zuvor war hier von 115 bis 130 Millionen Euro die Rede.
Gehofft hatten die Märkte eigentlich auf eine Anhebung der Prognose, weshalb die Enttäuschung kaum größer hätte sein können. In Kombination mit der katastrophalen Marktstimmung brockte dies der Cancom-Aktie Verluste von 11,7 Prozent ein. Sämtliche Zugewinne der letzten drei Monate wurden mit einem Schlag vernichtet und der Titel verabschiedete sich mit traurigen 22,75 Euro ins Wochenende.
Nvidia korrigiert nach unten
Rote Vorzeichen gab es gestern so ziemlich überall zu sehen, auch ohne Gewinnwarnung oder dergleichen. Die US-Märkte litten ebenfalls unter großen Unsicherheiten, wenn auch etwas weniger extrem als hierzulande. Sogar Highflyer Nvidia (US67066G1040) ging im toxischen Marktumfeld die Puste aus. Der Kurs gab um 2,3 Prozent nach und landete zu Handelsschluss bei 173,72 US-Dollar. Nachbörslich gab es weitere Verluste zu sehen.
Die phänomenale Rallye erhielt damit einen kleinen Dämpfer. Das ist momentan noch verschmerzbar. Die Fallhöhe ist allerdings enorm und sollte die schlechte Stimmung auch in der neuen Woche Bestand haben, könnte es bei Nvidia durchaus noch unschöner werden. Je größer die Unsicherheit wirkt, desto attraktiver wirken auch Gewinnmitnahmen auf die Anteilseigner.
Bayer kann sich sehen lassen
Die strahlende Ausnahme bildete an den deutschen Märkten ausgerechnet die Aktie von Bayer (DE000BAY0017), die sich schon seit etlichen Jahren mit Gegenwind konfrontiert sieht. Überraschend starke Zahlen ließen die Anleger über Zollsorgen hinwegsehen, obschon diese im Pharmabereich momentan eine besonders große Rolle spielen. Der Fokus lag aber auf den Quartalsergebnissen, bei denen es positive Überraschungen zu sehen gab.
Zwar musste Bayer erneut die Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten aufstocken. Ein Wachstum von drei Prozent in der Pharmasparte stand an den Märkten aber im Vordergrund, da eigentlich mit einem dezenten Schrumpfkurs gerechnet wurde. Die Prognose für das Gesamtjahr wurde leicht nach oben angepasst, was auch niemand so richtig auf dem Schirm hatte. Die Bayer-Aktie reagierte mit einem Plus von 2,8 Prozent, was an einem derart miesen Handelstag wie gestern sehr beachtlich ist. Zu Handelsschluss standen 28,12 Euro auf dem Ticker.
Im Panikmodus?
Donald Trump hat wieder einmal für chaotische Zustände gesorgt. Es war wahrscheinlich nicht das letzte Mal, dass Anlegerinnen und Anleger sich mit irrationalen Entscheidungen aus dem Weißen Haus herumplagen müssen Daraus entstehende Kursverluste lassen sich mit dieser Erkenntnis im Hinterkopf zwar nicht vermeiden. Wer sich auf den ganz normalen Wahnsinn in der Geopolitik einstellt, kann solche Phasen aber nüchterner überstehen und vielleicht vermeiden, in den Strudel allgemeiner Panik hineinzugeraten.
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02.08.2025 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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