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Cancom SE: Ungebrochene Wachstumsdynamik

Überzeugendes Jahresergebnis 2019

NTG24 - Cancom SE: Ungebrochene Wachstumsdynamik

 

Eine hervorragende Aktienperformance mit einem Kurssprung um + 14 % verzeichnete in der abgelaufenen Woche die in München ansässige CANCOM SE (DE0005419105), ein europaweiter führender Beratungsspezialist in der Einrichtung von IT- und Cloud-Infrastrukturen. 

Da der aktuell mit einer Aktienmarktkapitalisierung von knapp 2,2 Mrd. Euro ausgestattete Titel derzeit eine Kernposition in unserem am 26.02.2019 aufgelegten Strategiedepot AKTIEN SPEKULATIV ist, unterziehen wir die Aktie nun einer Geschäfts- und Bewertungsanalyse. 

 

Chart: CANCOM SE gegen MSCI WORLD - Index (jeweils in Euro) 

 

Chart: Cancom vs. MSCI World Euro-Index

 

Geschäftsprofil Cancom SE 

 

Bereits seit Beginn ihrer Gründung 1992 entwickelte sich die CANCOM-Gruppe, die derzeit konzernweit rd. 4000 Mitarbeiter beschäftigt, in einem kontinuierlichen, hoch dynamischen Geschäftsausbau zu einem der mittlerweile europaweit führendsten und qualitativ hochwertigsten Dienstleister im Beratungs- und Servicesegment der Einrichtung ganzheitlicher IT- und Cloud-Infrastrukturen. 

Genau gemäß dieser Tätigkeitsschwerpunkte ist die Gesellschaft auch operativ lediglich in die entsprechenden zwei Divisionen untergliedert, nämlich zum einen die Sparte “IT Solutions” (Umsatzanteil Ende 2019: 81 %), zum anderen in die Sparte “Cloud Solutions” (Umsatzanteil Ende 2019: 19 %). 

Das Produkt- und Dienstleistungsangebot der Division “IT Solutions” umfasst aus einer Hand die gesamte Servicepalette von der Beratung und Erstellung von IT-Konzepten über die Beschaffung, den Vertrieb von Hard- und Software bis hin zur Integration und dem Betrieb der Systeme. Hierbei wird die gesamte Leistungskette einer jeden IT-Beratung abgebildet, bestehend in der Strategieberatung, Projektplanung und -durchführung, Systemintegration, Wartung und Schulung sowie anderen IT-Dienstleistungen, einschließlich dem Betrieb gesamter IT-Abteilungen. Die Sparte “IT Solutions” wird im Einzelnen über mehrere Tochtergesellschaften betrieben, wie z.B. die Konzerneinheiten CANCOM IT Solutions GmbH, CANCOM NSG GmbH, CANCOM NSG GIS GmbH und Acentrix GmbH. 

Die Sparte “Cloud Solutions” befasst sich hingegen mit der Erfüllung aller Anforderungen hochleistungsfähigster, unternehmerischer “Big Data”-Verwaltungen, und zwar der virtuellen Datenauslagerung an Großrechenzentren (= Cloud-Management im engeren Sinne), dem zugriffsgeschützten internen oder externen Datenaustausch (Enterprise Mobility und Security), der Anlegung und Verwaltung von Datenplattformen (Hosts), der analytischen Datenaufbereitung wie auch der Integration aller externen Leistungskomponenten in die IT-Umgebung eines Unternehmens (z.B. Infrastructure as a Service/IaaS; Platform as a Service/PaaS; Software as a Service/SaaS; Video as a Service /VaaS). Operative Tochtergesellschaften zur Ausübung dieser Divisionstätigkeit sind z.B. die CANCOM Pironet AG und die Synaix Service GmbH. 

Insgesamt unterhält die CANCOM-Gruppe gegenwärtig 60 Standorte in Europa und den USA, wobei per Ende 2019 allerdings weiterhin ein Konzernumsatzanteil von 84 % auf das deutsche Inlandsgeschäft entfiel. Das Repräsentanz- und Partnernetzwerk von CANCOM im europäischen Ausland erstreckt sich derzeit auf die Länder Österreich, Schweiz, Belgien, Slowakei und Großbritannien. Zu den führendsten IT-Systempartnern von Cancom zählen derzeit z.B. HP, Microsoft, IBM, SAP, Symantec, Citrix, Apple und Adobe. 

 

Jahresergebnis 2019 

 

Erst vor 15 Tagen am 28.04. publizierte die CANCOM SE als Muttergesellschaft der internationalen Gruppe mit rund einmonatiger Verzögerung gegenüber dem ursprünglich anvisierten Termin ihre offiziellen Zahlen und den dazugehörigen Geschäftsbericht zum Gesamtjahr 2019.  

Hintergrund hierfür war vor allem, dass sich die Konzernleitung angesichts zunehmender Komplexität ihres internationalen Geschäfts wie auch des hierauf angewendeten internationalen Rechnungslegungsstandards IFRS zur Ersetzung ihrer bisherigen deutschen Prüfungsgesellschaft durch den international sehr renommierten Wirtschaftsprüfer KPMG veranlasst sah. Infolge der erheblichen Bilanzbewertungs- und -Ausweisspielräume, die der IFRS grundsätzlich lässt, sah sich nach ihrer eingehenden Prüfung KPMG jedoch veranlasst, die bisherigen Bilanzierungspraktiken von Cancom bzw. deren vormaligem Wirtschaftsprüfer an entscheidenden Stellen der Umsatz- und Gewinnkalkulationen (jeweils nach unten) anzupassen und in diesem Zusammenhang außerdem auch noch einmal die weiteren Unternehmensprojektionen in Bezug auf die nun ausgebrochene Corona-Pandemie auf den Prüfstand zu stellen. Dies alles führte zur Verzögerung der Berichtsvorlage für 2019, was im Falle einer Neubestellung von Wirtschaftsprüfern jedoch nicht unüblich ist und jederzeit vorkommen kann. 

Um so erfreulicher ist es jedoch zu bewerten, dass selbst nach der Negativkorrektur des Umsatz- und Gewinnausweises durch die KPMG Cancom in 2019 noch immer einen 17,6 %igen Anstieg des Umsatzes auf 1,55 Mio. EURO sowie des vom Konzern immer als besonders aussagefähig angeführten, bereinigten operativen EBITDA-Gewinns vor Abschreibungen um 14,7 % auf 130,5 Mio. Euro vermelden konnte (Anmerkung: Wegen hoher Anzahl ihrer - auch ausländischen - konsolidierungspflichtigen Geschäfts- und Lizenzpartnerschaften kommt dem sehr volatilen Nettogewinn von Cancom nach Zinsen, Steuern und Abschreibungen grundsätzlich nur eine begrenzte Aussagekraft zu, weshalb die Cancom SE ihre Gewinnausweis- und Kommentierungspraxis korrekterweise grundsätzlich sehr auf die aussagefähigste Gewinnzahl des EBITDA fokussiert). 

Das 17,6 %ige Umsatzwachstum des Jahres 2019 war zu 12,2 %-Punkten auf das interne generierte Wachstum, zu 5,4 %-Punkten auf weitere positive Akquisitions- bzw. Bilanzkonsolidierungseffekte zurückzuführen. Wie leicht nachvollziehbar ist, konnte die kleinere/jüngere, aber dafür um so wachstumsstärkere Division der “Cloud Solutions” ihren Umsatz dabei gegenüber dem Vorjahr deutlich überproportional um 27,6 % steigern, während die dominierende Kernsparte der IT-Solutions trotz eines immer noch sehr ansehnlichen Umsatzzuwachses um 15,4 % hiermit nicht mithalten. 

Ein weiteres Indiz für die hervorragende Qualität und Stabilität der Geschäftsentwicklung in 2019 war außerdem, dass der Anteil sog. “wiederkehrender”, d.h. langfristig vertraglich garantierter IT- und Cloud Service-Umsätze in 2019 um stolze 41,3 % auf knapp 184 Mio. Euro gesteigert werden konnte. Dieser damit jedoch erst bei rd. 12 % liegende Anteil wiederkehrender Umsätze am gesamten Konzernumsatz signalisiert jedoch, in welch hohe Umsatz- und Gewinndimensionen das Konzernergebnis langfristig noch ausgebaut werden kann, wenn es Cancom auch weiterhin gelingt, das rasante Wachstum dieser Langfrist-Vertragsumsätze wenigstens halbwegs aufrecht zu erhalten. 

Noch deutlicher als auf der Umsatzseite divergierte jedoch in 2019 die Entwicklung beider Divisionen auf der Ebene des EBITDA-Gewinns. Denn während die Sparte “Cloud Solutions” ihren EBITDA-Gewinn in 2019 um 28,4 % deutlich ausbauen konnte, verbuchte der Bereich “IT Solutions” eine (damit auch deutlich unter dem Umsatzzuwachs liegende) nur sehr magere EBITDA-Ausweitung um gerade einmal 2 %. Der hiermit auch gleichbedeutende Rückgang dieser operativen Divisions-Marge von 5,7 auf 5,0 % ist daher auch der einzige Faktor innerhalb des ansonsten sehr ansprechenden 2019er Jahresergebnisses, der als klar enttäuschend bewertet werden muss. 

 

Ausblick 2020 

 

Trotz Ausbruch des Corona-Virus und selbst bereits unter Einrechnung drastischer Konjunktureinbrüche in Europa und den USA prognostiziert der Vorstand der Cancom SE für die gesamte Gruppe in 2020 sowohl einen “moderaten” Umsatz- wie auch operativen Gewinnanstieg vor und nach Abschreibungen. Divisional sollten diese Wachstumsraten im Bereich IT-Solutions ebenfalls “moderat”, in der Sparte Cloud-Solutions jedoch “deutlich” ausfallen. 

Darüber hinaus erwartet die Konzernleitung in 2020 einen weiteren “deutlichen” Anstieg der wiederkehrenden, vertraglich langfristig garantierten Umsätze gegenüber 2019. 

Am morgigen 14.05. wird Cancom die vorläufigen Zahlen zur Geschäftsentwicklung im 1. Quartal 2020 veröffentlichen. Die nachfolgende, offizielle Berichtsvorlage hierzu erfolgt jedoch erst am 18.06. . 

Auch wenn uns derzeit keinerlei externe Analystenschätzungen für das abgelaufene 1. Quartal 2020 vorliegen, würden wir es angesichts der weiter fortgeschrittenen Corona-Krise jedoch schon als einen Erfolg werten, wenn im zurückliegenden Quartal ein Umsatz von rd. 390 Mio. Euro (= 5,5 % über Vorjahresniveau) sowie ein EBITDA – Gewinn von rd. 26 Mio. Euro (= 3 % über Vorjahresniveau) erzielt worden wäre. Die morgige vorläufige Zahlenvorlage ist somit mit hoher Spannung zu erwarten. 

 

Fazit: Aktienbewertung und Anlageurteil 

 

Es ist aus unserer Sicht in jedem Fall ermutigend und als Beleg für den grundsätzlich ungebrochenen Wachstumstrend von Cancom zu werten, dass der Konzern trotz der unweigerlich zunehmenden Corona-bedingten Ertragsbelastungen für das Gesamtjahr 2020 weiterhin von einem “moderaten” Ergebniswachstum (d.h. üblicherweise im einstelligen Prozentbereich) ausgeht. 

Allerdings dürfte sich dabei der Trend fortsetzen, dass eine anhaltende unterproportionale Geschäftsentwicklung der Sparte IT-Solutions zunehmend durch die rasanten Wachstumsraten von Cloud- und sonstigen langfristigen Vertragsumsätzen aufzufangen ist. Wir sind jedoch sehr zuversichtlich, dass dieser zunehmende Strukturübergang vom klassischen IT- ins moderne gewerbliche Cloud- und Datenverwaltungs-Beratungsgeschäft Cancom auch weiterhin bestens gelingen wird. 

Im Konsens erwarten die Analysten derzeit für das Gesamtjahr 2020 eine EBITDA-Steigerung um rd. 13 %, was aus unserer Sicht - trotz der traditionell konservativen Projektionen von Cancom - jedoch etwas zu hoch gegriffen sein dürfte (unsere EBITDA-Erwartung eher + 10-11 %).  

Für 2021 halten wir inklusive des Nachholeffekts von Ertragsausfällen in 2020 die Erzielung eines von den Analysten geschätzten EBITDA-Anstiegs um rd. 25 % jedoch in jedem Fall für realisierbar, wenn nicht gar für eine konservative Prognose. 

Das aktuelle Aktien-KGV (2020e) von rd. 40 sowie von nur noch rd. 31 in (2021e) reflektiert die anhaltende Ertragsstärke des Konzerns unseres Erachtens auch in dieser KGV-Höhe derzeit vollkommen angemessen, weshalb dieser Titel auch weiterhin eine Bestandsposition unseres sehr erfolgreich gemanagten Strategiedepots AKTIEN SPEKULATIV (Performance seit Auflage am 26.02.2019 + 14,1 % ggü. + 3,0 % im MSCI World Euro-Index) bleibt.

 

13.05.2020 - Matthias Reiner - mr@ntg24.de

 

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