An den Märkten blickt man nach der beschlossenen Zwangsehe zwischen UBS und Credit Suisse eifrig in die Glaskugel
Was kann daraus noch werden?
In der Schweiz entsteht derzeit eine Bank, welche in Sachen Größe alles bisher bekannte in der Alpenrepublik hinter sich lassen wird. Mit Credit Suisse und UBS fusionieren die beiden größten Finanzhäuser des Landes, auch um eine neuerliche Finanzkrise aufgrund des Scheiterns der Credit Suisse verhindern zu können. Nun wird munter darüber spekuliert, welche Konsequenzen dieser Schritt nach sich ziehen wird.
Während an den Märkten noch daran gezweifelt wird, ob die große Finanzkrise tatsächlich verhindert oder nicht lediglich verzögert werden könnte, scharren die kleinen Konkurrenten schon mal mit den Hufen. Die „Neue Zürcher Zeitung“ erwartet, dass der Wettbewerb unter dem Zusammenschluss von Credit Suisse (CH0012138530) und UBS (CH0244767585) leiden könnte. Andererseits gebe es aber auch Chancen für kleinere Banken.
Solche spielten gerade bei Großkunden bisher nur eine geringe Rolle auf dem Schweizer Markt. Den meisten reicht es in Sachen Diversifizierung aus, wenn sie mit Credit Suisse und UBS zusammengearbeitet hatten. Solche Kunden befinden sich künftig aber nur noch unter den Fittichen einer gigantischen UBS, was natürlich Auswirkungen auf das Risikomanagement haben wird. Internationale Kunden mögen davon tendenziell weniger betroffen sein, dennoch dürfte ein Ruck durch die Schweizer Bankenlandschaft gehen.
Eine Mammutaufgabe für die UBS
Interessanter für die Aktionäre der UBS ist allerdings, ob die Übernahme der Credit Suisse sich tatsächlich lohnen wird. Auf den ersten Blick hat das Geldhaus mit dem Deal ein echtes Schnäppchen gemacht. Gezahlt wird nur ein Bruchteil dessen, was der einst größte Konkurrent vor dem Kurscrash noch auf die Waage brachte. Doch die UBS übernimmt mit der Credit Suisse gleichzeitig auch einen ganzen Berg an Problemen und Herausforderungen.
Diese gilt es nun anzugehen und nach Ansicht von Börsenexperten werden dabei in den kommenden Jahren viele Kräfte gebunden sein. Kräfte, die eigentlich für den Konkurrenzkampf benötigt werden würde. Die große UBS könnte da in so mancher Hinsicht den Anschluss verlieren. Das ist zwar ein eher abstrakter Ausblick. Nicht von der Hand zu weisen ist aber der katastrophale Zustand, in dem die Credit Suisse sich zuletzt befand.
Über Nacht wird jener sich trotz der Übernahme durch die UBS kaum verbessern und so müssen sich Anleger auf das eine oder andere Beben gefasst machen. Die Zusammenlegung von bestimmten Bereichen wird anstrengend und teuer, der Abbau von Personal lässt sich kaum vermeiden und ob die UBS am Ende gestärkt oder geschwächt dastehen wird, ist vollkommen offen.
Keine gute Stimmung
Partystimmung will da bei der UBS nicht aufkommen, schon gar nicht vor dem Vordergrund der allgemeinen Skepsis der Börsianer. Auch wenn Ökonomen und Politiker noch immer beschwichtigen wollen, so ist die Sorge weiterhin groß, dass doch noch die nächste große Bankenkrise auf uns zukommen könnte. Die UBS-Aktie gab vor diesem Hintergrund am Freitag um 3,55 Prozent auf 17,26 CHF nach. Der kurze Ausflug nach Norden zu Beginn der vergangenen Woche löste sich vollständig wieder in Luft auf.
Die UBS mag sich ihres größten Konkurrenten entledigt haben, allerdings unter Kosten, welche bisher noch nicht zu beziffern sind. Der initiale Kaufpreis fällt schon fast vernachlässigbar aus. Die anstehenden Umstrukturierungen entwickeln sich aber immer mehr zur Mammutaufgabe, was an den Märkten für Unsicherheit und Unruhe sorgt. Genau das kann die UBS momentan eigentlich überhaupt nicht gebrauchen, denn es mangelt schwer am Vertrauen der Börsianer. Es sieht leider auch nicht danach aus, als würde jenes allzu schnell wieder zurückkommen. In Panik verfallen muss deshalb niemand und so manche Erholung kam in den letzten Monaten bereits völlig unverhofft. Auf eine solche verlassen kann sich aber freilich trotzdem niemand.
27.03.2023 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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