Crowdstrike legt zahlreiche Unternehmen lahm, das setzt auch der Microsoft-Aktie zu, Nvidia erntet ebenfalls rote Vorzeichen und SAP kämpft mit ganz eigenen Problemen
Die schwache Stimmung im Tech-Sektor leidet nach einem fehlerhaften Update von Crowdstrike noch weiter
Der Tech-Sektor sorgte in den letzten Monaten oftmals für beste Stimmung unter den Aktionären. Der Auftrieb im Wahlkampf von Donald Trump, neue Zinshoffnungen und daraus resultierende Umschichtungen sowie generelle Sorgen darum, dass der Höhepunkt schlicht überschritten sein konnten, führten nun aber zu einem sehr deutlichen Dämpfer.
Was die Aktionäre da überhaupt nicht gebrauchen konnten, waren Ausfälle im großen Stil, wie sie ein fehlerhaftes Update von Crowdstrike (US22788C1053) am Freitag verursachte. Zahllose Betriebe warfen das Handtuch und schlossen ihre Pforten. Darunter diverse Flughäfen und hierzulande beispielsweise alle der rund 300 Märkte der Supermarktkette Tegut.
Crowdstrike gab recht schnell bekannt, das Problem erkannt und behoben zu haben. Da dafür aber teils einzelne Rechner innerhalb großer Netzwerke neugestartet werden müssen, lässt sich der Fix nicht immer mit einem kleinen Handschlag einspielen. Zahlreiche Krankenhäuser und andere Einrichtungen werden sich daher wohl noch bis in die Nachtstunden mit dem Thema beschäftigen müssen. Crowdstrike hinterlässt natürlich eine denkbar schlechte Figur und mit dem Aktienkurs ging es gestern letztlich um 11,1 Prozent bis auf 304,96 US-Dollar abwärts. Zeitweise ging es mit den Kursen sogar in Richtung 275 Dollar.
Auch Microsoft steht unter Druck
Aufgetreten ist der Fehler auf Windows-Betriebssystemen von Microsoft (US5949181045), welche nach dem Update den Nutzer oftmals mit einem sogenannten Bluescreen begrüßten. Das ist im Prinzip nichts anderes als ein Totalausfall; eine Maschine lässt sich in einem solchen Fall nicht mehr bedienen. Problematisch war das für viele Unternehmen auch deshalb, weil nicht einmal mehr die Bitlocker-Verschlüsselung aufgehoben werden konnte und wichtige Daten damit unerreichbar blieben.
Auch wenn Microsoft für den Fehler nicht direkt verantwortlich gemacht werden kann, so stellt sich dennoch die Frage, wie ein derart drastischer Ausfall überhaupt möglich sein kann. Zumindest aus Laiensicht sollte wohl angenommen werden können, dass die fortgeschrittenen Betriebssysteme aus Redmond in solchen Fallen irgendeine Art Rückfallsystem anbieten würden. Die Anleger waren aber deutlich weniger besorgt und die Kursverluste hielten sich gestern mit 0,7 Prozent in Grenzen. Nicht verdeckt werden kann dabei allerdings, dass es an den vorherigen Tagen schon recht deutliche Korrekturen zu sehen gab.
Nvidia wieder im roten Bereich
Mit solchen hatte auch Nvidia (US67066G1040) zu kämpfen und Kursgewinne am Donnerstag scheinen nur ein vorübergehender Effekt gewesen zu sein. Der Freitag ließ die Kurse wieder um 2,6 Prozent purzeln und zum Wochenende stehen verhältnismäßig magere 117,93 Dollar auf der Anzeigetafel. Besonders deutlich bemerkbar machen sich bei der Nvidia-Aktie Gerüchte darüber, dass die US-Regierung schon bald neue Exportbeschränkungen in Richtung China erlassen könnte.
Dort kann Nvidia schon heute nicht mehr seine leistungsfähigsten und margenstärksten Chips verkaufen. Die Befürchtung ist nun, dass eigens für den chinesischen Markt entwickelte KI-Beschleuniger demnächst ebenfalls auf die Sanktionsliste geraten könnten. Sicher ist das zwar noch lange nicht. Dennoch hat die Aktie sich von ihren Höchstständen oberhalb von 140 Euro mittlerweile deutlich entfernt.
Sicherheitslücke bei SAP?
Software-Updates bei SAP (DE0007164600) sorgen momentan für keine Problem und somit auch nicht zu Sorgenfalten auf der Stirn der Bullen. Doch manche Unzulänglichkeit scheint es auch beim DAX-Schwergewicht zu geben. So wollen Sicherheitsforscher von Wiz gleich eine ganze Reihe von Schwachstellen bei SAP AI Core aufgedeckt haben. Jene sollen es einem Angreifer erlauben, Zugriff auf sensible Kundendaten zu erhalten, darunter sogar zum Teil Zugangsdaten.
Als Angriffsvektor dienten allem Anschein nach bösartige KI-Modelle und dazugehörige Trainingsdaten, welche von der SAP-Cloud nach Ansicht von Wiz anstandslos akzeptiert werden. Welche Konsequenzen SAP daraus ziehen wird, bleibt noch offen. Die Aktionäre reagierten noch nicht mit Panikattacken und der Aktienkurs konnte sich gestern sogar um etwa 0,5 Prozent bis auf 181,50 Euro angehoben.
Schöne neue Welt
Über ein Jahr lang wurden an der Börse die enormen Chancen abgefeiert, welche die KI-Technologie für die Zukunft bietet. Risiken hingegen spielten nur eine untergeordnete Rolle. Die jüngsten Entwicklungen zeigen aber, dass auch Künstliche Intelligenz vor massiven Störungen längst nicht gefeit ist. Das trübt die angeschlagene Stimmung im Tech-Sektor noch mehr und mit jedem weiteren verlustreichen Tag dürfte die Sorge größer werden, dass der Zenit zunächst überschritten wurde. Ein Teufelskreis droht sich anzubahnen und auf Anlegerseite ist nun mit größter Vorsicht vorzugehen.
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20.07.2024 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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