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Europäischer Gaspreis überspringt nächste wichtige Charthürde – RWE warnt

Europäische Energiepolitik in der Verflechtungsfalle

NTG24 - Europäischer Gaspreis überspringt nächste wichtige Charthürde – RWE warnt

 

Der europäische Gaspreis hat seine in der vergangenen Woche bereits auf Tagesbasis gegebenen Signale nun auch auf Wochenbasis bestätigt. Damit deuten nun sowohl die Preisdynamik als auch die Chartmuster auf einen weiteren Anstieg hin. In der Rückschau bestätigen diese Entwicklungen den Ausbruch vom Sommer 2021 und die Korrektur seit dem 06.10.2021 als Konsolidierung in einem Aufwärtstrend. Die Warnungen des deutschen Energieunternehmens RWE über wahrscheinliche Versorgungsprobleme verstärken diese Interpretation der Preisentwicklung.

Die Wolken über Europas Energieversorgungs-Sicherheit ziehen sich schnell zusammen und verdunkeln weiter den ökonomischen Ausblick. In der vergangenen Woche wiesen wir bereits auf diese besorgniserregende Entwicklung in unserem Beitrag vom 14.12.2021 mit dem Titel ,, Der Gaspreis spiegelt eine komplexe Gemengelage wider‘‘ hin.

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Werbebanner ClaudemusIn den vergangenen Tagen ist die Entwicklung an verschiedenen Enden des komplexen Netzes aus Wechselwirkungen eskaliert. Die politische Großwetterlage in den Beziehungen des Westens mit Russland hat sich weiter verschlechtert. Die Bundesnetzagentur erwartet keine Entscheidung über die Betriebsgenehmigung für Nordstream 2 im 1. Halbjahr 2022, und im Falle eines militärischen Konfliktes zwischen Russland und der Ukraine könnte der Betrieb vollständig blockiert werden. Gas und ,,High Politics‘‘ sind wieder einmal sehr eng miteinander verwoben, das Kräfteverhältnis ist allerdings ungleich verteilt!

Man mag die Beschreibung für übertrieben halten, allerdings stellt sich die Frage, was der Gaspreis sonst signalisiert, wenn nicht genau das: Eine Energiekrise! Im Mai 2020 lag der Preis für europäisches Erdgas in Amsterdam unter 3,70 Euro je MWh.

 

 

Ein Blick auf die Entwicklung des europäischen Gaspreises in Chart 1 zeigt das Ausmaß des Preisschocks. Der durchschnittliche Preis der letzten 8 Jahre lag dabei bei rund 20 Euro je MWh und ist nun innerhalb weniger Wochen um das mehr als Sechsfache gestiegen!

Diese außergewöhnliche und ökonomisch bedrohliche Entwicklung ist der Grund für dieses kurzfristige Update zum Beitrag vom 14.12.2021.

 

 

Wie Chart 2 zeigt, hat der europäische Gaspreis nun in der vergangenen Woche die wichtige Widerstandsmarke von 107,77 Euro übersprungen und damit zunächst aus charttechnischer Perspektive seine seit dem Allzeithoch von Anfang Oktober bei 162,13 Euro laufende Konsolidierung beendet. Gleichzeitig hat er auf Wochencandle-Basis das seit August 2021 gegebene langfristige Kaufsignal auf kleinerer Basis sowohl impulsdynamisch als auch mustertechnisch bestätigt!

 

 

Auf Tagescandle-Basis in Chart 3 zeigt sich nun zudem, dass der Gaspreis auf niedrigerer Basis (Tagescandle) zusätzlich eine klassische Umkehrformation (umgekehrte S-K-S-Formation mit einem Doppelboden als umgekehrter Kopf) ausgebildet hat, die auch auf Tagesbasis die Bodenbildung bestätigt. Gleichzeitig hat es den höchsten Tagesschlusskurs erreicht.

Sollte nun als letzte charttechnische Barriere auch noch das Allzeithoch bei 162,13 Euro übersprungen werden, dürfte sich die energiepolitische Lage in Europa weiter zuspitzen. Denn auf der anderen Seite des Atlantiks ist von diesen Turbulenzen deutlich weniger zu spüren, wie Chart 4 verdeutlicht.

 

 

Und was ist das Fazit?

 

Die Gasdurchleitung durch die knapp 4.200 km lange Jamal-Gaspipeline, welche russisches Erdgas von der sibirischen Jamal-Halbinsel über Belarus und Polen bis ins deutsche Mallnow transportiert, ist inzwischen auf 4 % seiner Kapazität gefallen. In einem Umfeld sinkender Temperaturen und sich schnell leerender Gasspeicher ist dies ein Vorzeichen noch weit größerer Risiken und Turbulenzen.

Denn die Alternativen zu Erdgas sind weniger stabil als für eine politische Konfrontation mit Russland nötig wäre. Zuletzt warnte der französische Kernkraftwerks-Betreiber EDF, dass man 2 Kernkraftwerke aus Sicherheitsgründen vom Netz nehmen müsse. Dies verringert die Einspeisung ins Stromnetz um rund 1 Terrawatt je Stunde.

Heute warte die Energiebörse EEX vor steigendem Stress.auf den Strommärkten.

Und nun hat auch RWE (DE0007037129) Presseberichten zufolge seine Handelspartner an der Strombörse EEX vor Kraftwerksausfällen wegen Gasmangels gewarnt haben. In der Zeit bis zum 1. April könne es bei mehreren Kraftwerken in Nordrhein-Westfalen zu Betriebsunterbrechungen kommen.

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Werbebanner ISIN-WatchlistDie Gas- und Strommärkte spiegeln damit nicht nur eine Gasknappheit und in dessen Folge steigende Gas- und Strompreise, sondern auch das konfrontative Potenzial der darüber liegenden ,,High Politics‘‘. Dort sind die Machtverhältnisse allerdings ungleich verteilt. Vor diesem Hintergrund signalisieren die explodierenden Gaspreise auch ein erhöhtes Risiko weitreichender Politikfehler. Denn nicht nur sind die Machtpotenziale ungleich verteilt, auch die Sensitivität innerhalb der Gesellschaft gegenüber explodierenden Energiepreisen ist sehr ungleich verteilt. Diese potenziellen ,,Kollateral-Schäden‘‘ über einen dramatischen Entzug von Kaufkraft in einem fragilen gesamtwirtschaftlichen Umfeld mit stark steigenden Inflationsraten sind Teil der politischen Verantwortung. Im Lichte dieser Entwicklungen sollte die Entwicklung des europäischen Gaspreises genau verfolgt werden.

 

20.12.2021 - Arndt Kümpel

Unterschrift - Arndt Kümpel

 

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  • - 20.12.2021 18:13:08 Uhr


 

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