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EPAM Systems: Im Chaos des Russland/Belarus-Ukraine-Konflikts nach 45%-Crash ausgestoppt verkauft

Notwendige Personal- und Mittelverlagerungen dürften 2022er Ergebnis verhageln

NTG24 - EPAM Systems: Im Chaos des Russland/Belarus-Ukraine-Konflikts nach 45%-Crash ausgestoppt verkauft

 

Am vorgestrigen Montag kollabierte die Aktie von EPAM SYSTEMS, einem weltführenden Cloud-Software-Entwickler und -Beratungsdienstleister bis zum Wall Street-Schluss um - 45 %, nachdem der Konzern infolge seiner hochgradigen Geschäftsaktivitäten aus Russland, der Ukraine und Belarus heraus seine ursprünglichen Ergebnisprognosen für das 1. Quartal 2022 wie auch gleich das Gesamtjahr 2022 zurückziehen musste. Die Aktie wurde daraufhin entgegen einem bei 359 USD gesetzten Stop Loss-Kurs vorgestern zum Tageseröffnungskurs von 351 USD aus unseren Strategie-/ Themendepots AKTIEN SPEKULATIV und ZUKUNFTSTECHNOLOGIEN eliminiert.

Die Aktie von EPAM SYSTEMS (US29414B1044), einem international führenden und seit seiner Gründung in 1993 hoch dynamisch expandierenden und speziell für weltführende Großkonzerne tätigen Cloud-Infrastruktur-Beratungs- und Implementierungs-Dienstleister (über 275 der größten Forbes Global 2000-Konzerne als Kunden; Kundenstamm in über 35 Ländern der Welt; Cloud-Infrastrukturplattformen u.a. durch Rückgriff auf vielfältige Markenpartner wie Microsoft (Azure), Amazon (AWS), Google, IBM, Oracle, SAP, Adobe und Salesforce; siehe hier) schockte die Märkte und aber ganz offensichtlich auch die breite Analystenriege mit einem Aktiencrash um - 45 %.

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Werbebanner EMH PM TradeWar der bereits seit Anfang November 2021 vorangegangene - 48%ige Kurssturz des seit Jahren fulminant und ungebrochenen boomenden Konzerns (Nettogewinn seit 2014 fast versechsfacht; auch Steigerung in 2021 um + 47 % weit über allen Analystenprognosen) vor allem der allgemeinen Technologieaktien-Korrektur und einer massiven Gewinnmitnahmeneigung gerade in diesem herausstechenden Nasdaq-Highflyer zuzuschreiben gewesen, so erfolgte der gestrige weitere 45%ige Aktiencrash im Tief auf nur noch 195 USD vor einem ganz anderen Hintergrund:

Nämlich der offenbar auch selbst den meisten Analysten völlig unbekannten Fakt, dass der Konzern entgegen seines nur rd. 4,5 %igen Konzernumsatzanteils in Osteuropa (vornehmlich Russland) seine weltweit wichtigsten Software- und Cloudinfrastruktur-Entwicklungseinheiten (von EPAM selbst als sog. „Lieferzentralen“ bezeichnet) bislang aufgrund einer idealen Kombination von IT-technischem Programmierungs-Know How gepaart mit unterdurchschnittlichen Personalkosten ausgerechnet in Russland, der Ukraine und Belarus unterhielt und aufgrund massivster kriegsbedingter Störungen der dort konzentrierten Technologieentwicklungsprozesse nun sofort die Revisionsbedürftigkeit seiner ursprünglichen Umsatzprojektion für das 1. Quartal 2022 (1,17 – 1,18 Mrd. USD, vorheriger Analystenkonsens: nur 1,11 Mrd. USD) sowie das Gesamtjahr 2022 (mindestens 5,15 Mrd. USD, vorheriger Konsens: 4,87 Mrd. USD) ankündigen musste.

 

Konzerndominierende Softwareinfrastruktur-Entwicklungen in der Ukraine, Russland und Belarus

 

Denn wie EPAM in seinem vorgestrigen detaillierten und unumgänglichen Umsatzwarnungs-Statement an die US-Wertpapieraufsichtsbehörde SEC ausführte (Gewinnprognosen für 2022 hatte der Konzern bislang noch in keiner Weise abgegeben), waren zum Jahresende 2021 unter ihren 52.617 Softwareentwicklungs- und Programmierspezialisten nicht weniger als 12.389 in der Ukraine, 9.416 in Belarus sowie 8.933 in den Lieferzentralen Russlands angestellt, womit zum Ende 2021 also allein 58 % dieser konzernweiten IT-Experten-Belegschaft ausgerechnet in diesen 3 aktuell exponiertesten Kriegsländern ausübten und EPAM daher die dringende Notwendigkeit sieht, diese nun zu deren Abwendung von persönlichen Gesundheits- wie auch den bestehenden allgemeinen Kriegs- und künftigen russischen Sanktionsrisiken für den Konzern nun schnellstmöglich an andere Unternehmensstandorte (vor allem in Polen, Ungarn, der USA, Mexiko und Indien) zu evakuieren bzw. dorthin umzusiedeln.

Dieses völlig nachvollziehbare Handeln des Konzerns im Interesse seiner Mitarbeiter und des Konzerns selbst wird nach den unzweifelhaft auch schon in den letzten Tagen eingetretenen massiven Softwareentwicklungs-Störungen bei EPAM nun jedoch zweifellos weitere Umsatz- und Gewinnausfälle zumindest im Zeitraum der nun notwendig werdenden Personalverlagerungen oder Ersatzeinstellungen in anderen Ländern nach sich ziehen, auch wenn diese von EPAM in ihrem gestrigen Umsatzwarnungs-Statement bislang noch in keiner Weise quantifiziert wurden.

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Darüber hinaus unterhielt der Konzern per Ende 2021 natürlich auch mit rd. 233 Mio. USD ca. 16 % seines gesamten Cash- und Cashäquivalent-Bestandes in Russland, der Ukraine und Belarus, während insgesamt nicht weniger als 72 % des gesamten langfristigen Konzernanlagevermögens, nämlich im Wert von rd. 170 Mio. USD ebenfalls auf diese 3 Länder entfiel und auch hier nun aus unserer Sicht ebenfalls jederzeit zumindest der Versuchs eines Einfrierens (Liquidität) bzw. einer Beschlagnahmung (Vermögen) auf Dekret der russischen Regierung zu befürchten wäre (in Russland alleine z.B. aber nur rd. 17 Mio. USD des langfristigen Anlagevermögens angesiedelt, zum Cashbestand dort bisher keine offiziellen Angaben erfolgt). Auch diese Verlagerungen an o.g. Geschäftsstandorte wird EPAM aktuell mit Sicherheit ebenfalls mit Hochdruck betreiben.

In diesem Ausmaß völlig nachvollziehbar, auch wenn die exakten Ergebnisfolgewirkungen aus diesen nun zwingend notwendigen Personal- und Mittelausstattungs-Verlagerungen bislang sicher tatsächlich noch kaum quantifizierbar sind, „schlachteten“ diverse Analysehäuser ihre Kursziele für die Aktie nach der vorgestern erfolgten Meldung auch gleich regelrecht ab, so z.B. bisher die Bank of America von 782 auf 231 USD, Citigroup von 680 auf 325 USD, Stifel von 630 auf 385 USD sowie Piper Sandler von 776 auf 410 USD (= Durchschnitts-Kursziel dieser 4 Häuser damit 338 USD, gestriger Aktienschlusskurs dagegen nur 211 USD).

Nach der gestrigen Stop Loss-Ausbuchung zu 351 USD aus dem Strategiedepot Aktien Spekulativ wie auch Themendepot Zukunftstechnologien werden wir in die Aktie allerdings noch nicht wieder direkt neu einsteigen.

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Werbebanner ISIN-WatchlistÄußerst spekulativ eingestellte Investoren, die an eine ungebrochen erfolgreiche Geschäftsfortsetzung von EPAM Systems ab 2023/2024 nach erfolgreichem Abschluss aller Geschäfts- und Personalverlagerungs-Maßnahmen glauben oder sich ggfs. auch rein moralisch solidarisch mit einem aktuell so kriegsgebeutelten (dabei aber bis Ende 2021 operativ dauerhaft grundsoliden) wie derzeit wohl kaum ein zweiter westlicher Konzern erklären wollen, können sehr vorsichtige und betont langfristig angelegte Engagements in die Aktie nach ihrem nun eingetretenen Absturz um – 71 % vom Top weg jedoch fallweise momentan natürlich ebenfalls in Erwägung ziehen.

 

Chart: EPAM SYSTEMS (in US-Dollar)

 

EPAM auf TradingView

 

02.03.2022 - Matthias Reiner

Unterschrift - Matthias Reiner

 

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