Lagarde sieht das Schlimmste hinter sich
EZB erfüllt beim Zins die Erwartungen - TLTRO Änderungen drohen Liquidität zu beeinträchtigen
Die EZB erfüllte am Donnerstag die Zinserwartungen. Man hob alle Zinssätze um 75 Basispunkte an, womit der Einlagensatz nun bei ordentlichen 1,50 % p. a. und der Leitzins bei 2,00 % p. a. liegt. Das entsprach exakt den Erwartungen des Kapitalmarktes. Frau Lagarde machte auch deutlich, dass die Notenbank noch nicht fertig ist, signalisierte allerdings etwas Entspannung.
Mit grosser Aufmerksamkeit wurde der Kommentar von Frau Lagarde aufgenommen, dass der grösste Teil der Zinserhöhungen bereits umgesetzt worden ist. In ihrer Kommunikation strich die Notenbank ihre bisherige Formulierung, dass man weitere Zinserhöhungen auf den kommenden Sitzungen erwartet. Das würde darauf hindeuten, dass die EZB intern mit einem finalen Zinssatz zu liebäugeln beginnt, der eine „3“ vor dem Komma hat.
Zwei Zinserhöhungen um 50 Basispunkte sind das Mindeste, was der Markt noch zu erwarten hat. Damit das reicht, müsste allerdings die Inflationsrate massiv zurückkommen, denn üblicherweise liegt der Zinssatz über der Inflation, sodass sich ein positiver Realzins ergibt.
EZB sieht das Schlimmste hinter sich
Aktuell liegt die Inflationsrate im Euro-Raum bei 9,9 %. Ein völlig inakzeptables Niveau, das aber im Wesentlichen von Energie- und Lebensmittelpreisen getrieben wird. Drehen die Energiepreise, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die Inflationsrate ihren Zenit erreicht und überschreitet. Sowohl die Ölpreise als auch die Preise für Erdgas haben sich in den vergangenen Wochen spürbar reduziert. Allerdings aus unterschiedlichen Gründen.
Die Preise für Öl sinken, weil der Terminmarkt eine geringere Nachfrage in 2023 einpreist. Beim europäischen Erdgaspreis kam der Preis deutlich zurück, da die Läger voll sind. Die Panikkäufe der Regierungen sind stark zurückgegangen, nachdem man sehr hohe Lagerbestände erreicht hat. Weiterer Platz für Einspeicherungen besteht nicht, weswegen der Preis aktuell vor allem vom laufenden Verbrauch bestimmt wird. Ein Rückgang, der jedoch schnell wieder drehen kann, sobald der milde Herbst endet und der laufende Verbrauch steigt.
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28.10.2022 - Mikey Fritz
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