Plug Power und Nel ASA werden manchen Erwartungen nicht gerecht, Tesla baut neues Werk in Shanghai und Nordex schockiert seine Anleger
Die Angst scheint stärker zu sein als die Hoffnung
Eigentlich rechneten viele damit, dass der Krieg in der Ukraine erneuerbaren Energien noch einmal einen gigantischen Schub verleihen würden. Vor allem beim Wasserstoff waren und sind die Erwartungen riesig. Potenziell könnte mit dieser Technologie irgendwann in Zukunft fossiles Erdgas vollständig ersetzt werden.
Genau daran erinnern auch einige Analysten immer wieder die Anleger und verteilen entsprechend Kaufempfehlungen. Mehr als genug davon gibt es etwa für die Aktie von Plug Power (US72919P2020). Schon jetzt muss das Unternehmen sich mit seinen Zahlen nicht verstecken und nicht wenige Beobachter gehen davon aus, dass hier einer der künftigen Marktführer in einem Markt entsteht, welcher bis 2030 jährliche Umsätze im dreistelligen Milliardenbereich erzielen könnte.
Entsprechend rosig fallen zuweilen die Kursziele aus und langfristig erscheint alles andere als ein Aufwärtstrend schon fast unmöglich zu sein. In der Praxis ist davon aber herzlich wenig zu sehen. Erst kurz vor dem Wochenende musste Plug Power die nächste Schlappe in Form eines Kursverlustes von 6,2 Prozent hinnehmen. Der schickte das Papier unter die 20-Euro-Linie und mit 18,88 Euro könnte die Charttechnik nun noch für mehr Druck von oben sorgen.
Überall das gleiche Bild
Mit ganz ähnlichen Problemen hat derzeit Nel ASA (NO0010081235) zu kämpfen. Auch hier mussten am Freitag hohe Verluste verzeichnet werden. Um 5,45 Prozent stürzten die Kurse nach unten und unterschritten dadurch die Marke von 1,30 Euro. Die ist charttechnisch und psychologisch zwar nicht ganz so interessant wie die letzten verlorenen Unterstützungen beim Kollegen Plug Power.
Es geht aber nach wie vor mit großen Schritten in Richtung 1,20 Euro und eben dort könnte der letzte nennenswerte Support warten, bevor Nel an der Börse neue Tiefststände ins Visier nimmt. Dass das Unternehmen bis heute in der Verlustzone operiert, macht es den Käufern nicht unbedingt einfacher, gegen die geballte schlechte Stimmung an den Märkten anzukommen.
Big in Shanghai
Der Lockdown in Shanghai ging auch an Tesla (US88160R1014) nicht spurlos vorbei. In dem gigantischen Werk des US-Konzerns standen aufgrund der rigorosen Zero-Covid-Politik in Peking die Bänder zeitweise still. Mittlerweile läuft die Produktion allerdings wieder und es scheint kein böses Blut zwischen Unternehmen und Regierung zu geben. Im Gegenteil, Tesla bedankte sich mit einem Brief sogar artig dafür, seine Werke nach dem Lockdown wieder in Betrieb nehmen zu dürfen und schiebt im selben Atemzug gleich eine weitere wichtige Neuigkeit hinterher.
Wie „Auto Motor und Sport“ berichtet, will Tesla in Shanghai nicht nur die Kapazitäten der bereits in Betrieb befindlichen Fabrik erweitern. Es soll nun sogar noch ein weiteres Werk entstehen, welches jedes Jahr rund 450.000 Elektroautos ausspucken soll. Insgesamt könnten dadurch in der Region in Zukunft jährlich mehr als eine Million Teslas vom Band rollen. Einen Termin für den Beginn des Baus gibt es allerdings noch nicht. Der unbedingte Willen zur Expansion könnte aber durchaus bei den Anlegern Eindruck hinterlassen.
Komm ich heut nicht, komm ich morgen!
Für Eindruck sorgten in jedem Fall die jüngsten Meldungen rund um Nordex (DE000A0D6554), allerdings nicht in positiver Hinsicht. Der Windanlagenbauer verschob kurzerhand die Veröffentlichung seiner eigentlich für kommende Woche erwarteten Quartalergebnisse auf Mitte Juni. Das führt zu großen Sorgen bei den Aktionären und verlieh dem Abwärtstrend an der Börse am Freitag weiteren Rückenwind. Letztlich ging es um 4,2 Prozent auf 12,38 Euro in die Tiefe.
Begründet wird der überraschende Schritt mit einem Hackerangriff aus dem März, welcher zeitweise für Verzögerungen bei internen Abläufen geführt haben soll. Das ist zwar grundsätzlich nachvollziehbar. Allerdings ist es etwas auffällig, dass die Verschiebung der Zahlen erst kurz vor knapp angekündigt wurde. Das mag bei manch einem das ungute Gefühl auslösen, dass hier irgendetwas im Busch sein könnte. Auch wenn sich solche Befürchtungen letztlich als unbegründet herausstellen sollten, so ist aktuell der steigende Verkaufsdruck doch sehr real.
Chance oder Absturz?
Grundsätzlich sind die Börsianer derzeit recht zwiegespalten bei den meisten Aktien aus dem Bereich der regenerativen Energien, zu denen mit etwas Fantasie auch Tesla gezählt werden kann. Auf der einen Seite steht die Hoffnung, dass die Märkte im Laufe der kommenden Jahre regelrecht explodieren werden und bisher ungeahnte Kurserfolge verursachen werden. Dem gegenüber stehen die großen Unsicherheiten im Moment, welche die Nachfrage nach spekulativen Aktien in Richtung Nullpunkt stürzen lassen. Es sieht ganz danach aus, als würde Letzteres bei den Aktionären derzeit mehr Gewicht erhalten als die guten Hoffnungen für die Zukunft. Solange das so bleibt, wird es wohl beim Abwärtstrend bleiben, welchen derzeit viele Titel aus der Branche erfahren.
08.05.2022 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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08.05.2022 20:27:26 Uhr
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