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Evergrande will zahlen und die PBoC unterstützt die Banken

Evergrande kündigt die Zahlung eines fälligen Coupons an - Erleichterung in Europa und den USA

NTG24 - Evergrande will zahlen und die PBoC unterstützt die Banken

 

Evergrande explodiert im amerikanischen Handel. Die Aktien steigen in New York zwischenzeitlich mehr als 45 %. 

Peking enttäuscht nicht. Die Sorge in Europa und den USA stieg in den vergangenen Wochen, dass die chinesische Regierung ein Exempel statuiert und die größte Immobiliengesellschaft ungeordnet in den Konkurs gehen lässt. Evergrande (US16891Y1038) hantiert immerhin mit Verbindlichkeiten in einem Umfang von umgerechnet 300 Mrd. US-Dollar und ist damit ein Schwergewicht in den Bilanzen aller wichtiger asiatischen Banken und in den Büchern der regionalen und internationalen Kapitalsammelstellen. 

Die Nachricht, dass die People’s Bank of China (PBoC) heute 90 Mrd. Yuan (ca. 11,9 Mrd. Euro) in den chinesischen Finanzsektor gepumpt hat, sorgte für Erleichterung. Das Risiko bleibt bestehen, dass man Evergrande in den Konkurs gehen lässt, aber man beginnt zumindest damit, möglichen Liquiditätsengpässen im heimischen Bankensektor vorzubeugen, damit die Kollateralschäden des Konkurses so klein wie möglich gehalten werden. 

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Werbebanner ClaudemusDie heutige Meldung, dass Evergrande die fällige Zinszahlung für eine heimische Anleihe beglichen hat, muss man jedoch mit Vorsicht genießen. Frankfurt und die Wall Street reagierten mit Erleichterung auf die Schlagzeile, aber die Details waren alles andere als beruhigend. Erstens handelt es sich hier um eine Zinszahlung für heimische Anleihen. Für ausländische Beobachter ist es ausgesprochen schwierig zu überprüfen, ob wirklich Geld geflossen ist oder ob es einfach eine Vereinbarung zwischen Evergrande und den Gläubigern gab. Dafür spricht, dass die Zinszahlung OTC („Over the Counter“) vorgenommen wurde. Das Geld floss also nicht über eine unabhängige Clearingstelle, sondern die Parteien haben sich direkt geeinigt. 

 

Evergrande: Keine Entwarnung

 

Im Detail geht es um einen 5,8 % Yuan Bond, der in Shenzhen gehandelt wird. Die Anleihen werden 2025 fällig und Evergrande muss 232 Millionen Yuan (rund 30,5 Mio. Euro) mit Valuta am Donnerstag begleichen. Was bedeutet OTC in diesem Fall? Eine OTC-Zahlung signalisiert, dass Evergrande mit den Gläubigern verhandelt hat. Möglich ist beispielsweise, dass Evergrande angeboten hat, dass die Gläubiger 50 % der Zinszahlung oder gar nichts bekommen. Denkbar ist sogar, dass den Gläubigern Immobilien statt Geld angeboten wurden. OTC bedeutet, dass Verhandlungsfreiheit besteht. Die gute Nachricht, dass Evergrande zahlungswillig zu sein scheint, wird dadurch deutlich abgedämpft, denn wir wissen am Ende nicht, was genau ausgehandelt wurde. 

Von Bedeutung wäre gewesen, wenn Evergrande auch eine Zinszahlung für den ebenfalls fälligen Coupon eines ausstehenden US-Dollar Bonds angekündigt hätte. Hier steht mit Valuta Donnerstag eine Zinszahlung in Höhe von 83,5 Mio. US-Dollar an, die offiziell über eine Clearingstelle laufen würde und somit nachvollziehbar wäre. Schon nächste Woche steht dann die nächste US-Dollar Zinszahlung an. Dieses Mal in Höhe von 47,5 Mio. US-Dollar. Zu beiden Terminen wollte sich Evergrande nicht äußern. 

 

China Evergrande Group

 

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Werbebanner ISIN-WatchlistIm Kern besteht der Verdacht, dass Evergrande am Ende nur noch ein Schneeballsystem ist. Die Verluste im operativen Geschäft sind scheinbar so groß geworden, dass die Geschäftsführung sie nicht mehr mit den üblichen Refinanzierungsmechanismen sanieren kann. Zuletzt ist man dazu übergegangen, jedem im Umfeld des Unternehmens zu Investitionen in das Geschäft zu überreden. Mitarbeiter sollen massiv unter Druck gesetzt worden sein, privates Geld bei Evergrande anzulegen. Gelockt wurde mit zweistelligen Renditen und der Aussage, dass Evergrande als größte chinesische Immobiliengesellschaft sicher sei. Auch Kunden wurden animiert und bedrängt, im Zuge eines Immobilienkaufs gleichzeitig auch direkt bei Evergrande zu investieren. 

Kurzfristig hat die heutige Meldung erst einmal zu einem Short-Squeeze bei der New Yorker Notierung von Evergrande geführt. Aufgrund des Basiseffekts ergaben sich Kurssprünge während der Sitzung von mehr als 45 %. Es bleibt jedoch zu bezweifeln, dass die Aktionäre von Evergrande am Ende ungeschoren davonkommen, denn der Anleihemarkt preist selbst nur noch einen Restwert von 30 % ein, was der Prognose eines Totalausfalls für die Aktionäre gleichkommt.

 

22.09.2021 - Mikey Fritz

Unterschrift - Mikey Fritz

 

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  • - 23.09.2021 07:49:58 Uhr


 

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