Nel ASA findet keinen Halt, BioNTech wartet auf die EMA, keine Überraschungen bei Plug Power und neue alte Sorgen bei Alibaba
Die Börsianer bleiben weiter vorsichtig
Es ist an den Börsen nicht mehr unbedingt nackte Panik zu vernehmen und allmählich scheinen die Anleger sich an die neue Realität in Europa gewöhnt zu haben. Mit Gegenbewegungen halten sie sich allerdings eher vornehm zurück. Kommt es doch mal zu Kursgewinnen, sorgt die nervöse Grundstimmung oftmals für schnelle Korrekturen.
Das war auch bei Nel ASA (NO0010081235) zu beobachten, wo die Bullen noch vor Kurzem an einem Ausbruch über die Marke von 1,80 Euro bastelten. Nachdem das wieder einmal nicht funktionierte, schmiss manch einer entnervt hin und in der Folge ging es bis auf 1,62 Euro per Handelsschluss am Donnerstag in die Tiefe. Im gestrigen Handel mussten Verluste von 4,74 Prozent verkraftet werden.
Belastet werden dürfte das Papier nicht zuletzt dadurch, dass derzeit aus der Politik nur wenige Bestrebungen in Richtung Wasserstoffförderung zu sehen sind. Stattdessen konzentriert man sich in Europa wohl darauf, Gaslieferungen aus Russland mit Flüssiggas aus den USA zu kompensieren. Bereits heute will Deutschland Medienberichten zufolge einen Liefervertrag mit einem Volumen von 15 Milliarden Kubikmetern vorstellen. Hoffnungen darauf, dass Wasserstoff endlich seinen großen Durchbruch feiern wird, werden damit wieder dünner.
Zu früh gefreut?
Das trifft auch Plug Power (US72919P2020), wo auf ansehnliche Kursgewinne am Mittwoch gestern wieder Abschläge in Höhe von 2,11 Prozent festzustellen waren. Zusätzlichen Druck von oben gab es aus Richtung der Ölpreise, die sich wieder etwas in die Tiefe bewegten. Das ist für die Aktie von Plug Power deshalb eine schlechte Neuigkeit, da höhere Ölpreise Wasserstoff als alternativen Treibstoff sehr viel attraktiver machen.
Letztlich ist all das aber Zukunftsmusik, selbst unter Berücksichtigung der Tatsache, dass Europa möglichst schnell seine Abhängigkeit von russischem Gas loswerden möchte. Trotz der etwas schwachen Performance gestern befindet die Plug Power-Aktie sich mit 25,30 Euro allerdings noch auf einem hohen Niveau und knapp 30 Prozent höher als vor vier Wochen. Damit darf der Aufwärtstrend für den Moment auch noch als aktiv angesehen werden.
Es wird höchste Zeit
Derweil richten sich wieder immer mehr Augen auf BioNTech (US09075V1026), nachdem die Corona-Infektionszahlen in Deutschland fröhlich in immer neue Höhen aufsteigen. Rund 320.000 Neuinfektionen meldete das RKI gestern, was (wieder mal) einem neuen Rekord entspricht. Dabei ist Omikron mittlerweile klar die dominierende Variante. Das ist problematisch, da aktuelle Impfstoffe zwar vor schweren Verläufen, nicht aber vor einer Ansteckung zuverlässig schützen.
Da wäre es eigentlich höchste Zeit für einen an Omikron angepassten Impfstoff und eigentlich könnte BioNTech diesen schon sehr bald in Massen produzieren. Das Zulassungsprozedere verzögert sich allerdings noch etwas und momentan rechnet das Unternehmen selbst nicht vor Mai mit einer Entscheidung der EMA. Das dämpft auch die Erwartungen der Analysten etwas, doch nach einer Erholung in den letzten Tagen geben die Käufer immerhin die 150-Euro-Marke nicht mehr her. Der Donnerstag beförderte BioNTech mit Zugewinnen von 2,67 Prozent auf 154,25 Euro.
Noch nicht über den Berg
Bei Alibaba (US01609W1027) wurden gestern alte Wunden wieder aufgerissen. Eigentlich hatten die Anleger das Thema Delisting an ausländischen Handelsplätzen schon zu den Aktien gelegt, nachdem die chinesische Regierung signalisierte, dass sie an so etwas nicht interessiert sei. Nun sorgen allerdings die USA dafür, dass die Aktionäre wieder mit vielen Fragezeichen konfrontiert werden.
So steilte die Wirtschaftsprüfaufsicht mit, dass es bisher noch kein Abkommen zwischen den beiden Ländern gebe und es unklar sei, ob bei Titeln wie Alibaba der uneingeschränkte Zugang zu Unterlagen gewährt wird. Sollte das nicht der Fall sein und Peking sich mit irgendwelchen Ausflüchten herausreden wollen, so wäre ein Delisting an US-Börsen immer noch nicht vom Tisch, was Aussagen der zuständigen Behörden recht eindeutig implizieren. Bei der Alibaba-Aktie beendete das die zarte Aufwärtsbewegung und am Donnerstag ging es um fünf Prozent auf 104,20 Euro in die Tiefe.
Es wird nicht langweilig
Unter dem Strich bleibt es dabei, dass die Märkte dieser Tage kaum verlässlich einzuschätzen sind. Gefühlt ändert die Stimmung der Börsianer sich derzeit schneller als der Musikgeschmack von pubertierenden Teenagern, was zu einem fröhlichen Auf und Ab führt und jeden Tag zu einer hochspannenden Angelegenheit werden lässt. Die meisten würden auf einen solchen Nervenkitzel wohl gerne verzichten. Die hohe Volatilität wird uns aber wohl noch eine ganze Weile erhalten bleiben, da hilft alles Meckern und schimpfen nichts.
25.03.2022 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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