Wochenbericht Globale Aktienmärkte 15. – 19.02.: BioNTech, Nel ASA, PlugPower, Varta, BYD, TUI und weitere
Aktien defizitärer / überbewerteter „Hype-Unternehmen“ im Strudel fundamentaler Kurs-Bereinigungen
Hinsichtlich relevantester einzelner Aktienentwicklungen in den derzeit am stärksten beachteten Industrie- oder auch Zukunftsbranchen war in der letzten Woche entgegen der lethargischen Entwicklung auf globaler Indexebene sehr auffällig, dass es bei den vielen dieser einzelnen Aktientitel in der letzten Woche zu sehr kräftigen Kursausschlägen und dabei stark überwiegend zur negativen Seite kam, was ebenfalls als ein mögliches Signal für eine nun bevorstehende allgemeine Aktienmarktkorrektur gewertet werden kann.
Dies veranlasst uns nochmals zu der bereits zuletzt abgegebenen Empfehlung, Aktien vor einer Anlageentscheidung nun mehr denn je äußerst sorgfältig nach der aktuellen und erwarten Profitabilität des entsprechenden Unternehmens und seiner derzeitigen Aktienbewertung zu beurteilen und Aktien, die solchen Ansprüchen an derartige fundamental nachvollziehbare Bewertungen aktuell zweifelsfrei nicht genügen (siehe z.B. das Sammelsurium offenkundig vor allem Eigeninteressen-gesteuerter Aktien-Kaufkampagnen der Plattform WallStreetBets) oder sich auch auf ähnlich gelagerte unprofitable „Hype“-Unternehmen beziehen, momentan zunehmend konsequent zu meiden.
So wiesen auch die am deutschen Markt zuletzt meistbeachteten Aktien performanceseitig in der letzten Woche mehr Licht als Schatten auf, indem z.B. VARTA - 15 %, K+S - 10 %, STEINHOFF - 8% und SAP - 3 % einbüßten, während dagegen TUI + 13 %, die DEUTSCHE BANK + 6 % und DAIMLER + 4 % gewannen.
VARTA, die auch seit Anfang dieser Woche bisher um weitere - 13 % eingebrochen sind, und zuletzt ebenfalls zu den populärsten Aktien mit bekanntermaßen kurstreibenden Short Squeeze-Effekten durch die Glattstellung von Hedgefonds-Leerverkäufen gehörten, gerieten nochmals verstärkt seit letztem Mittwoch um mittlerweile - 37 % seit ihrem Rekordhoch vom 28.01. unter die Räder, nachdem der Konzern anschließend an das offenbar schon Tage zuvor erfolgte, bereits kursdrückende Auslaufen der Hedgefonds-Short-Eindeckungen (oder auch sogar eines möglichen Neuaufbaus von Hedgefonds-Short-Positionen) am 18.02. vorläufige Eckdaten zum Jahresergebnis 2020 und Projektionen für das Jahr 2021 veröffentlichte, die zwiespältiger kaum ausfallen konnten.
So wiesen die Ergebnis-Eckdaten für 2020 zwar eine Umsatzsteigerung exkl. Akquisitionen um + 47 % und vor Sondereffekten eine operative EBITDA-Ausweitung vor Abschreibungen um + 145 % aus, womit dies Analystenschätzungen jeweils übertroffen wurden. Hingegen blieb die ergänzende 2021er Zielprojektion des Vorstands eines Umsatzwachstums von ca. + 8 % (auf 940 Mio. EUR) und einer EBITDA-Margensteigerung um bis zu 2,5 % auf max. 30,0 % doch insgesamt klar hinter den Erwartungen der meisten Analysten zurück.
Auch die überraschende Mitteilung von Varta, nun erstmals seit ihrem Börsengang in 2017 eine Dividende von insgesamt rd. 100 Mio. EUR oder 2,50 EUR je Aktie (= auf aktueller Kursbasis Rendite von 2,1 %) ausschütten zu wollen, stimmte viele Analysten enttäuscht, die im aktuell grundsätzlich intakten operativen Marktumfeld von Varta doch eher eine Verwendung für lukrativere interne Investitionsprojekte vorgezogen hätten.
Nachdem die weite Mehrzahl der Analysten die Präsentation des Unternehmens und dessen Ausblick auf 2021 also spürbar negativ kommentierten und hierauf vielfach unmittelbar mit Kurszielherabstufungen reagierten, liegt das offizielle Konsens-Kursziel für die Aktie derzeit nur noch bei rd. 111 EUR, verbunden mit einem tendenziellen Durchschnittsvotum von 7 Analysten mit „Reduzieren“, dem wir ebenfalls vollauf zustimmen.
Die Aktie von K+S verzeichnete hingegen in der letzten Woche einen im Tief sogar - 21 % erreichenden Kurssturz, nachdem dem Konzern von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) vorgehalten wurde, Abschreibungen in ihrer operativen Einheit "Europa+" über insgesamt 2 Mrd. EUR durch eine Absenkung ihrer Prognosen der langfristigen Kalipreisentwicklung und die Ansetzung eines höheren Kapitalkostensatzes insgesamt zu niedrig kalkuliert und außerdem auch noch zu spät bekanntgegeben zu haben.
Nach mittlerweile erfolgter Einreichung angeblich entlastender Unterlagen an die Deutsche Prüfstelle für Rechnungslegung (DPR) ist K+S zwar optimistisch, die Vorwürfe der Bafin bereits in Kürze als gegenstandslos abwehren zu können. Angesichts der gewaltigen Höhe der in ihrer Berechnung von der BAFIN monierten und möglicherweise nach oben zu revidierenden Abschreibungen (die aktuellen 2 Mrd. EUR stellen dabei z.B. mehr als die aktuelle gesamte Aktienmarktkapitalisierung von knapp 1,7 Mrd. EUR dar) ist der massive Kurseinbruch der Aktie jedoch völlig begründet und birgt trotz aktuellen Konsenskursziels der Analysten von 9,13 EUR (aktueller Kurs 8,78 EUR) in diesem nun schwebenden Prüfungsverfahren auch weiterhin beträchtlichen Raum für unerwartet negative Nachrichten zu dieser Angelegenheit in sich.
Wir raten von Käufen der K+S - Aktie daher auch weiterhin unverändert ab.
Die Aktie von TUI fing sich nach ihrem vorausgegangenen Nachrichtenschock eines erneuten dramatischen Umsatzeinbruchs wie auch einer erheblichen Verlustausweitung im 4. Quartal 2020 dagegen in der letzten Woche deutlich, nachdem der Konzern die vage Mutmaßung abgab, ab Ostern könnten in Deutschland (zumindest vereinzelt) Gaststätten und Hotels möglicherweise wieder geöffnet sein, und außerdem auch über ein nun wieder aufkommendes Kundeninteresse an Sommerurlaubs-Buchungen berichtete, wovon aktuell insbesondere das derzeit noch vergleichsweise wenig von der Corona-Pandemie heimgesuchte Griechenland sowie gut mit dem Auto zu erreichende südeuropäische Urlaubsreiseziele, wie Kroatien, Italien und Spanien momentan besonders profitieren würden.
Während wir die Erwartungen von TUI an Oster-Eröffnungen von Hotels und Gaststätten in Deutschland angesichts der dehnbaren Auflage „nachhaltiger“ Inzidenzwerte von unter 35 kaum bzw. allenfalls nur sehr vereinzelt für denkbar halten, ist die TUI-Prognose künftig verbesserter Sommerreise-Bedingungen in südeuropäischen Regionen oder auch in internationalen Fernzielen mit bisher nur relativ geringen Corona-Erscheinungen (wie derzeit z.B. vor allem der Karibik) aus unserer Sicht schon wesentlich realistischer.
Aufgrund der derzeit noch äußerst intransparenten weiteren globalen Festlegungen der landesspezifischen Reiseöffnungs-Bestimmungen sowie deren zwangsläufig starker zeitlicher Verzögerungseffekte bis zu einer tatsächlichen Ergebniswirksamkeit bei TUI (zeitaufwändige Reaktivierung derzeit noch stillgelegter Personal- und Beförderungskapazitäten) wie auch des aktuell gerade einmal nur bei 2,31 EUR (= - 51 %) liegenden Konsens-Aktienkursziels der Analysten raten wir von einem Engagement in der TUI-Aktie vorerst auch weiter strikt ab.
Im Bereich prominenter internationaler Auslandsaktien, gerade in größten „Hoffnungssektoren“ der Zukunft, die jedoch weiterhin vielfach entweder von operativen Verlusterzielungen der Unternehmen oder optisch sehr hohen Aktien-Gewinnbewertungen (KGV’s) begleitet werden, kam es dagegen, aus unserer Sicht zumeist völlig zu Recht, in der letzten Woche zu einer ungebrochen vehementen Korrekturfortsetzung, was insbesondere die Bereiche von Wasserstoff- und Elektrofahrzeug-Technologien (allen voran NEL ASA / - 11 % nach extrem schwachen Zahlen zum 4. Quartal; im Sog hiervon PLUG POWER -12 %; BALLARD POWER - 11 %; BYD - 6 %; TESLA - 4 %), Solarenergie-Prouzenten (z.B. JINKOSOLAR – 11 %) und erst Recht auch die Aktien der derzeit durchweg defizitär operierenden Unternehmen in der neuen „Cannabis-Spielwiese“ von WallStreetBets zum Gegenstand hatte.
Zu letzterem Aktiensegment der Cannabis-Züchter, das WallStreetBets als neues Betätigungsfeld auserkoren hat, nachdem ihre ehemaligen „Short Squeeze-Lieblinge“ GameStop und AMC Entertainment zuletzt ja unter massiver Volatilität wenigstens wieder halbwegs in die Richtung ihrer fundamentanalytisch angemessenen Zielkursregionen zurückgestutzt wurden (SEC-Wertpapier- plus Börsenaufsichts-Untersuchungen zu diesen Vorgängen laufen derzeit) zählen derzeit vor allem die nunmehr ebenfalls bereits wieder - 67 % unter dem Rekordstand vom 10.02. liegende TILRAY, die - 46 % vom gleichzeitigen Top entfernte APHRIA, die - 41 % unter dem Höchstkurs vom 10.02. notierende AURORA CANNABIS und die - 27 % von ihrem Top entfernte HALO COLLECTIVE (bisher primär zitierte, aus unserer Sicht für ein stichhaltiges Aktieninvestment jedoch natürlich bei weitem nicht ausreichende, fundamentale Hintergründe dieser Kursexzesse: Hoffnungen auf weitere globale Legalisierungen von medizinischen Cannabis-Nutzungen / Fusionsbekanntgabe von Tilray und Aphria am 16.12.2020).
Chart: IShares Global Clean Energy - Index / - ETF (in Euro)
Wir werden bis auf TESLA als künftigen potenziellen Depotaufnahmekandidaten (deren fundamentales Konsenskursziel der Analysten von 586 USD jedoch aktuell ebenfalls vollkommen zu Recht um stolze - 17 % unterhalb des aktuellen Kurses von 705 USD liegt) daher im Rahmen unserer Strategie-/ Themendepots auch weiterhin keine dieser o.g. Aktien für einen möglichen Kauf berücksichtigen.
Dafür zeigen wir Ihnen aber in Einklang mit unserer grundsätzlich völlig traditionell-fundamentalen ausgerichteten Vorgehensweise in der Abgabe unserer Aktienempfehlungen in den nächsten Tagen in einer bewussten diametralen Abgrenzung zu WallStreetBets einen sorgfältig recherchierten, exemplarischen Weg dafür auf, wie und über welche Aktie man selbst auch in dem hoch spekulativen, fundamental aber nicht von der Hand zu weisenden Investmentthema „Cannabis“ dennoch genauso auch in hoch solide und profitable Unternehmen mit Verfolgung eines völlig nachvollziehbaren Geschäftsmodells investieren kann. Seien Sie gespannt!
Und auch die Aktien der derzeit global führenden Impfstoff-Produzenten BIONTECH (- 2%), CUREVAC (- 11 %) und MODERNA (- 5 %) verzeichneten in der letzten Woche merkliche Kurseinbußen, nachdem die Fakten der aktuellen Liefermengen- und -zeitplanungen aller 3 Vakzin-Hersteller derzeit weitgehend transparent auf dem Tisch liegen.
Hierbei wies die Aktie von BIONTECH sowohl aufgrund der derzeit weltweit höchsten Anerkennung ihres gemeinsam mit PFIZER entwickelten Impfstoffs, der kurzfristigsten Bewältigung aller jüngsten logistischen Engpässe, der Lieferzusage über gleich 200 Mio. weitere Impfdosen an die EU sowie künftiger Produktionsunterstützung auch noch durch SANOFI und NOVARTIS aus unserer Sicht in der letzten Woche völlig zu Recht die vergleichsweise geringsten Kursverluste auf, so dass wir den Titel von BioNTech (aktuelles KGV 2022e nur 7,4 ) unter allen 3 führenden Impfstoffproduzenten auch weiterhin klar favorisieren.
24.02.2021 - Matthias Reiner - mr@ntg24.de
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