NTG24-Tagesbericht Gold vom 01.06.2023: Gold nach deutlichem Rückgang der US-Industrie-Einkaufsmanager-Preise im Mai erneut fester
Bruch des Korrekturtrends und Eintauchen in die Widerstandszone von 1970 – 1985 USD
Am heutigen Tag erholte sich Gold bis um 20:50 Uhr mit einem Kursgewinn um + 0,7 % auf 1976 USD nach einem vor allem ermutigenden weiteren Nachlassen des Preisdrucks im US-Industrie-Einkaufsmanager-Segment erneut und brach damit nicht nur seinen vom Rekordhoch von 2080 USD aus seit dem 03.05. eingeleiteten Korrekturtrend heute deutlich, sondern schwenkte nun auch erstmals wieder in seine wichtigste horizontale Widerstandszone von rd. 1970 – 1985 USD ein.
Gold (TVC:GOLD) befestigte sich heute bis um 20:50 Uhr weiter um + 0,7 % auf 1976 USD, was zweifellos sowohl der sehr erfreulichen weiteren Preisrückbildung im Bereich der US-amerikanischen Industrie-Einkaufsmanager-Wesens im Mai wie auch weiteren zunehmend entspannten Reden der regionalen FED-Präsidenten Harker (Philadelphia) und Bullard (St. Louis) zuzuschreiben war.
Gold zum einen von zunehmend entspannten FED-Zinsstatements beflügelt
Bereits schon gestern fand Harker ja mit seiner Aussage sehr positiven Marktanklang, auf der nächsten FED-Sitzung am 14.06. sei nun ein „Überspringen“ einer weiteren Leitzinserhöhung aufgrund steigender Indizien für einen generell zunehmend nachlassenden Preisdruck „zunehmend wahrscheinlich“ (womit wohl aber auch gleichzeitig signalisiert werden soll, dass eine fallweise Leitzinserhöhung am 26.07. um + 0,25 % mit Sicherheit die definitiv letzte wäre; siehe hierzu unseren gestrigen Gold-Bericht).
Dieser gestrigen Aussage sowie seinem weiteren Statement, die FED beabsichtige mit ihrer Zinspolitik künftig keinesfalls einen „Crash“ am eminent konjunkturstützenden US-Arbeitsmarkt zu riskieren, ließ Harker heute in einem weiteren Vortrag noch folgende weitere entspannende Zins-Statements folgen:
Zum einen vertrat er die Einschätzung, dass für die FED der Zeitpunkt eines kommenden Zinserhöhungsendes nun bereits „nahe“ gekommen sei und dass es mittlerweile vordringlich und aber auch völlig ausreichend sei, dass die zuletzt bereits eingeleiteten geld- und zinspolitischen Maßnahmen nun weiterhin „ihren bisherigen erfolgreichen Job in der Inflationsbekämpfung zunehmend wirksam fortsetzten sollten“.
Weiter führte Harker aus, es seien im gesamten US-Wirtschaftswesen mittlerweile in vielen Segmenten „zunehmend disinflationäre Tendenzen“ erkennbar, wenn auch zugegebenermaßen „bislang nicht mit der von der FED erhofften Geschwindigkeit“.
Die Gesamtinflationsrate der USA erwartet Harker bis Ende 2023 bei 3,5 %, Ende 2024 bei 2,5 % und Ende 2025 bei ihrem Zielwert von 2,0 %.
Darüber hinaus wurde Gold heute sicher auch von der Vortragsaussage des üblicherweise als betont „zinsrestriktiv“ einzustufenden Präsidenten der FED St. Louis, James Bullard, beflügelt, der trotz seines zweifellos korrekten Verweises auf die weiterhin vor allem bedenklich hartnäckig hohen Konsumausgaben-Preisstrukturen (= PCE-Deflatoren) dennoch ebenfalls anerkannte, das sich die Disinflations-Perspektiven in den USA derzeit grundsätzlich zunehmend verbesserten.
Außerdem, so Bullard weiter, sei vor allem die zunehmende Senkung der Inflationserwartungen durch die Verbraucher nach jeder wissenschaftlichen Erkenntnis ein sehr „ermutigendes Signal, dass sich künftig auch tatsächlich ein derartiger Inflationsrückgang einstellen würde“.
Gerade die Einschätzungen der weiteren US-Inflationsperspektiven werden durch eine immer größere Anzahl von FED-Gouverneur(inn)en sicher auch dank der zunehmend schwächeren Konjunkturdaten-Eingänge nun also offenkundig immer breitflächiger positiv.
Im FED Watch-Tool findet dies seinen Niederschlag nunmehr darin, dass zum einen nun schon mit einer 76 %-Wahrscheinlichkeit das Ausbleiben einer Zinserhöhung am 14.06. und aber auch mit einer 48 %-Wahrscheinlichkeit ebenfalls am 26.07. erwartet wird, sprich mehrheitlich also das beim aktuellen Korridor von 5,00 – 5,25 % erfolgte Zinserhöhungsende bereits schon jetzt gesehen wird.
Zum anderen geht, was uns mittlerweile ebenfalls als angemessen erscheint, das FED Watch-Tool nun ab dem 13.12. von der Einleitung der nächsten Zinssenkungsrunde durch die FED aus, während die FED selbst in ihrem letzten Sitzungsprotokoll hierfür frühestens den 31.01.2024 veranschlagt hatte.
Die (Leit-)Zinsnebel in den USA beginnen sich also nun ganz offenkundig immer schneller in eine aus unserer Sicht sehr positive Richtung zu lichten, was auch in den letzten Tagen die Rendite 10jähriger US-Treasuries mit einem Rückgang von 3,81 % auf nun wieder 3,61 % nachvollzog und daher völlig zu Recht auch die sofortige Wieder-Stabilisierung des Goldpreises auslöste.
Auch stark nachlassender Industrie-Einkaufsmanager-Preisdruck treibt Gold an
Der oben angeführte zweite wesentliche positive Impuls auf den Goldpreis bestand darüber hinaus heute darin, dass wie schon eingangs erwähnt, sich im Mai nun der Preisdruck im Industrie-Einkaufsmanager-Wesen in Gestalt des sog. ISM-Prices Paid-Subindexes schlagartig von 53,2 auf nur noch 44,2 zurückbildete, was damit auch mit diesem Schwellenwert < 50 in diesem Segment ebenfalls bereits die Einleitung einer Disinflation signalisiert.
Gegenüber dieser äußerst positiven Preisentwicklung trat dagegen die kaum spürbare Abschwächung des ISM-Industrie-Einkaufsmanager-Gesamtindexes von 47,1 auf 46,9 (genauso auch des entsprechenden S&P-Einkaufsmanager-Indexes), gleichfalls die im April gegenüber dem März weit stärker als erwartet gestiegenen Bauausgaben (+ 1,2 %), die fast den Konsensprognosen entsprechende Stellung von 232.000 Wochenerstanträgen auf Arbeitslosenhilfe sowie auch die fast auf dem April-Niveau befindliche Zahl von 278.000 Unternehmens-Neueinstellungen im Mai völlig in den Hintergrund.
Gold nun erstmals wieder risikofreudg kaufenswert, freiere Bahn aber erst ab über 1985 USD
Unter all diesen geschilderten positiven Begleitumständen war es daher aus unserer Sicht folgerichtig und auch in dieser Größenordnung angemessen, dass Gold nun heute mit Erreichung eines Tageshochs von 1983 USD ab der Überschreitung von 1965 USD erstmals nachhaltig aus seinem seit 03.05. vom Rekordhoch bei 2080 USD eingeleiteten Korrekturtrend nach oben ausbrach.
Zugleich ist Gold jedoch nun vollends in seine derzeit wesentlichste Widerstandszone von 1970 – 1985 USD eingetreten (1970 USD = ausgeprägte Horizontalunterstützungs-Umwandlung vom 19.04. – 02.05.; 1985 USD = Horizontal-Widerstand seit dem 18.05. + zugleich akueller, jedoch deutlich fallender Bollinger-Durchschnitt im Tageschart), so dass gerade im Fall eines ungünstigen Ausgangs der morgen entscheidendsten US-Arbeitsmarktberichts-Publikation für den Mai nun aus unserer Sicht auch immer noch ein erneuter empfindlicher Rückschlag auf die vermutlich in diesem Fall aber wohl haltende nächste Horizontal-Unterstützung bei 1950 USD drohen könnte.
Bei positivem Ausgang dieser Berichtsvorlage und dann klarem Sprung von Gold über 1985 USD hinaus wäre aus unserer Sicht dann jedoch mit hoher Wahrscheinlichkeit wohl der grundsätzliche Startschuss für einen neuen Rallye-Beginn in Gold gefallen, bei dem dann vermutlich selbst auch das jüngste Rekordhoch von 2080 USD wieder erneut in Angriff genommen würde.
Sehr risikofreudige Anleger können im Vertrauen auf einen morgen positiv ausfallenden Bericht des US-Arbeitsministeriums daher aus unserer Sicht nun durchaus wieder erste Goldkäufe in Erwägung zu ziehen, konservativeren Anlegern rate wir hierzu jedoch erst ab zweifelsfreier Überwindung von 1985 USD.
Chart: Gold längerfristig
Gold auf TradingView
01.06.2023 - Matthias Reiner
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