Der Kaffeepreis nimmt die nächste Chart-Hürde im Aufwärtstrend
Neues Aufwärts-Momentum für den Kaffeepreis
Der Kaffeepreis ist in der vergangenen Woche auf den höchsten Stand seit Oktober 2014 gestiegen. Der Preisanstieg reflektiert dabei zunehmende Sorgen, dass sich die komplexe Störung der Kaffee-Versorgungsketten auch in der nächsten Erntesaison 2022/2023 fortsetzt. Einhergehen könnte diese anhaltende Störung dabei mit einer abnehmenden Beherrschbarkeit der komplexen Turbulenz.
In unserem letzten Beitrag ,,Nicht nur Ernteprognosen treiben den Kaffeepreis‘‘ am 22.10.2021 hatten wir unter anderem darauf hingewiesen, dass Kaffee von mehreren Antriebsfaktoren nach oben getrieben wird.
Dabei spielt der weltgrößte Kaffeeproduzent Brasilien, der rund 40 % des weltweit produzierten Kaffees. Aus diesem Grund war es für die weltweiten Kaffeemärkte ein Signal, als das Land im Juli 2021 meldete, dass 10 % der Kaffeepflanzen erfroren seien, nachdem über den Kaffeeplantagen der stärkste Frost seit 1994 gelegen hatte.
Zu diesem klimatischen Schock kommen anhaltende Schwierigkeiten in den globalen Lieferketten, welche zu stark steigenden Logistikkosten führen. So berichten etwa australische Kaffeehändler, dass die Container-Preise von 3.000 US-Dollar inzwischen auf 12.000 US-Dollar explodiert sind.
Hinzu kommen für die Kaffeebauern die steigenden Düngemittelpreise. Und als wäre dies nicht schon genug dunkle Wolken über der Versorgungsstabilität, so beginnen Marktteilnehmer inzwischen auch besorgt auf die Produktionsbedingungen für die kommende Anbausaison zu schauen. Erste Schätzungen rechnen damit, dass die Produktion in der Erntesaison 2022/2023 rund 20 % unter dem Wert der aktuellen Erntesaison 2021/2022 liegen könnte.
Der Kaffeepreis hat im Zuge dessen in der vergangenen Woche seine seit Ende Juli 2021 andauernde Konsolidierungsbewegung beendet und ist mit sehr hohem Umsätzen nach oben ausgebrochen, wie Chart 1 zeigt.
Damit liegt der Kaffeepreis nun auf dem höchsten Stand seit Oktober 2014 und könnte, wie Chart 2 zeigt, bei einem Überschreiten der Marke von 225,50 US-Cent je Pfund Kaffee neues starkes Aufwärts-Momentum entwickeln.
Zusätzlichen Stress für den Kaffeepreis könnte auch eine verstärkte Pleite von Kaffeebauern mit sich bringen, und die ökonomischen Anreize dafür steigen. Die Nichtlieferung zuvor vereinbarter Kaffeemengen hat bereits zu juristischen Konsequenzen für einige Kaffeebauern geführt.
In der Folge sinken die Vorwärts-Verkäufe von Kaffee nun nicht nur durch die Lieferprobleme, sondern auch durch die zunehmenden Pleiten der Kaffeebauern und drücken dien Kaffeefuture-Preis nach oben.
Das Zwischenhoch des Kaffeepreises vom Oktober 2014 bei 225,50 US-Cent stellt in langfristiger Perspektive die letzte statische Bremse für eine schnelle Beschleunigung der Aufwärtsbewegung dar.
Insbesondere deshalb ist ein signifikanter Ausbruch darüber hinaus nicht nur ein Anzeichen einer zunehmenden Lieferknappheit, sondern könnte auch ein Signal für einen zunehmenden Kontrollverlust am Kaffeemarkt sein.
Und was ist das Fazit?
Der Kaffeepreis hat in der vergangenen Woche seine seit Ende Juli 2021 laufende Konsolidierungsbewegung beendet und ist nach oben ausgebrochen. Dabei lieferte er nicht nur eine neue Bestätigung für den seit November 2019 laufenden neuen Aufwärtstrend insgesamt, sondern auch ein Indiz für eine Trendbeschleunigung desselben.
Der Widerstand vom Oktober 2014 bei 225,50 US-Cent je Pfund Kaffee stellt charttechnisch die letzte signifikante statische Bremse dar, die einen dynamischen Anstieg des Kaffeepreises bis auf das Hoch vom Mai 2011 bei 308,90 US-Cent verhindert. Im Falle eines Überschreitens ist deshalb davon auszugehen, dass der Kaffeepreis nicht nur einfach eine Angebotsknappheit von Kaffee widerspiegelt, sondern auch eine abnehmende Beherrschbarkeit sich gegenseitig verstärkender Stressfaktoren.
15.11.2021 - Arndt Kümpel
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