Nel ASA geht die Puste aus, Varta bleibt im Krisenmodus, auch Plug Power kann nicht recht punkten doch Porsche jagt nach neuen Kursrekorden
Längst nicht jeder kann von der Erholung an den Börsen profitieren
Am gestrigen Dienstag setzte sich die gute Stimmung an den Märkten fort. Angetrieben von erfreulichen Zahlen aus dem US-Bankensektor arbeiteten die Bullen weiter an einer Erholung und ließen sowohl Dow Jones als auch wichtige europäische Indizes steigen. Trotz dieser allgemein positiven Entwicklung gab es aber mancherorts auch rote Vorzeichen zu sehen.
Im Falle von Nel ASA (NO0010081235) hatten Anleger es gestern mit gemischten Gefühlen zu tun. Zwar ist es erst einmal erfreulich, dass der Titel sich um weitere 2,9 Prozent verbessern konnte. Manch einer dürfte sich nach der Meldung eines neuen Großauftrags aber mehr erhofft haben. Denn bisher bleibt es noch bei einem sehr niedrigen Kursniveau.
Per Handelsschluss blickten die Anteilseigner auf einen Kurs von gerade einmal 1,11 Euro. Aus charttechnischer Sicht gibt es daran nicht viel Positives zu finden. Einzig die Tatsache, dass kein Absturz in Pennystock-Gefilde erfolgt ist, dürfte die Aktionäre milde stimmen. Mit einer großen Erholungsrallye ist unterhalb von 1,20 Euro aber so gar nicht zu rechnen. Bleibt also zu hoffen, dass den Käufern nicht allzu schnell die Puste ausgehen wird.
Varta im Visier der Leerverkäufer
Sehr viel düsterer sieht es derzeit wieder bei Varta (DE000A0TGJ55) aus, wo nach einer kurzen Erholung wieder rote Vorzeichen festgestellt werden mussten. Nach Verlusten von 1,37 Prozent ging es hier bis auf 31,63 Euro abwärts. Die Verfechter haben dafür auch schon einen Schuldigen gefunden, und zwar in Form der Leerverkäufer. Die sind tatsächlich auffallend aktiv bei Varta und haben sich auch nach den letzten Rückschlägen keinen Meter zurückgezogen.
Dafür haben sie allerdings auch gute Gründe, denn die Probleme für den Batteriehersteller scheinen immer größer und zahlreicher zu werden. Die gestrichene Prognose für das dritte Quartal ist da kaum mehr als ein Symptom. Am meisten Gegenwind entsteht durch die schmerzhaft hohen Preise für Energie und Rohstoffe, welche Varta nur zu einem sehr überschaubaren Anteil an die Kunden weiterreichen kann. Allzu schnell wird sich an dieser misslichen Lage wohl auch nichts ändern.
Plug Power im Rückwärtsgang
Nochmal deutlicher fielen die Kursverluste am Dienstag bei Plug Power (US72919P2020) aus. Am Nachmittag kratzte der Titel zwar noch an der wichtigen Linie bei 20 Euro. Dies sollte aber ein kurzes Vergnügen für die Bullen werden und bis Handelsschluss ging es bis auf 18,93 Euro in die Tiefe. Über den gesamten Tag ergab dich daraus ein Minus von nicht ganz zwei Prozent.
Offenbar hält sich das Vertrauen auf eine größere Erholung in engen Grenzen. Entsprechend nutzten viele schon vergleichsweise geringe Kursgewinne, um Gewinne in die Tat umzusetzen oder Verluste zu begrenzen. Diese recht frühe Gegenbewegung in einem eigentlich freundlichen Marktumfeld lässt tief blicken. Es zeigt sich daran, wie schwer die Anleger sich mit spekulativen Investments tun und spricht auch dafür, dass Plug Power in naher Zukunft kaum mit einer Entspannung zu rechnen hat.
Porsche zündet den Turbo
Zu den Gewinnern zählte im Handel am Dienstag ganz klar die noch junge Aktie der Porsche AG (DE000PAG9113). Deren Börsenstart verlief etwas holprig und es reichte nicht immer, um sich über dem Ausgabepreis von 82,50 Euro zu halten. Kurze Schwächephasen dürften aber spätestens jetzt in Vergessenheit geraten sein. Denn nachdem die Porsche-Aktie zu Wochenbeginn die 90-Euro-Linie wieder erobern konnte, strebte sie gestern weiter in Richtung Norden.
Mit einem Plus von 2,02 Prozent ging es bis auf 92,12 Euro aufwärts. Zeitweise konnten sogar Höchststände von bis zu 92,70 Euro beobachtet werden. Damit ist das Papier sehr nahe an den bisherigen Kursrekord in Höhe von 93,28 Euro gelangt. Sollte die gute Stimmung an den Märkten anhalten, dürften neue Kursrekorde nur eine Frage der Zeit sein. Spätestens mit der 100-Euro-Marke dürften sich momentan aber auch Optimisten eher schwertun.
Das Hoffen geht weiter
Eigentlich gab und gibt es an den Börsen kaum einen Grund zur Entwarnung. Noch immer steht Europa und besonders Deutschland inmitten einer mittelschweren Energiekrise, welche direkt den Weg in die Rezession zu ebnen scheint. Die Zugewinne der letzten Tage lassen sich vornehmlich damit erklären, dass die Anleger sich schlicht kaum noch schlimmere als die bereits eingepreisten Szenarien vorzustellen vermögen. Die daraus resultierenden Zugewinne sind hübsch anzusehen, sie können sich im Zweifel aber auch schnell wieder in Luft auflösen.
19.10.2022 - Andreas Göttling-Daxenbichler
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